Sport Wie aus zwei Fußballvereinen am Rhein ein kölscher Kultklub wurde

Köln · Der 1. FC Köln ist für viele seiner Fans zu einer sportlichen und identitätsstiftenden Heimat geworden. Beim FC wird gejubelt und geflucht, gefeiert und gestritten, gesungen und getrunken. Der FC ist ganz offiziell ein Karnevalsverein und gehört in der Domstadt fest zum Alltag der Menschen.

Im Jahr 1978 konnten die FC-Spieler Heinz Flohe (l.) und Hannes Löhr das Double bejubeln.

Foto: Wilhelm Leuschner

Sein Maskottchen, der Geißbock Hennes, ist so allgegenwärtig wie die beiden Domspitzen. Und rot-weiße FC-Fahnen und -Aufkleber finden sich auch außerhalb der Saison an zahlreichen Häusern und Autos. Mit seinen mehr als 120.000 Mitgliedern ist der „Effzeh“ der größte Sportverein der Stadt und der sechstgrößte in Deutschland.

1948 startet der FC
in seine erste Saison

Im kommenden Jahr kann der Erstligist auf sein 75-jähriges Bestehen zurückblicken. Entstanden ist der FC aus zwei Kölner Fußballvereinen. Während man bei der Spielvereinigung Sülz 07 noch leidenschaftlich diskutierte, konnte man sich beim Kölner Ballspiel-Club 01 sofort für die geplante Fusion begeistern. Am 13. Februar 1948 versammeln sich die Vorstände beider Vereine zur Gründung des 1. Fußball-Clubs Köln 01/07 e.V.

Schon der Name zeigt die hohen Ansprüche des FC in der Gründungsphase – der erste Präsident Franz Kremer will von Beginn an nicht weniger als die ganz großen Titel nach Köln holen. Aber zunächst gibt es Startschwierigkeiten. Den geplanten Aufstieg in die Oberliga West vermasselt Rhenania Würselen. Die Kölner, die bereits zwei Tage nach ihrer Gründung in die Rheinbezirksliga gestartet sind, müssen sich noch etwas gedulden.

Den Blick zurück auf die vergangenen 75 Jahre werfen die Autoren und FC-Experten Dirk Unschuld und Frederic Latz in ihrer im Werkstatt-Verlag erschienenen Chronik. Erzählt wird die Geschichte des Kultklubs zunächst Saison für Saison mit allen sportlichen Höhe- und Tiefpunkten von der Gründung 1948 bis zur laufenden Saison.

Es geht um berühmte Trainer wie Hennes Weisweiler, der sich in der Saison 48/49 noch als Spielertrainer über den Neuzugang Hans Schäfer und den Aufstieg in die Oberliga freuen kann. In der Folgesaison gehen die Erfolge weiter und Maskottchen Hennes feiert 1950 bei einer Karnevalssitzung seine Premiere. Ihm ist im Buch ein eigenes Kapitel gewidmet. In der Saison 52/53 kommt der FC erstmals in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, der Titel wird aber noch nicht geholt.

1954 etabliert sich der FC in der Spitzenregion und kann seine Weltmeister Hans Schäfer und Paul Mebus feiern. Und wie so oft beim FC liegen Freude und Leid nah beieinander. In der Folgesaison kämpft man gegen Abstieg. Zu den bekanntesten Trainern des FC gehört Zlato „Tschik“ Cajkovski, der 1955 nach Köln kommt. Prominenten Besuch bekommt der Kölner Klub in der Saison 60/61 mit Real Madrid in Müngersdorf.

Seine erste Meisterschaft holte der FC mit Hans Schäfer und Trainer „Tschik“ Cajkovski im Jahr 1962. Weitere Meistertitel gibt es in den Jahren 1964 mit Wolfgang Overath in der neuen Bundesliga und 1978 unter anderem mit Dieter Müller, Toni Schumacher und Gerd Strack. Das Double kommt 1978 an den Rhein. Den Pokal holt man im Finale gegen Düsseldorf. Im selben Jahr stoßen mit Pierre Littbarski und Bernd Schuster neue Stars zum FC.

Auch die Folgejahre bleiben eher wechselhaft, den großen Titel kann der FC nicht mehr nach Köln holen. Immer wieder gibt es große Stars in den Reihen des FC, von Klaus Allofs über Thomas „Icke“ Häßler, Toni Polster und Dirk Lottner bis zu Lukas Podolski, der 2003 zum FC stößt, sowie Anthony Modeste.

Bei den Trainern prägen Persönlichkeiten wie Christoph Daum, Ewald Lienen, Peter Stöger oder aktuell Steffen Baumgart die rote-weiße Vereinsgeschichte. Auch Skandale, wie der nach der Veröffentlichung von Toni Schumachers Buch „Anpfiff“, oder emotionalen Auf- und Abstiege gehören dazu. Nach dem sechsten Aufstieg gehört der FC seit der Saison 2019/20 wieder zur ersten Liga. In deren ewiger Tabelle belegt er den neunten Platz.

Der Blick fällt in der Chronik zudem auf die FC-Frauen und auf ihren Weg von Brauweiler ans Geißbockheim. Weitere Kapitel blicken auf die Fans des FC, auf das Stadion als Ort der Leidenschaft und das Geißbockheim als Heimat des Erstligisten. Abgerundet wird das gewichtige Buchprojekt durch einen ausführlichen Statistikteil.

 

Dirk Unschuld, Frederic Latz: 1. FC Köln. Die Chronik, Verlag Die Werkstatt, 566 Seiten, 75 Euro