Roland Kaiser im Interview: Als Künstler hat man Verantwortung
Roland Kaiser kommt am 26. August zum Kölner Open-Air an den Otto-Maigler-See. Im Interview spricht er über sein politisches Engagement und das neue Album.
Köln/Dresden. An diesem Wochenende begeisterte Roland Kaiser mit seiner Kaisermania in Dresden bei zwei Konzerten mehr als 24 000 Fans bei einem großen Open-Air direkt am Elbufer. Schon zwei Wochen zuvor hatte es dort zwei ausverkaufte Auftritte gegeben. Am 26. August kommt der Schlagerstar zum Kölner Open-Air am Otto-Maigler-See in Hürth-Gleuel vor den Toren der Stadt. Ein weiteres Konzert in Köln gibt es bei der „Auf den Kopf gestellt-Tour“ am 28. März in der Lanxess-Arena (Karten-Telefon 0221/8020).
Herr Kaiser Sie haben klar gegen Pegida in Dresden Stellung bezogen. Hatten Sie keine Sorge, dass weniger Fans zu den Open-Airs dort kommen?
Roland Kaiser: Dresden ist eine wunderschöne Stadt, in die ich mich sofort verliebt habe. Umso mehr habe ich mich geärgert, dass eine Bewegung wie Pegida ihren dunklen Schatten auf diese Stadt geworfen hat. Als Künstler auf der Sonnenseite des Lebens hat man auch eine Verantwortung und ist verpflichtet, der Gesellschaft etwas zurückzugegeben. Nur in die Welt zu gehen, um Geld zu sammeln, ist für mich zu wenig. Und trotz meines Statements waren es nicht weniger Zuschauer, die zu den vier Konzerten gekommen sind.
Und trotzdem gab es teils heftige Reaktionen auf Ihrer Facebook-Seite?
Kaiser: So etwas lese ich nicht, weil ich solchen Heckenschützen keinen Platz in meinem Leben geben will. Irgendwann hört das von alleine auf.
Wie beurteilen Sie Bewegung wie Pegida?
Kaiser: Das, was sich gerade in Deutschland abspielt, ist ein europäisches Problem. Gäbe es im vereinten Europa mehr Solidarität, müssten wir uns nicht fragen, wo und wie man die Flüchtlinge unterbringt. Sind es nur wenige Länder, die Verantwortung übernehmen, ist das gefährlich für Europa. Aber ich bin optimistisch, dass wir hier eine Lösung finden werden.
Sie sind ein politischer Künstler, der Mitglied in einer Partei ist, und der sich politisch engagiert. Könnten Sie sich eine Kandidatur als Kanzler vorstellen?
Kaiser: Ich werde mich hüten, so etwas zu tun. Ich bin Künstler und kein Politiker.
Zur Zeit haben viele Politiker mit radikalen Lösungen wie Donald Trump das Sagen. Warum ist das so?
Kaiser: Die etablierten Parteien bieten keine Lösungen für Probleme an, die den Menschen unter den Nägeln brennen. Da entwickeln sich solch radikale Strömungen.
Welche Rolle spielt der Schlager heute?
Kaiser: Wir machen einfach Musik und wollen die Menschen unterhalten. Ein Schlager ist ein Hit, den die Menschen nachsingen. Nach dieser Definition habe ich kein Problem, wenn meine Lieder zu Schlagern werden. Musik spricht eine klare Sprache und ermöglicht es den Menschen wie bei einem großen Open-Air, zwei Stunden abzuschalten. Es gibt genügend schlechte Nachrichten in unserer Welt.
Sie dann die großen Open-Airs Selbstläufer?
Kaiser: Nein, das sind sie nicht. Ich bin immer gespannt, ob es funktioniert, und weiß, dass ich auf der Bühne immer auch Leistung zeigen muss, damit die Stimmung so ist, wie sie sein soll. Dafür halte ich mich auch fit und mache regelmäßig Ausdauersport.
Sie sind von Ihrer schweren Lungenkrankheit komplett genesen. Wie hat Sie das verändert?
Kaiser: Das hat mich deutlich entspannter gemacht. So eine Krankheit relativiert sehr viel. Da bleibt nach der Genesung kein Platz mehr für Ängste und Sorgen. Was soll mir noch passieren?
Sind Sie jemand, der aktuell wegen der Olympischen Spiele viel vor dem Fernseher sitzt.
Kaiser: Ich schaue sehr gerne Sport an, auch live im Stadion oder wie bei der Fußball-EM vor dem Fernseher. Bei Olympia ist das wegen der späten Sendezeiten etwas schwierig. Da schlafe ich lieber und schaue mir morgens die Wiederholungen an.
Für welchen Verein schlägt Ihr Herz?
Kaiser: Ich bin seit 20 Jahren ein Bayern-Fan und bin dort auch Mitglied. Ich schätze die hohe soziale Kompetenz des Vereins und die professionelle Vereinsführung. Eine gewisse Sympathie hege ich auch zu Dortmund, weil ich dort in der Nähe wohne.
Haben Sie selbst auch mal Fußball gespielt?
Kaiser: Ja, im Berliner Stadtteil Wedding als rechter Verteidiger. Aber ich war nicht besonders gut.
Auf dem aktuellen Album verzichten Sie auf selbst geschriebene Texte. Warum?
Kaiser: Ich wollte nicht mehr als Texter für mich arbeiten und lasse da lieber mal andere Autoren ran, um neue Perspektiven aufgezeigt zu bekommen. Schreiben würde ich lieber für andere Kollegen.
Was bedeuten solche große Open-Airs wie die Kaisermania in Dresden für Sie?
Kaiser: Es macht glücklich, so etwas erleben zu dürfen. Man darf sich dabei aber nicht wichtiger nehmen, als man ist. Ich versuche nach solchen Konzerten, immer schnell wieder zur Normalität zurückzukehren. Dabei helfen mir mein Team mit den Kollegen, meine Frau und meine Kinder.
Was sagen Ihre Kinder zu Ihrer Musik?
Kaiser: Sie gehen ganz normal damit um, üben Kritik oder finden es auch cool.
Karten für das Open-Air unter:
www.kölsche-nacht.de