Sport Mein Traum war immer der Radsport
Köln · Als Achtjähriger beschloss der Charles Planet, an Mountainbike-Rennen teilzunehmen und damit in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, der ebenfalls im Radsport aktiv war. Zwei Jahre später wurde beim Franzosen Typ 1 Diabetes diagnostiziert.
„Ich hatte ständig Durst und musste auch während des Schulunterrichts sehr oft zur Toilette. Ich habe gespürt, dass mit meinem Körper irgendetwas nicht gestimmt hat. Dann kam die Blutuntersuchung. Die Diagnose war für mich als Kind sehr hart. Ich dachte, nun ist alles vorbei - vor allem der Radsport“, erinnert sich der heute 29-Jährige.
Heute ist Planet Radprofi und fährt für das Team Novo Nordisk - das einzige Profiteam, in dem ausschließlich Fahrer mit Typ 1 Diabetes unterwegs sind und das in diesem Jahr erstmals beim Radklassiker „Rund um Köln“ an den Start geht. Zum Profiteam gehören 18 Athleten aus 14 Ländern. Es ist weltweit bei Radrennen im Einsatz und sorgt dort mit seinen Erfolgen immer wieder für Aufsehen.
„Seit meiner Kindheit habe ich immer für den Sport gekämpft“
Charles Planet gehört seit inzwischen mehr als zehn Jahren zum Profiteam von Novo Nordisk. „Als die Diagnose kam, war ich zwei Wochen im Krankenhaus, wo ich gelernt habe, mit Diabetes zu leben. Den Sport habe ich aber nie aufgegeben. Ich war sofort wieder mit dem Rad unterwegs. Der Radsport ist ein zentraler Teil meines Lebens. Es geht einfach nicht ohne - ich könnte nie nur auf dem Sofa sitzen und Fernsehen schauen. Radprofi zu werden, war immer mein großer Traum, den wollte ich nicht aufgeben. Dabei gab es auch viel Unterstützung von meiner Familie. Seit meiner Kindheit habe ich immer gekämpft, weil ich einfach der Beste sein wollte.“
Die Arbeit im Profiteam Novo Nordisk unterscheidet sich nicht groß von der in anderen Rennteams. „Wir trainieren sieben Tage die Woche und fahren weltweit zu den großen Rennen. Und wir tun immer unser Bestes, um dort beste Ergebnisse zu bringen. Wir müssen nur auf unseren Blutzuckerwert achten und haben die Ausnahmegenehmigung zur therapeutischen Verwendung von Insulin. Dabei bin ich inzwischen selbst der beste Experte für meinen Körper“, erläutert Planet. Zur Sicherheit ist im Team immer ein Arzt dabei, der Experte für den Umgang mit Diabetes ist. Auch das Unterstützerteam für die Profis ist speziell geschult, um bei einem Notfall schnell helfen zu können.
Das Profiteam will anderem Menschen Mut machen, mit der Diagnose Typ 1 Diabetes zu leben. „Wir zeigen anderen Menschen, was unter diesen Bedingungen sportlich alles möglich ist. Insofern sind wir auch Vorbilder, vor allem für junge Menschen. Für mich wäre das damals mit zehn Jahren genauso gewesen. Inzwischen gehört Diabetes seit 20 Jahren genauso wie der Radsport zu meinem Leben. Ich kenne es nicht anders. Diabetes ist definitiv kein Grund, seine Träume im Leben aufzugeben. Sport hilft mir dabei, mental und physisch gut mit diesen Bedingungen zurechtzukommen und diese zu akzeptieren.“
Inzwischen sind viele junge Fahrer neu zum Team hinzugekommen. „Es ist toll, zu erleben, wie diese bei uns Profis werden und erfolgreich auf dem Rad unterwegs sind. Wir haben viele Supertalente, die noch eine große Zukunft haben. Hier ist die nächste Generation bereits am Start.“
„Rund um Köln“ absolvieren die Radprofis von Novo Nordisk zum ersten Mal. Für das Team stehen Jahr noch weitere zentrale Rennen wie die Polen-Rundfahrt bei der World Tour an. Auch dafür dient Köln als gute Vorbereitung. „Polen und Dänemark sind unsere Schlüsselrennen in diesem Jahr.“
Für Charles Planet geht es in Köln auch um das Comeback nach zwei schwierigen Jahren. 2021 bekam er nach mehreren Erfolgen in einer vollgepackten frühen Saison, unter anderem mit einem Ausreißerauftritt bei Mailand-Sanremo, gesundheitliche Probleme, die ihn zurückgeworfen haben. „Das war hart für mich. Ich war noch nie krank und bin nie ausgefallen. Damit musste ich erst mal zurechtkommen.“
Als er 2022 sein Comeback versucht, wird er bei einem unverschuldeten Trainingsunfall mit einem Auto schwer am Bein verletzt und muss sich erneut in den Profisport zurück kämpfen. „Das ist nicht leicht, da nach diesem Unfall auch immer noch ein wenig die Angst mitfährt. Aber ich werde kämpfen, um wieder optimal in Form zu kommen und um wieder beste Leistungen zu erbringen. Das gilt auch für ‚Rund um Köln‘, ich freue mich auf dieses Rennen. Wir haben starke Fahrer im Team und hoffen auf gute Platzierungen“, sagt Planet, der das erste Mal überhaupt in Köln zu Gast ist.