Kirche Jubiläum: Blick auf 700 Jahre Domchor

Köln · Das laufende Jahr stand beim Kölner Dom im Zeichen eines großen Jubiläums – vor 700 Jahren wurde der gotische Domchor durch Erzbischof Heinrich II. geweiht. Es war im Jahr 1322 der offizielle Abschluss des ersten Bauabschnitts zum neuen Dom, der erst Jahrhunderte später komplett fertiggestellt werden konnte.

700 Jahre im Dom: Blick in den Binnenchor mit dem Dreikönigenaltar und dem Hochaltar.

Foto: Hohe Domkirche/Matz + Schenk

Mit zahlreichen Gottesdiensten und Veranstaltungen wurde dieses besondere Jubiläum im vergangenen Jahr feierlich begangen.

Auch die Neuausgabe des Kölner Domblatts steht ganz im Zeichen der vergangenen 700 Jahre. So findet sich als Titelbild eine kolorierte Lithografie des Kölner Stadtbaumeisters Johann Peter Weyer von 1827, die den mittelalterlichen Domchor von Osten zeigt. Auch die wissenschaftlichen Aufsätze im Buch legen ihren Schwerpunkt auf den Domchor und seine Baugeschichte.

Seit 1948 erscheint
das Domblatt als Jahrbuch

Das Domblatt selbst gibt es seit 180 Jahren. 1842 wurde es erstmals als Beilage der Sonntagsausgabe der Kölnischen Zeitung herausgegeben und erschien so bis ins Jahr 1892. Zum Domjubiläum 1948 wurde es wiederbegründet und wird seitdem als Jahrbuch veröffentlicht.

Zu den zentralen Elementen zählt der Bericht von Dombaumeister Peter Füssenich, der in den vergangenen Jahren in der Dombauhütte einen Generationswechsel bewältigen musste. Ein Schwerpunkt der Baustellen am Dom war die Konservierung des mittelalterlichen Trachytmauerwerks des Chorkapellenkranzes. Dazu kamen die Fortführung der Restaurierungsarbeiten an der Südquerhausfassade, am Michaelsportal und im Bereich des Strebewerks auf der Südseite des Doms.

Neben der Restaurierung der mittelalterlichen Chorobergadenfenster und der Teilrekonstruktion von Fenstern des Welterzyklus im Querhaus-Obergaden lag der Fokus in der Kölner Glasrestaurierungswerkstatt auf der Wiederherstellung der Obergadenfenster aus dem Langhaus der Pariser Kathedrale Notre-Dame, die bei dem verheerenden Brand des Gotteshauses 2019 in Mitleidenschaft gezogen worden waren.

Zu den besonderen Ankäufen des Dombauarchivs zählen unter anderem eine Figurenkonsole aus Holz des mittelalterlichen Domkrans sowie ein um 1920 entstandenes Modell des Kopfes des hl. Michael für das Kriegerdenkmal von Georg Grasegger.

Vorgestellt werden im neuen Domblatt vom stellvertretenden Dombaumeister Albert Distelrath und von der Leiterin der Steinrestaurierungswerkstatt Tanja Pinkale das Erhaltungskonzept für den Drachenfelstrachyt bei der begonnenen Konservierung der Chorkranzkapellen. Dabei zeigte sich, dass dort ein Großteil der mittelalterlichen Bausubstanz noch erhalten geblieben ist – inklusive der Originaloberflächen mit den Spuren der mittelalterlichen Werkzeuge.

Weitere wissenschaftliche Beiträge blicken auf die Baugeschichte und Liturgie des gotischen Domchores, das Patrozinium der zugehörigen Sakristei sowie die hochgotische Domskulptur. Unter dem Begriff Patrozinium versteht man die Schutzherrschaft eines Heiligen (in Köln der Apostel Petrus) über eine Kirche und das Patronatsfest, das am liturgischen Gedenktag des Schutzpatrons begangen wird.

So ergänzt Maren Lüpnitz in ihrem Beitrag die bisherige Baugeschichte des mittelalterlichen Domchores um neue bauhistorische Betrachtungen, die zeigen, wie sich der Bauprozess vollzogen hat und wie die Bautechnik damals aussah. Tobias Kunz blickt auf die Madonna-Engel-Gruppe in der Domschatzkammer und stellt deren Bezüge zur französischen Kathedralskulptur der Mitte des 13. Jahrhunderts vor.

Den Übergang von karolingischen zum gotischen Dom hat Andreas Odenthal in seinem wissenschaftlichen Aufsatz im Blick, während sich Stefan K. Langenbahn mit dem Thomas-Becket-Patrozinium der 1277 durch Albertus Magnus geweihten Domsakristei auseinandersetzt. In einem kleineren Beitrag von Julia Noll geht es um die Stifterscheibe des Christusfensters im Dom und um eine Geburt-Christi-Scheibe aus St. Cäcilien, die sich im Glasdepot des Doms befindet.

 

Kölner Domblatt – Jahrbuch des Zentral-Dombau-Vereins, Kölner Domverlag, 304 Seiten, 28 Euro