Digitale Welt Wie löst Deutschland sein Problem?

Köln · Für die Eröffnung der Zukunftsmesse „Digital X“ hat sich Moderatorin Barbara Schöneberger auf der großen Bühne des Mediaparks passend gekleidet und von Kopf bis Fuß die Farbe Magenta für ihr Outfit ausgewählt - die Unternehmensfarbe des Veranstalters, der Deutschen Telekom.

Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, spricht beim Digitalkongress Digital X der Deutschen Telekom im Media Park.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Mit der Veranstaltung will man den rund 50.000 Teilnehmern an zwei Tagen die Chance geben, schon heute einen Blick in die digitale Welt von morgen zu werfen.

Dazu gehört zum Beispiel der Roboter des dänischen Unternehmens Capra Robotics, der mittels IoT-Mobilfunk- und Satellitennetz der Telekom sowie Swift Navigation so präzise gesteuert wird, dass er auf dem Gehweg jede weggeworfene Zigarettenkippe findet und aufsaugt. Auch für das Entfernen von am Boden festklebenden Kaugummis oder für den Streumitteleinsatz im Winter kann er eingesetzt werden. Dazu wird seine autonom fahrende Basis mit dem jeweils passendenden Aufsatz versehen. Noch ist die Technik in Deutschland nicht zugelassen, Städte wie Köln oder Düsseldorf nutzen bei der „Digital X“ aber die Chance, die neue Technik kennenzulernen.

Andere Innovationen, die in dieser Woche in Köln vorgestellt werden, sind zum Beispiel ein Laptop, der mit „Augmented-Reality“ arbeitet und der seine Inhalte mittels einer Spezialbrille statt auf einen herkömmlichen Bildschirm direkt vor das menschliche Auge projiziert. Live vor Ort erleben können die Besucher die neue Trendsportart Drohnen-Fußball, die von sechs Schülerinnen und Schülern präsentiert wurde, die für Deutschland bei der WM in Südkorea angetreten sind.

Dass Deutschland derzeit bei seiner Wirtschaft mit großen Problemen zu kämpfen hat, zeigt das weit unterdurchschnittliche Wachstum der Bundesrepublik oder die aktuelle Krise bei Unternehmen wie VW. In seiner Rede verband Telekom-Vorstandschef Tim Höttges unterhaltsam und informativ sein Golf-Handicap mit der Erfolgsgeschichte seines Unternehmens, den nationalen Problemen seines Landes und den globalen Abhängigkeiten der deutschen und der europäischen Wirtschaft.

Unter dem Titel „Sei der Wandel“ rief er dazu auf, selbst Verantwortung für den eigenen Erfolg zu übernehmen und nicht auf Veränderungen der staatlichen Rahmenbedingungen zu warten. Man solle einen neuen „Schwung“ wagen, wenn man wie beim Golfen das eigene Handicap verändern will. Dabei müsse man die eigene Technik ändern, auch wenn sich dadurch zunächst das eigene Spiel verschlechtere, man sich später aber deutlich verbessern könne.

Genau diese Veränderung fordert Höttges auch von der Gesellschaft und dem Staat, um die Herausforderung des Technologiewandels meistern zu können. Dazu müsse man auch am Anspruch arbeiten, in allen Bereich führend zu sein, sagt Höttges, und fordert die Menschen in Europa und Deutschland auf, als „Generation der Hungrigen“ wieder mehr und motivierter zu arbeiten und alle Potenziale in der Gesellschaft zu nutzen.

Zudem forderte Höttges Unternehmen und auch den Staat dazu auf, deutlich mehr in die Digitalisierung zu investieren und alle Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz zu nutzen. Der Staat müsse diese Technologie verstärkt fördern und regulatorische Hürden abbauen. Die technologische Transformation müsse so massiv beschleunigt werden. Aktuell geschehe die Umsetzung des Wandels viel zu langsam.

Julian Nagelsmann arbeitet
noch mit Stift, Zettel und Lineal

Man müsse jetzt handeln, statt wie beim Thema Energie weiter zu zögern. Wichtig sei zudem, die Globalisierung für den Fachkräftemangel zu nutzen und zu einer sachorientierten Migrationsdebatte zu kommen. Für Bewerber aus dem Ausland müsse es einfachere Verfahren bei den Arbeitsgenehmigungen geben. „Wir brauen qualifizierte Arbeitskräfte für den technologischen Wandel“, sagt Höttges. Man müsse auch mehr Resilienz für die neue globale Situation schaffen und die Wertschöpfungskette wie bei der Chipproduktion in Europa wieder stärken.

Neben dem Gastgeber präsentierten sich auf der Bühne des Mediaparks gestern auch viele bekannte Gesichter. So stellte sich DFB-Coach Julian Nagelsmann im Gespräch mit Barbara Schöneberger den Fragen. So berichtete Nagelsmann über den Einsatz des iPads am Spielfeldrand, auf dem live physiologische und taktische Daten zu den Spielern und zum Team auflaufen. „Es ist aber nicht leicht, dem Computer beizubringen, was ein guter Pass ist. Ich bin aber ansonsten noch sehr analog unterwegs - mit Stift, Zettel und Lineal. Außerdem ist mir das Bauchgefühl sehr wichtig“, verrät der Trainer. In Sachen Wirtschaft plädiert er in bestimmten Branchen für eine 35-Stunden-Woche: „Es wäre eine Möglichkeit, dann nur 35 Stunden zu versteuern und alles, was darüber anfällt, steuerfrei zu halten. Das würde die Menschen motivieren.“

Basketball-Legende Dirk Nowitzki setzte sich mit dem lebenslangen Lernen auseinander. Weitere prominente Gäste aus der Welt des Sports waren Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg und der ehemalige DFB-Manager Oliver Bierhoff.