Bauwerke Auf historische Spuren am Kölner Hansaring

Köln · Die Zeit nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches im Jahr 1871 brachte auch in Köln nachhaltige Veränderungen mit sich: In der stetig wachsenden Stadt setzte sich die Industrialisierung durch und die neun Kilometer lange Stadtmauer musste rasch verschwinden, um Köln das nötige Wachstum zu ermöglichen.

Prächtige Wandmalereien im Gründerzeithaus.

Foto: step/Eppinger

Die Grundstücke davor wurden zu so begehrten wie teuren Spekulationsobjekten.

1886 wurde die prächtige Ringstraße eingeweiht. An ihren Rändern wuchsen Bauten in die Höhe, mit der die vermögende Oberschicht ihren Reichtum zeigen konnte. Gebaut wurde in der Gründerzeit bevorzugt palaisartige Gebäude im Stil der italienischen Renaissance, die an bewohnte Theaterkulissen erinnerten. Eines der letzten privaten Wohnhäuser dieser Art hat sich bis heute am Hansaring 125 erhalten.

Besitzer ist Dieter Wirges, der in diesem Haus geboren wurde, und der es „aus nostalgischen Gründen“ vor 40 Jahren erworben hat. Die sanierte Fassade befindet sich genauso wie der prächtige Eingangsbereich noch im Originalzustand. Die fünf Wohnungen haben bis zu 3,50 Meter hohe Decken mit schönen Stuckelementen und Fußböden aus schwerem Kiefernholz.

Zum „Tag des Denkmals“ bot Wirges bei drei Führungen Einblicke in die Gründerzeit. Das Highlight waren dabei die ornamentalen Wandmalereien im Eingangsbereich. „Diese waren aber später weiß überstrichen worden. Nachdem wir diese wiederentdeckt haben, wurden diese freigelegt und von Absolventen der Kirchenmalerei an der FH restauriert und wo nötig auch wieder ergänzt und vervollständigt. Das hat ein halbes Jahr gedauert“, erinnert sich der Hausbesitzer.

Nur etwa 100 Meter weiter befindet sich das Hansahochhaus, das ebenfalls am Sonntag bei Führungen erkundet werden konnte. Es ist eines der ersten deutschen Hochhäuser und wurde nach den Plänen der Architekten und Bauherrn Jacob Koerfer zwischen 1924 und 1925 binnen von nur 18 Monaten im Stil des Expressionismus errichtet. Vorbild dafür waren amerikanische Hochhäuser, die in Stahlbeton-Skelettbauweise gebaut wurden. Mit seinen 17 Geschossen und einer Höhe von 65 Metern war es zeitweise das höchste Haus Europas.

Heute ist das Hochhaus über die Koerfer-Gruppe noch immer im Familienbesitz und beherbergt unter anderem ein Hotel und verschiedene Büromieter wie Rechtsanwälte und Architekten. Wo einst Saturn auf großer Fläche Platten und CDs verkauft hat, können heute bei Xperion mehr als 200 Gamer gleichzeitig Computerspiele testen. Zum Herzstück im Hochhaus gehört seit Anfang an der Paternoster, der seine Fahrgäste in 26 Kabinen in sieben Minuten bis ins 15 Stockwerk bringt. Noch zwei Etagen höher befindet sich auf dem Dach eine schöne Holzterrasse mit unschlagbarem Panoramablick über Köln, die allerdings nicht öffentlich zugänglich ist.