Mundart Der „Daach der kölschen Sproch“

Köln · In den kölschen Liedern und im Karneval ist die Kölner Mundart noch sehr präsent. Im Alltag wird dagegen immer seltener Kölsch gesprochen. Die Unesco zählt Kölsch daher zu den vom Aussterben bedrohten Sprachen.

Der Altermarkt mit dem Rathausturm und dem Jan-von-Werth-Brunnen ist das Herz der Altstadt und des Aktionstages.

Foto: step/Eppinger

Dieser Entwicklung soll ein neuer „Tag der kölschen Sprache“ nun entgegenwirken. Erstmals wird der Aktionstag am 29. September stattfinden und sich beim Termin an den „Europäischen Tag der Sprache“ anlehnen, der immer am 26. September ausgerufen wird. Künftig wird der „Daach der kölschen Sproch“ daher jedes Jahr am Sonntag davor oder danach stattfinden.

„Janz Kölle spricht Kölsch, zumindest für einen Tag. Das Ganze ist eine Hommage an die kölsche Sprache. Sie ist das Herz und die Seele unserer Stadt und ein lebendiges Zeugnis unserer Geschichte und Kultur. Diese Sprache stiftet Identität und hat auch eine nestwärmende Komponente“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Das Kölsch auch für kommende Generationen bewahren

Aber diese könne nur lebendig bleiben, wenn sie auch im Alltag noch gesprochen wird, sagt Reker, die ihre Fähigkeit, Kölsch zu sprechen, vor allem ihrem Großvater zu verdanken hat. „Wenn ich bei der Prinzenproklamation die richtigen Worte finden muss, denke ich noch oft an meinen Opa. Dass Kölsch auch für die kommenden Generationen erhalten bleibt, können wir nur sicherstellen, wenn diese Sprache aktiv gelebt und wieder stärker gesprochen wird.“

Die Idee zum „Daach der kölschen Sproch“ stammt vom Bläck Fööss-Gründungsmitglied Bömmel Lückerath. „Die kölsche Sprache spiegelt die kölsche Mentalität. ‚Uns Sproch es Heimat‘ war vor einigen Jahre daher ein sehr treffendes Zochmotto“, erklärt der Musiker. Vor mehr als 50 Jahren hätte die Gründung der Bläck Fööss der kölschen Sprache zu einem neuen Aufschwung verholfen. „Jetzt, gut 50 Jahre danach, braucht Kölsch in Zeiten gesellschaftlicher Veränderungen neue Impulse. Die kölsche Sprache muss im Alltag wieder präsenter werden, sonst verschwindet sie und damit verlieren wir unsere Identität und unsere Unverwechselbarkeit.“

Die kölsche Sprache bietet
einen wichtigen Mehrwert

Unterstützung bekommt Lückeraths Initiative neben der Oberbürgermeisterin unter anderem vom Brauchtumsspezialisten Wolfgang Oelsner sowie vom Vorsitzenden der Freunde und Förderer des kölschen Brauchtums, Bernhard Conin. „Ich habe im Berufsleben oft gespürt, wie Kölsch als Türöffner funktioniert und für eine schnelle Verständigung und mehr Empathie sorgt. Das macht den Mehrwert dieses Regiolekts aus“, sagt Oelsner.

Der Aktionstag biete die Chance, nach innen und nach außen zu wirken. „Die Menschen sollten sich bewusst machen, welchen Goldschatz sie mit ihrer Sprache besitzen. Mehr Kölner sollten sich trauen, regelmäßig Kölsch zu sprechen. Das gilt auch für Menschen, die nicht in Köln geboren sind. Es ist wichtig, dass die Mundart nicht wie eine Mauer wirkt, die Menschen ausgrenzt. Wichtig ist auch, das Kölsche nicht nur auf die Lieder und den Karneval zu beschränken. Damit würde man die Kraft dieser Sprache verschenken, die auch in anderen Lebenssituationen ihre Bedeutung hat.“

Veranstaltungen soll es im gesamten Stadtgebiet geben

Die Zentrale des „Tags der kölschen Sprache“ wird am 28. September das Rathaus sein. Aktionen soll es aber im gesamten Stadtgebiet geben. „Wir fordern alle auf, sich zu beteiligen. Dazu stehen wir bereits mit verschiedenen Institutionen wie Museen, Theatern, Verlagen und Karnevalsgesellschaft in Kontakt. Am genauen Programm arbeiten wir gerade noch. Dieses wird dann am 1. September bekannt gegeben. Möglich sind kölsche Führungen in der Stadt genauso wie ein Speakers‘ Corner am Jan-von-Werth-Brunnen. Und wer sein großes Wohnzimmer für eine Veranstaltung nutzen möchte, ist genauso willkommen“, betont Bernhard Conin.

Fest steht bereits jetzt, dass am 29. September im Rathaus der Lehrer-Welsch-Preis der Kölner Sektion des Vereins Deutsche Sprache vergeben wird. Kölsch soll aber nicht nur auf den Theaterbühnen oder in den Konzertsälen zu hören sein, sondern auch in den Parks, auf den Plätzen, in den Kneipen und Cafés, in den Straßenbahnen oder in den Sportzentren.

„Alle Kölner - alteingesessene und zugezogene - können sich an diesem Tag beteiligen und mit eigenen Aktionen dazu beitragen, Menschen für die kölsche Sprache zu begeistern und den Dialekt in all seinen Nuancen im Alltag wieder aufleben lassen“, sagt Conin. Veröffentlicht wird das Programm ab Anfang September auf der Homepage des Kölnischen Stadtmuseums unter: