Bronzen Stadt bereitet Rückgabe von Benin-Bronzen vor
Köln · Die Stadt bereitet die Rückgabe der sogenannten Benin-Bronzen aus dem Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) an die Bundesrepublik Nigeria vor. Der Stadtrat hat beschlossen, die Verwaltung zu beauftragen, die Rückgabe von Benin-Hofkunstwerken an Nigeria in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt und dem Staatsministerium für Kultur und Medien vorzubereiten.
Im Bestand des Rautenstrauch-Joest-Museums befinden sich 96 Benin-Hofkunstwerke aus Nigeria, die 1897 von der britischen Armee aus dem Königspalast des Königreichs Benin, das im heutigen Nigeria liegt, geraubt wurden. Die britische Armee nahm den Königspalast ein, plünderte ihn und brannte ihn schließlich nieder. Die Briten sahen ihre Kriegsbeute als Reparation für die Kosten dieser sogenannten Strafexpedition an und verschleppten sie nach London. Ab Sommer 1897 wurden die geraubten Hofkunstwerke sukzessive in europäischen Auktionshäusern versteigert oder blieben im Privatbesitz der britischen Soldaten, die sie später auch auf dem Kunstmarkt verkauften. Die 96 Hofkunstwerke, die sich heute im RJM befinden, gelangten über Sammler mit bürgerschaftlichem Engagement für die Stadt sowie über diverse andere Zwischenerwerber zwischen 1899 und 1967 durch Schenkungen sowie Ankäufe in die Kölner Museumssammlung.
Für die nigerianische Gesellschaft haben die Benin-Hofkunstwerke eine große historische, spirituelle und identitätsstiftende Bedeutung. Das Königtum Benin, seine traditionellen Herrschaftsstrukturen und sein kulturelles Erbe spielen in Nigeria auf politischer und spiritueller Ebene bis heute eine sehr wichtige Rolle. Das Edo-Volk des Benin-Königreichs, eines der wichtigsten afrikanischen Königreiche in der Geschichte des Kontinents, hielt mittels seiner Hofkunstwerke über Jahrhunderte hinweg alle wesentlichen Geschehnisse im Königtum fest: die Entstehungsgeschichte des Königreichs, die verschiedenen Epochen, königliche Festakte und Feierlichkeiten, wichtige Ereignisse, Kriege und Kriegsherren, Verdienste und Taten der Könige. Die Hofkunstwerke hatten zudem sakrale Funktionen und waren die Verbindung der Könige zu ihren Vorfahren. 1897 wurden somit das gesamte identitätsstiftende königliche historische Archiv und die Reliquien des Königtums Benin von den Briten geraubt.
Seit 2021 gibt es unter Federführung des Auswärtigen Amtes intensive Verhandlungen mit Vertretern aus Nigeria, die die Rückgabe von Benin-Hofkunstwerken aus deutschen Museen zum Gegenstand haben. Das Auswärtige Amt bereitet für das Frühjahr eine politische Rahmenvereinbarung zwischen Nigeria und Deutschland vor. Es ist zu erwarten, dass mit dieser Rahmenvereinbarung Rückgaben von Benin-Hofkunstwerken die außenpolitische Flankierung erhalten. Die endgültige Entscheidung über Art und Weise von Rückgaben der Artefakte im RJM bleibt dem Stadtrat vorbehalten.