Wie würden Sie den Soundtrack Ihres Lebens beschreiben?
Interview „Der Soundtrack meines Lebens“
Köln · Eine unvergessliche Filmmusik-Gala beim Münchener Tollwood-Festival hat Konstantin Wecker gerade als Livealbum „Der Soundtrack meines Lebens“ veröffentlicht. Für bekannte Regisseure wie Margarethe von Trotta oder Helmut Dietl hat er die Soundtracks ihrer Filme und Serien geschrieben.
Darunter waren auch die Titelmelodie der TV-Serie „Kir Royal“ oder die Filmmusik von „Schtonk“. Im Herbst geht der Musiker mit dem Soundtrack seines Lebens auf Tour und ist am 23. Oktober zu Gast in der Kölner Philharmonie. Bereits am 22. Oktober gibt es ein Gastspiel in der Düsseldorfer Tonhalle. Wir haben vorab mit ihm gesprochen.
Konstantin Wecker: Der Soundtrack meines Lebens hat zunächst viel mit den „Liedern meines Lebens“ zu tun, ein Programm, mit dem ich gerade auf Tour bin. Es geht aber auch um meine eigene musikalische Entwicklung. In der Kinderzeit habe ich gerne mit meinem Vater italienische Opern gesungen - ich war damals eine hinreißende Traviata. Außerdem habe ich als Kind im Chor gesungen, auch das hat mich geprägt. Später kam das Musikstudium in München hinzu. Mein Ziel war es, als großer Puccini-Verehrer Opernkomponist zu werden. Wichtig war zudem die Zeit, in der ich mich verstärkt für Poesie interessiert haben. Ich wollte diese rezitieren und singen. Schließlich kamen die ersten Aufträge für die Komposition von Filmmusik. Dabei habe ich sehr viel gelernt. So musste ich mich für einen Film über Karl Valentin und Liesl Karlstadt in die Musik der 20er Jahre einarbeiten. Es gab aber auch Begegnung mit Genres wie Jazz, Soul und Blues, die mich als Musiker geprägt haben. Und am Ende bin ich mit Schubert wieder bei der Klassik gelandet.
Wie sind Sie zur Filmmusik gekommen?
Wecker: Ich war zunächst als Darsteller in verschiedenen Filmen im Einsatz. Dann hat mich Margarethe von Trotta angesprochen und mir den ersten Auftrag erteilt, Musik für ihren Film zu komponieren. Ganz fremd war mir das nicht, da ich schon früher Musik für das Theater geschrieben habe. Später kamen dann Aufträge von Peter Patzak und Michael Verhoeven hinzu, alles Filmemacher, die ich sehr verehrt habe. Die Regisseure kannten meine Lieder und wussten, dass meine Musik zu ihren Filmen passt.
Was macht gut Filmmusik aus?
Wecker: Ganz zentral ist da das Einfühlungsvermögen in den Film. Das lernt man aber erst im Laufe der Jahre.
Sie haben auch für das Fernsehen Musik komponiert - wie die berühmte Titelmelodie der Serie „Kir Royal“.
Wecker: Mit Helmut Dietl habe ich lange zusammengearbeitet, auch bei seinem Film „Schtonk“. Es war nicht immer einfach mit ihm. Der Satz „Diese Musik ist nicht witzig“ fiel ständig. Es hat eine Weile gedauert, bis ich wusste, was er damit meint. Da gab es bei „Schtonk“ zum Beispiel eine Szene, in der die Leiche des Führers verscharrt werden sollte. Es fiel der skurrile Satz „Der Führer brennt nicht“. Dazu musste ich meine Musik so anlegen, dass sie dem Zuschauer ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Der Witz entsteht dabei aber erst im Zusammenhang mit dem Bild. Bei „Kir Royal“ habe ich fast ein Dutzend Melodien präsentiert und immer meinte Dietl, dass diese nicht witzig seien. Dann bin ich plötzlich nachts aufgewacht und hatte die Melodie für die Serie im Kopf. Danach habe ich noch direkt nachts Dietl angerufen und ihm das Ganze vorgepfiffen, er war total begeistert. Am nächsten Tag habe ich dann direkt alles aufgenommen. Helmut Dietl wusste immer ganz genau, was er wollte.
Wie haben Sie die Stücke für die CD und die im Herbst anstehende Tour ausgewählt?
Wecker: Ich habe einfach die Soundtracks mit den besten Melodien ausgewählt. Ich bin ein Melodienmensch und genau damit hatte ich bei meinem Kompositionsstudium Ende der 60er Jahre größte Probleme. Denn in dieser Zeit der atonalen Musik waren Melodien höchst verpönt und als Puccini-Verehrer hatte ich damals auch keine guten Karten. Daher habe ich das Studium abgebrochen und mich für die Kleinkunst entschieden. Das habe ich nie bereut. Mir fließen bis heute die Melodien einfach zu, so etwas kann man nicht lernen. Ins Programm geschafft habe es natürlich auch die besonders beliebten Soundtracks aus den Filmen mit Helmut Dietl und Margarethe von Trotta. Aber es gibt inzwischen so viel Filmmusik von mir, sodass ich auch problemlos einen zweiten Abend damit bestreiten könnte.
Was verändert sich bei der Tour im Herbst, die Sie auch in die Kölner Philharmonie führen wird?
Wecker: Leider kann ich aus organisatorischen Gründen nicht mit dem großen Orchester auf Tour gehen. So werde ich den „Soundtrack meines Lebens“ in einer kleineren Besetzung präsentieren. Es wird auch einen hohen Moderationsanteil bei den Konzerten geben. Im Alter wird man nach und einsichtiger mit sich selbst und traut sich auch, die Peinlichkeiten im Leben nicht mehr auszuklammern.
Welche Beziehung haben Sie zu Köln und zur Philharmonie?
Wecker: Die Beziehung zu Köln ist sehr gut. Im Senftöpfchen hatte ich bei Alexandra Kassen meine ersten Klubauftritte in Köln. Das war Ende der 60er und manchmal saßen nur vier oder sechs Leute im Saal. So etwas bleibt immer in der Erinnerung. Später habe ich Köln sehr oft besucht und mag das Publikum in dieser Stadt, weil es sehr aufmerksam ist. Die Kölner Philharmonie ist ein großartiger Raum für Konzerte und ich war in den vergangenen 30 Jahren fast jedes Jahr dort einmal zu Gast. Insofern wird das Kölner Konzert für mich auch ein gewisses Heimspiel.