Petersglocke Glockenkonzert und Ausstellung zum 100. Geburtstag des „Decken Pitter“
Köln · Der „Decke Pitter“ – die Petersglocke des Kölner Doms – feiert morgen seinen 100. Geburtstag. Am 5. Mai 1923 wurde die tontiefste freischwingende Glocke der Welt im thüringischen Apolda gegossen.
Zum Geburtstag der Petersglocke findet in Köln ein Europäischer Glockentag statt, der vom Beratungsausschuss für das Deutsche Glockenwesen veranstaltet wird. Geplant sind Vorträge, Ausstellungen, Konzerte, Gottesdienste, Geläutevorführungen, Turmbesteigungen, ein Glockenspaziergang durch die Kölner Altstadt und ein öffentlicher Glockenguss auf der Papstterrasse an der Südseite des Doms.
Eine der zu gießenden Glocken ist für die Elendskirche in der Südstadt bestimmt, die seit dem Zweiten Weltkrieg „ohne Stimme“ ist. Für das wissenschaftliche Programm in Form von Vorträgen und Diskussionen sorgt das Deutsche Glockenmuseum, das sein 30. Kolloquium zur Glockenkunde morgen und am Samstag in Köln stattfinden lässt, das mit insgesamt 140 Teilnehmern aus neun europäischen Ländern bereits ausgebucht ist. Das ausführliche Programm zum Europäischen Glockentag gibt es im Internet.
Die Klaraglocke: Ein besonderes Geburtstagsgeschenk
Zum 100. Geburtstag der Petersglocke hat sich der Kölner Dom zudem ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk gemacht: In den Vierungsturm des Doms ist eine Glocke zurückgekehrt, die dort bereits im 19. Jahrhundert hing und später an der Außenseite des Südquerhaushochdachs unter anderem als Alarmglocke diente: die sogenannte Klaraglocke. Sie verstärkt mit ihrem Durchmesser von rund 48 Zentimetern und ihrem Gewicht von rund 70 Kilogramm die Petersglocke als mit Abstand kleinste Schwester unter den Glocken des Doms.
Die 1621 gegossene Glocke, die ursprünglich möglicherweise aus dem Klarissenkloster am Römerturm stammt, ist im vergangenen Jahr zunächst umfassend gereinigt worden. Im Anschluss wurde eine Aufhängung für die historische Glocke geplant und ausgeführt. Im März wurde die mit einem neuen Klöppel ausgestattete Glocke in den Vierungsturm des Doms hochgezogen und dort im hölzernen Glockenstuhl befestigt. Am Freitag läutet sie das morgendliche Kapitelsamt um 8 Uhr ein und ist beim abendlichen Glockenkonzert zwischen 20 und 21 Uhr zu hören.
Das Glockenkonzert ist ein Höhepunkt des morgigen Geburtstages des „Decken Pitters“, bei dem alle zwölf Domglocken zu einem einstündigen Glockenkonzert am Dom erklingen. Das Glockenkonzert eröffnen die 1448 gegossene Pretiosa und das spätmittelalterliche Großplenum. Anschließend folgt ein Solo der Petersglocke. Danach stellt sich die Klaraglocke ihren neuen Nachbarinnen im Vierungsturm vor. Es folgen Kombinationen auf Basis der Dreikönigenglocke und der Speciosa, Kombinationen auf Basis der Pretiosa und der Petersglocke sowie im Finale das Zusammenspiel aller zwölf Domglocken in ungewohnter Folge. Das Glockenkonzert wird live aus den beiden Glockenstühlen des Kölner Doms gestreamt und unter anderem vom Domradio übertragen.
Anlässlich des 100. Geburtstags der Petersglocke wurde auch die Internetseite des Kölner Doms um ein großes Hintergrund-Special ergänzt – mit historischen Fotos, Zitaten, Fun-Facts und einem interaktiven 3D-Modell der Glocke, mit dessen Hilfe man die Großglocke aus jedem beliebigen Blickwinkel unter die Lupe nehmen kann. Außerdem: Der „Decke Pitter“ in Zahlen und ein Video, in dem die Petersglocke zunächst solistisch läutet – bis allen übrigen Domglocken einstimmen.
Zum Jubiläum der größten Glocke des Doms hat Diakon und Büttenredner Willibert Pauels („Ne Bergische Jung“) eine musikalische Liebeserklärung an den „Decken Pitter“ auf den Markt gebracht: Sein Stimmungslied „Decker Pitter – Du Kölsches Klangjewitter“ ist ab sofort auf allen gängigen Download- und Streamingportalen verfügbar. Ein funkiger Ohrwurm in kölscher Sprache, in dem auch die Petersglocke selbst ertönt – und der zum Mitsingen und Mitfeiern einlädt.
Doch das ist nicht alles: Auch die jährliche Sommerausstellung des Domforums und der Kölner Dombauhütte ist in diesem Jahr dem 100-jährigen Bestehen der Petersglocke gewidmet. Sie entstand in enger Kooperation mit dem Historischen Archiv des Erzbistums Köln und ist zunächst bis Sonntag und erneut vom 24. Juni bis zum 6. August im Foyer des Domforums zu sehen.
Auf vier bebilderten Stelen wird über die Vorgeschichte der Glocke, ihre Entstehungsgeschichte und deren historischen Hintergrund sowie über das weitere Schicksal des „Decken Pitters“ informiert. Zur Ausstellung ist auch eine ausführliche Broschüre entstanden, die für 3 Euro im Domforum erhältlich ist.