Karneval „The Tätärä Army“ kehrt zurück
Köln · Mit ihrer Art zu feiern und zu singen haben die trinkfesten schottischen Fans bei der Fußball-EM die Herzen der Kölner wie im Sturm erobert. 50.000 Mitglieder der Tartan-Army machten sich bei ihrem Fanmarsch zum Müngersdorfer Stadion auf, räumten dort wie in der Stadt ordentlich ihren Müll weg und auch älteren Damen wurde gerne über die Straße geholfen.
Dabei mussten sich die Kölner nicht lange an die schottischen Gesänge gewöhnen, denn die FC-Hymne der Höhner ist genauso schottisch wie „Du bes die Stadt“ von den Fööss. Und auch die schottische Leibspeise Häggis ist vom kölschen Gericht „Himmel un Ääd“ nicht so weit entfernt.
Lange hatte man in Köln gehofft, dass die Schotten in ihrer Gruppe weiterkommen und so nach Köln zurückkehren. Fußballerisch hat sich dieser Wunsch nicht erfüllt, dafür sorgen jetzt die Macher der Stunksitzung für die Rückkehr der Karos und der Dudelsäcke. Ab dem 18. Dezember wird „The Tätärä Army“ als jeckes Traditionskorps unter dem Schlachtruf „Schotten dicht“ ins E-Werk einmarschieren und dort wie gewohnt für ausgelassene Stimmung sorgen.
Bis zu 70.000 Besucher werden
bei den 55 Terminen erwartet
Insgesamt 55 Termine sind bei der Stunksitzung im E-Werk an der Schanzenstraße vom 18. Dezember bis zum 4. März geplant. Der Vorverkauf beginnt am kommenden Samstag, 28. September, pünktlich um 9 Uhr an ausgewählten Vorverkaufsstellen in Köln, wo auch teilweise Ensemblemitglieder vor Ort sein werden. Karten gibt es dann beispielsweise an den Theaterkassen am Neumarkt und am Hansaring.
„Wir hoffen wieder auf einen großen Andrang, wie in den Vorjahren mit ausverkauften Sitzungen. Wer schöne Plätze und Tage buchen will, sollte am besten möglichst früh zu den Vorverkaufsstellen kommen. Dort wollen wir vor allem unser treues Stammpublikum mit Karten versorgen. Erst eine Stunde später, um 10 Uhr, startet der allgemeine Vorverkauf über das Internet über Köln-Ticket“, erklärt Winni Rau. Die Karten kosten zwischen 15 Euro für Studenten unter der Woche bis zu 69 Euro für Normalzahler am Wochenende.
Bereits Anfang August haben sich die Stunker erstmals getroffen, um sich Gedanken zum neuen Programm zu machen. „Da kommen dann etwa bis zu 30 Ideen zusammen, aus denen am Ende die 16 neuen Nummern für die Sitzung entstehen. Das ist der kreative Wahnsinn, in dem wir uns gerade befinden“, berichtet Rau.
Zum Dauerthema der Kreativen zählt seit Jahren das ewige Operndesaster in Köln. „Wenn man gerade denkt, schlimmer geht es nicht, kommt es in dieser Stadt prompt noch schlimmer. Wir haben schon unzählige Nummern zur Oper gemacht. In diesem Jahr haben wir uns überlegt, warum das so ist. Dabei sind wir auf den Gleichgültigkeitsbeauftragten der Stadt gestoßen, der schon viele Jahre im Amt ist. Und mit aktuellen Kosten von 1,5 Milliarden Euro sind wir die absolute Nummer 1, noch vor Stuttgart 21 und der Elbphilharmonie.“
Aus den FDP-Wortführern Lindner, Wissing und Kubicki werden bei den Stunkern „Die drei von der Tankstelle“, die ein Begrüßungsgeld für die in die deutschen Innenstädte zurückgekehrten Autofahrer fordern. Außerdem ist für die neue Session im E-Werk Kölns erste Work-Life-Balance-Sitzung geplant. Diese verkürzt den Straßenkarneval von fünf auf vier tolle Tage, schaltet die Büttenredner aus dem Homeoffice zu und führt das Gleitzeitschunkeln ein.
Außerdem gibt es bei der 1984 in Leben gerufenen Stunksitzung eine kleine Geschichtsstunde. Dort geht man davon aus, dass, wenn der Eismann Ötzi ursprünglich aus Anatolien stammte, dann dort auch das alpine Jodeln seine Wurzel hat. Als Jodler aus Anatolien geht Ozan Akhan an den Start. Um mit ihm auf dem gleichen Stand zu sein, hat das zwölfköpfige Ensemble einen Jodelworkshop belegt und fleißig Loriots Jodeldiplom angesteuert.
Die beiden Alterspräsidenten Calli und Peter sind mit ihrem Verein Opfer von russischen Hackern geworden und haben nun Angst um ihre “Hack- bzw. Mettbrötchen”. Die Klimakrise wird aus Sicht der Erde in Bildern betrachtet, die froh ist, wenn die Menschen fort sind und sie sich endlich wieder erholen kann.
„Bei manchen Themen, wie bei der möglichen Präsidentschaft von Trump oder dem Fortbestand der Ampel in Berlin, warten wir derzeit noch ab. Da gibt es vielleicht eine Therapiesitzung, bei der die Ampelkoalitionäre das richtige Streiten lernen. Für aktuelle Themen können wird auch immer die Moderation unserer Präsidentin Biggi Wanninger nutzen. Sollte noch etwas wirklich Gravierendes passieren, wird es auch neue, dazu passende Nummern geben“, erklärt Rau.
Die Proben beginnen Anfang Oktober. Im zwölfköpfigen Ensemble gibt es mit Aischa-Lina Löbbert wieder einen Neuzugang. Die Schauspielerin ist die Tochter von einem der Gründer der erfolgreichen alternativen Sitzung. Geboren wurde sie in deren Gründungsjahr 1984 und war auch bei der Kinderstunksitzung schon aktiv.
Insgesamt umfasst das große Team im E-Werk vom Security-Mitarbeitenden über die Requisite bis zu den Regisseuren und Autoren etwa 40 Menschen. Dazu gehört auch eine eigene Kostümschneiderei und eine eigene Bauhalle für die großen Requisiten sowie die zehnköpfige Band Köbes Underground. Im E-Werk mit seinen 1200 Plätzen werden bis zu 70.000 Besucher erwartet. Dort ist die Sitzung seit 1991 zu Gast, nachdem die Studiobühne der Uni zu klein geworden war.
Weitere Informationen zur Stunksitzung gibt es online unter: