Film- und Medienstiftung zieht nach Köln „Mit einer solchen Entscheidung kann man nie alle glücklich machen“

Düsseldorf · Die Film- und Medienstiftung verlässt Düsseldorf. Neuer Standort soll ab dem kommenden Jahr Köln sein. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Walid Nakschbandi über die Gründe seiner Entscheidung und die Folgen.

Walid Nakschbandi ist seit Anfang dieses Jahres Geschäftsführer der Film- und Medienstiftung NRW.

Foto: Film- und Medienstiftung NRW_Hojabr Riahi

Wer auf dem Uecker-Platz im Hafen steht und Richtung Rhein schaut, dem springt eine Beschriftung ins Auge, die an der Fassade des Hauses Kaistraße 14 angebracht ist. Film- und Medienstiftung NRW steht dort (noch) zu lesen. Dahinter verbirgt sich ein Unternehmen, das 1991 in Düsseldorf gegründet wurde und es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Film- und Medienkultur sowie die Film- und Medienwirtschaft in NRW zu stärken. Konkret bedeutet das etwa Film- oder TV-Produktionen, Serien, Games, Webcontent, die Entwicklung von Hörspielen, den Filmnachwuchs und die Modernisierung von Kinos im Land zu fördern. Außerdem repräsentiert die Stiftung das Bundesland im In- und Ausland, beispielsweise auf Festivals und Messen wie in Cannes, Venedig oder bei der Berlinale.

Da NRW dabei immer im Mittelpunkt steht, lag es nahe, die Landeshauptstadt zum Standort der Film- und Medienstiftung zu wählen. Auch wenn die Mehrheit der Gesellschafter – neben dem Land NRW der WDR, das ZDF, RTL und Pro Sieben Sat 1 – in Köln sitzt.

Als Walid Nakschbandi Anfang 2024 die Geschäftsführung von Petra Müller übernahm, hätte er mit allem gerechnet, nur nicht, dass es zu seinen dringlichsten Aufgaben gehören würde, einen Umzug zu organisieren. Denn die neue Eigentümerin des Hauses Kaistraße 14, die Arthena Foundation, plant umfangreiche Umbaumaßnahmen. Die werden mehrere Jahre dauern. Bekannt war das Vorhaben schon länger. Ebenso die Tatsache, dass nach Abschluss für die Film- und Medienstiftung weniger Raum zur Verfügung stehen würde.

Weder die Arthena Foundation, noch die Stadt Düsseldorf, als vorherige Eigentümerin des Gebäudes, konnten gegenüber der Film- und Medienstiftung konkrete Angaben dazu machen, wo die rund 50 Mitarbeitenden der Förderanstalt zwischenzeitlich unterkommen würden und für wie lange ein Ausweichquartier gesucht werden müsste. „Damit verbunden war die Frage, was macht so eine Transitsituation mit den Kolleginnen und Kollegen? Wie gestalten wir unsere Arbeit, bis wir wieder zurückkommen können?“, fasst Nakschbandi die Ausgangslage zusammen: „Diese Unsicherheit war schließlich ausschlaggebend für die Entscheidung, nach einer dauerhaften Lösung zu suchen.“

Also begann man sich sowohl in Düsseldorf als auch in Köln nach einem geeigneten neuen Standort umzuschauen. Ein Umzug in die Domstadt sei schon seit Jahren virulent gewesen, meint Nakschbandi. „Ich bin in dieser Frage leidenschaftslos, denn ich bin in beiden Städten gern“, gibt er zu. Er sei, so erzählt Walid Nakschbandi, in der Region zwischen Köln und Düsseldorf aufgewachsen. Außerdem pendelt er ohnehin jeden Tag in die Stadt. Da mache es keinen Unterschied, ob er in die eine oder andere Richtung fährt.

In Köln sind zahlreiche Produktionsfirmen ansässig

Zur Wahrheit gehört auch, dass man sich in Köln schon seit Jahren um die Film- und Medienstiftung bemüht hat. In der Domstadt sind nicht nur die großen Sender ansässig, auch zahlreiche Produktionsfirmen und Kreativbüros. Bürgermeisterin Henriette Reker versüßte den Umzug außerdem mit der Zusicherung, dass sich die Stadt in den nächsten drei Jahren an den Mietkosten des neuen Domizils im Deichmannhaus am Kölner Hauptbahnhof beteiligen werde. Das Zugeständnis schlägt mit jährlich 80 000 Euro zu Buche. Der Mietvertrag ist zunächst auf zehn Jahre geschlossen, mit der Option einer Verlängerung. „Wir werden den Großteil der Umzugskosten aus dem eigenen Budget finanzieren müssen“, resümiert Nakschbandi. Im Raum steht dafür ein Betrag in Höhe von 300 000 Euro.

In Düsseldorf scheint hingegen das Interesse, die Film- und Medienstiftung in der Stadt zu halten, nicht sehr groß gewesen zu sein. Ursprünglich stand eine Fläche an der Kaistraße von rund 1500 Quadratmetern zur Verfügung. Nach dem Umbau wäre mit 980 Quadratmetern nicht nur weniger Raum für die Mitarbeitenden gewesen. Auch die Kosten für die Zwischenlösung, verbunden mit dem Umzug zurück in den Hafen, waren ein wichtiges Argument gegen Düsseldorf. Im neuen Domizil hat die Förderanstalt zwar nur 1100 Quadratmeter, doch sei der Schnitt der Räume anders als im Medienhafen, erklärt der Geschäftsführer. Dort könne man die Mitarbeitenden besser unterbringen, als in der alten Wirkstätte. Außerdem sei die zentrale Lage direkt am Hauptbahnhof ein wichtiger Aspekt. Denn ein Teil der Mitarbeitenden müsse künftig pendeln. „Fairerweise muss man sagen, dass es für viele eine völlig neue Situation ist“, gibt der Chef zu und ergänzt: „Mit einer solchen Entscheidung kann man nie alle glücklich machen.“ Tatsächlich gebe es auch Mitarbeitende, die diesen Weg nicht mitgehen können oder möchten.

Nakschbandi ist es wichtig, zu betonen, dass „auch wenn wir zukünftig von Köln aus operieren, wir natürlich weiterhin in Düsseldorf aktiv bleiben“. Zumal es Regionen seien, in denen Kunst und Kultur in unterschiedlicher Form stattfänden: „Schaut man zurück, muss man zugeben, dass auch von Düsseldorf aus in Richtung Köln Kontakte gepflegt und gelebt wurden.“