Buchtipp Wenn der Friedhofsgärtner zum Ermittler wird
Köln · Eigentlich soll Friedhofsgärtner Konrad nur ein Grab eines Kölner Fabrikanten auflösen, der um 1900 zu Geld und Ansehen gekommen war. Doch der Unternehmer lag nicht alleine in seinem Grab. Mit der Unterstützung seines jungen Freundes, dem zehnjährigen Schüler Martin, findet Konrad unter dessen sterblichen Überresten einen weiblichen Oberschenkelknochen und den dazu gehörenden Schädel, der ein merkwürdiges Loch aufweist.
Fast zeitgleich begibt sich ein älterer Herr in Bogotá in seinen Flieger, um in seine Heimatstadt Köln zurückzukehren. Ihm folgen zwei düstere Gestalten aus der kolumbianischen Unterwelt, die den Rückkehrer nicht aus den Augen lassen. Doch der Zustand des Passagiers verschlechtert sich drastisch und noch vor der Landung in Köln/Bonn ist der Mann tot. Er wird direkt vom Flughafen zur Rechtsmedizin neben dem Melatenfriedhof gebracht. Gefolgt sind dem Leichentransport dabei die zwei Schatten, die ihre Zielperson auch tot nicht aus dem Blick verlieren wollen.
Kurze Zeit später überschlagen sich in Konrads Welt die Ereignisse. In der Rechtsmedizin wird der Pförtner von den Medizinern Benedikt Weiss und Josepha Roth mitten in der Nacht tot in einer der Kühlboxen entdeckt. Der Täter konnte fliehen, wobei er Konrad bei seinem nächtlichen Rundgang auf dem Friedhof über den Haufen rennt. Für Unruhe sorgt der unbekannte Fremde auch bei den Fröbelingern, Obdachlose, die wie Oma Gitti als Lebende ihre Heimat auf Melaten gefunden haben. Selbst Socke, der schlaue Fuchs, bekommt mit, dass etwas in seinem Revier los ist.
Nicht viel später wird von einer Seniorengruppe beim Walking im Grüngürtel eine weitere Leiche entdeckt - auch sie wurde brutal ermordet und weist da, wo einst ein Auge war, ein merkwürdiges Loch mitten im Gesicht auf. Kurze Zeit später wird auch noch der Juwelier Cornelius Walterscheid überfallen, bei dem Konrad gerade ein Geschenk für Martins Mutter Amalia gekauft hatte, die er in sein Herz geschlossen hat und bei der er sich mehr erhofft. Die Chancen stehen gut, denn am Sonntag ist er bei Mutter und Sohn zu Kaffee und Kuchen eingeladen.
Dabei gibt es für Konrad und Martin nun direkt mehrere Fälle, bei denen das ungleiche Ermittlerduo Lichts ins Dunkele bringen möchte. So recherchiert Konrad eifrig zur zusätzlichen Leiche im aufgelösten Grab und versucht gleichzeitig mit Martin mehr zu den aktuellen Todesfällen in Erfahrung zu bringen.
Die Polizei ist ebenfalls nicht ganz untätig. Auch hier ist ein ungleiches Ermittlerduo am Start. Kommissar Heribert Rehbein ist ein alter erfahrener Ermittler, der Konrad beim Besuch des Grabs seiner Mutter als Gesprächspartner schätzt. Dagegen ist sein junger Kollege Freese deutlich unentspannter und würde am liebsten den merkwürdigen Friedhofsgärtner und die subversiven Fröbelinger aus dem Verkehr ziehen.
Auch die beiden Kolumbianer bleiben in der Domstadt sehr aktiv, haben sie doch einen wichtigen Auftrag zu erledigen. Derweil ahnt Amalia, dass ihr Sohn und Konrad nicht nur einen gut 100 Jahre alten Fall ins Visier genommen haben, sondern auch gefährlichen Mördern aus der Jetztzeit auf der Spur sind.
Konrad muss sich neben seinen zeitaufwendigen Ermittlungen noch mit einem unangenehmen Gärtnerkollegen auf Melaten herumschlagen, der anders als Konrad die idyllische Natur dort am liebsten deutlich in ihre Grenzen weisen möchte. Auch Martin muss mit einem Ekel von Mitschüler zurechtkommen, der als reiches Unternehmersöhnchen schon ein Grab für seinen intelligenten Rivalen auf Melaten reserviert hat.
Doch dann überschlagen sich plötzlich die kriminellen Geschehnisse auf Melaten. Der Heimkehrer wird aus dem Grab geholt und geschändet. Die beiden Täter werden kurze Zeit später selbst erschossen und Juwelier wird als Halbbruder des Toten hilflos auf dem Friedhof gefunden. Mittendrin ist Martin in voller Kampfmontur und kann von Konrad und seiner Mutter gerade noch vor Schlimmeren bewahrt werden.
„Es rappelt in der Kiste“ von Thomas Krüger ist ein kurzweiliger und etwas ungewöhnlicher Köln-Krimi. So ungewöhnlich wie seine Handlung, die einen Zeitraum von mehr als 100 Jahre und zwei Kontinente umfasst, sind auch die beiden Ermittler, die mit ihren feinen Spürnasen selbst erfahrene Kommissare auf die richtige Spur bringen.
Thomas Krüger: Es rappelt in der Kiste, Heyne-Verlag, 464 Seiten, 12 Euro