Spannung Mord im Schatten des Kölner Operndebakels
Köln · Das bringt Unruhe in das vornehme Kölner Villenviertel Marienburg. Im Südpark wird eine prominente Journalistin mit einer Überdosis Heroin tot auf einer Parkbank gefunden. Hier führen normalerweise die Reiche der Stadt ihre teuren Rassehunde aus.
Doch jetzt muss eines dieser Tiere ohne seine Herrin auskommen. Und die wurde höchstwahrscheinlich ermordet.
Das findet Kommissarin Theresa Rosenthal von der Kölner Kripo schnell heraus. Eigentlich wollte Theresa ein ruhiges Osterwochenende zu Hause verbringen. Daher erklärt sie sich zunächst nur widerwillig bereit, sich an ihren freien Tagen an den Ermittlungen zu beteiligen. Doch von ihrem Chef erfährt sie, dass sich auch der Verfassungsschutz für das Verbrechen interessiert und dass dieser nicht sehr viel von einer Kooperation auf Augenhöhe mit der Kripo. Das motiviert die erfahrene Ermittlerin, auf freie Feiertage zu verzichten.
Dass die geheimen Dienste vor der Tür stehen, hat auch seinen Grund: Der Ehemann der Toten, Stefan Ruppert, ist Kulturstaatssekretär in Berlin und verkehrt in den höchsten Kreisen. Sein Alibi für die Tatzeit bekommt er ausgerechnet von einem Verfassungsschützer. Auch seine ermordete Frau hat bis vor Kurzem in Berlin gelebt, war aber augenscheinlich wegen eines neuen Jobs beim WDR von der Spree an den Rhein gekommen.
Doch die Arbeit für den Sender war nur ein Teil ihres journalistischen Engagements. Denn Claudia Ruppert, Spross einer bekannten, adligen Kölner Bankiersfamilie, war den großen Ungereimtheiten in der Politik auf der Spur und hatte sich als freie Journalistin dem Online-Forum „Rheinjunker“ angeschlossen, um unabhängig und investigativ Missstände aufzudecken und anzuprangern. Das erweckte das Misstrauen des Verfassungsschutzes, der versuchte das Forum in die rechte Verschwörungsecke abzuschieben.
Ihren Mann hatte die selbstbewusste Frau längst ins Abseits gestellt, nur die gemeinsame Tochter, die in England ein Internat besucht, ließ das Ehepaar in Kontakt bleiben. Ihre wahre Liebe galt Sandro Farinesi, ein italienischer Graf, der als Boulevardreporter mit seinen Geschichten auch in den höheren Berliner Kreisen schon für mächtig Unruhe gesorgt hatte.
Als er keine Nachricht von Claudia bekommt, reist er kurzerhand nach Köln, um der Sache auf den Grund zu gehen. Theresa muss ihm den Tod seiner Freundin mitteilen und bringt ihn bei ihrer Tante Clarissa in Marienburg unter, die einst mit ihrem Mann, einem deutschen Botschafter, durch die Welt gereist ist. Sie kennt Sandro bereits und nimmt ihn gerne bei sich auf.
Derweil spitzt sich die Situation zu: Eine Mitarbeiterin des Baudezernats wird tot und halb eingemauert auf der ewigen Baustelle des Kölner Opernquartiers gefunden. Sie wollte die Missstände um das Operndesaster über den „Rheinjunker“ aufdecken, war aber selbst über ihren Lebensgefährten, einen Sternekoch, der sein Restaurant direkt am Offenbachplatz betrieb, in Schwierigkeiten geraten.
Jetzt wird plötzlich die direkte Verbindung der beiden Morde mit dem Pfusch bei der Kölner Bühnensanierung überdeutlich. Hinter ihr steckt eine unheimliche Organisation, die die Politik und ihre Schattenseiten dazu nutzt, um aus den andauernden Missständen ihren größtmöglichen finanziellen Nutzen zu ziehen. Wer sich mit ihr anlegt, riskiert sein Leben.
Der neue Köln-Krimi ist ein spannender Thriller, der hinter die Kulissen der großen Politik in Köln und Berlin blickt. Dabei werden die Kölner Oper und das dazugehörige politische und finanzielle Desaster zu einem tödlichen Puzzlestein eines bundes- und weltweit gespannten Spinnennetzes aus Korruption, Misswirtschaft und Machtmissbrauch. Darin muss sich die adlige Kommissarin zurechtfinden, um am Ende lebend aus ihrem Fall herauszukommen.
Maren Friedlaeder: Das Opern-Phantom, Gmeiner-Verlag, 254 Seiten, 14 Euro