Gerhard Richter Gerhard Richter: Museum Ludwig zeigt die besten Werke zum 90. Geburtstag

Köln · Das Museum Ludwig präsentiert vom 1. Februar bis 1. Mai eine Auswahl der Werke Gerhard Richters aus seinem Bestand. Gezeigt werden sowohl Arbeiten, die Personen oder Gegenstände abbilden, als auch abstrakte Malerei sowie Scheiben und Spiegel.

 Das 1981 geschaffene Gemälde „Krieg“ von Gerhard Richter.

Das 1981 geschaffene Gemälde „Krieg“ von Gerhard Richter.

Foto: Gerhard Richter/Rheinisches Bildarchiv, Köln

Das Museum Ludwig, das Gerhard Richter selbst scherzhaft als sein „Heimatmuseum“ bezeichnete, beherbergt einige der bedeutendsten Werke des Künstlers. Seine Gemälde „Ema“ (Akt auf einer Treppe) von 1966 und „Fünf Türen“ von 1967 gehörten zur Gründungsschenkung des Sammlerehepaares Peter und Irene Ludwig an das Museum 1976. Es folgten weitere Schenkungen und Ankäufe, so der monumentale, 1971 bis 1972 entstandene Beitrag für die Venedig-Biennale „48 Porträts“, das 1981 geschaffene Gemälde „Krieg“, später die „11 Scheiben“ von 2003 oder „Zwei Grau“ von 2016. Den jüngsten Neuzugang bilden die „Neun Objekte“, ein 1969 geschaffenes Portfolio mit Offsetdrucken, das die Initiative Perlensucher der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig 2021 für das Museum Ludwig erworben hat.

Richter schafft gemalte
Illusionen von Räumlichkeit

Während „Ema“ das erste farbige sogenannte Fotobild in Richters Œuvre bildet, eine großformatige, verschwommene Abmalung der Fotografie eines privaten Sujets, gehören die „Fünf Türen“ zur Gruppe seiner Konstruktionen. In ihnen schafft Richter anhand regelmäßig strukturierter Motive – wie Gitter, Fenster oder Vorhänge – gemalte Illusionen von Räumlichkeit, die den Malvorgang als solchen wie auch die Vorstellungen der Betrachtenden vom Bild hinterfragen.

Die formal reduzierte, alltägliche Sequenz einer sich öffnenden Tür, die sukzessive den Blick in einen leeren, unbestimmten Raum frei gibt, zeigt Richters Interesse am Spiel mit Scheinhaftigkeit und Realität „hinter“ dem Bild, mit unseren Erwartungshaltungen, deren Erfüllung oder aber deren Unterlaufen und (Ent-)Täuschung. Mit dem fünfteiligen Gemälde werden auch einige begleitende Zeichnungen zu den Türklinken präsentiert, die ebenfalls 1976 in die Sammlung kamen. Die „Fünf Türen“ werden nach ihrer umfangreichen Restaurierung, gefördert durch das Land NRW, wieder präsentiert.

Um die Frage des Bildes als Illusion kreist Richter auch in seinen diffus spiegelnden Objekten, wie „Zwei Grau“ oder „11 Scheiben“. Die Schöpfung visueller Räumlichkeit, wie sie der Künstler vielschichtig mit den Mitteln der Malerei ins Bild setzt, erzeugt er hier im Material selbst, in der Email-Beschichtung auf makellos glattem Floatglas oder dem nebelhaften Tiefensog der Spiegelung in hintereinander gestaffelten, spezial beschichteten Glasscheiben.

Wie sehr sich solche verstörenden, die eigene Wahrnehmung und den künstlerischen Illusionismus hinterfragenden Elemente durch Richters gesamtes Schaffen ziehen, zeigen nicht zuletzt auch die „Neun Objekte“ aus dem Jahr 1969, Offsetdrucke nach Fotografien, die Gerhard Richter von selbst gebauten Holzobjekten gemacht hatte. Die damals professionell nach Angaben des Künstlers irritierend retuschierten Aufnahmen verbildlichen Richters Auseinandersetzung mit Illusion und Wirklichkeit. So notierte er: „Illusion, besser Anschein, Schein ist mein Lebensthema.“