Fotografie Neuer Blick auf das antike Pompeji

Köln · 2021 reist der weltweit bekannte und renommierte Architekturfotograf Hans Georg „HG“ Esch erstmals zu den Ausgrabungen der antiken Stadt Pompeji, die vor knapp 2000 Jahren durch den mächtigen Vulkanausbruch des Vesuvs verschüttet wurde.

Der Fotograf HG Esch bei der Ausstellung im Italienischen Kulturinstitut.

Foto: step/Eppinger

Insgesamt viermal war Esch mit seinem Team in den Folgejahren vor Ort, um ein einzigartiges Fotoprojekt zu verwirklichen. Aktuell werden die Aufnahmen in Köln bei der gerade eröffneten Ausstellung „Pompeji - Der Architektonische Blick“ im Italienischen Kulturinstitut und als 360-Grad-Panorama in einer Rotunde auf dem Neumarkt präsentiert. Dazu kommt eine Schau im Berliner Aedes Architekturforum, die noch bis zum 16. Oktober läuft.

„Seinen Ursprung hat das Projekt in meinem Buch zu den Skylines der Welt, das mit seinen Panoramafotografien durchaus auch einen Bezug zur antiken Welt hat. Denn die Römer sahen sehr gerne beim Blick aus ihrem Fenster Panoramen. So kam die Einladung aus dem Archäologischen Park in Pompeji, die antike Stadt als 360-Grad-Panorama festzuhalten. Der Direktor des Parks ist der in Deutschland geborene Archäologe Gabriel Zuchtriegel, der sich sehr für meine Arbeit interessierte”, berichtet Esch bei der Ausstellungseröffnung an der Universitätsstraße.

Der Architekturfotograf
blickt auf die antike Stadt

„Auf Pompeji habe ich den Blick eines Fotografen gerichtet, der weltweit in den großen Städten die Architektur unserer Zeit fotografiert. Ich wollte das heutige Pompeji fotografisch festhalten und so das Historische in seiner Präsenz vergegenwärtigen“, erklärt Esch, der bei der Arbeit am Golf von Neapel auch Kameradrohnen über den Ausgrabungen der antiken Stadt einsetzt.

„Das ermöglicht ganz neue Perspektiven auf die geometrischen Strukturen, die man so als Fußgänger nicht erkennen kann. Im Februar 2024 konnten wir das Projekt abschließen. Gabriel Zuchtriegel war von den Ergebnissen überrascht, so hatte er sein Pompeji noch nie gesehen. Vor Ort gibt es nun eine Dauerausstellung mit meinen Bildern, bei denen die Architektur klar im Vordergrund steht.“

Beeindruckt ist der erfahrene Architekturfotograf von der Qualität des Städtebaus der Römer in der Antike. „Ich war weltweit in vielen Megacitys unterwegs. Da sieht man oft, wie schlecht der Städtebau von heute im Vergleich zu den Römern sein kann. Diese sorgten zum Beispiel dafür, dass verschiedene soziale Schichten direkt nebeneinander lebten und dass es viele öffentliche Plätze gab, auf denen sich die Menschen austauschen konnten. Dazu kommen die zahlreichen öffentlichen Gärten, die für eine natürliche Belüftung der großen Stadt sorgten. Darauf sollten sich die Städteplaner von heute einmal zurückbesinnen.“

Auf dem Neumarkt können die Besucher noch bis Ende September in einer extra dafür geschaffenen Rotunde, die kostenlos zugänglich ist, das 360-Grad-Panorama der kompletten antiken Stadt Pompeji bewundern. Diese ist eingebettet in die kampanische Landschaft und in die Metropolregion der Großstadt am Golf von Neapel. Auch der Vesuv ist auf der Aufnahme gut erkennbar.

„Man bekommt so beim Eintreten in die Rotunde den Eindruck, woanders zu sein. Der Mensch steht hier im Mittelpunkt des Bildes, das selbst über kein Zentrum verfügt. Dort kann er wie bei einem Wimmelbild auf die Suche gehen. Diese Panoramen waren im 18. und 19. Jahrhundert die Vorläufer der heutigen Kinos.“

Im Italienischen Kulturinstitut an der Universitätsstraße 81 sind bis zum 13. Dezember etwa 50 Arbeiten mit verschiedenen Motiven aus Pompeji zu sehen. „Das sind alles architektonische Bilder, die teilweise mit Drohnen aufgenommen worden sind, die aber auch viele Details aus der antiken Stadt präsentieren.“ Öffnungszeiten: Mo-Do 9-13, 13.30-17 Uhr, Fr 9-14 Uhr. Weitere Informationen finden sich online unter: iiccolonia.esteri.it

Beim Kölner Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König erscheint zudem ein Bildband zum Pompeji-Projekt mit dem architektonischen Blick (Hans Georg Esch: Pompeji - Der Architektonische Blick, 194 Seiten, 38 Euro). Im kommenden Jahr ist zudem eine weitere Ausstellung im Römisch-Germanischen Museum im Belgischen Haus geplant, bei der das römische Köln dem römischen Pompeji gegenübergestellt wird.