Theater Wenn die kölschen Geister spuken

Köln · „Kumede“ ist das kölsche Wort für „Komödie“, und der hat sich die gleichnamige Theatergemeinschaft seit inzwischen 76 Jahren mit viel Leidenschaft angenommen. Ihre Anfänge liegen im Jahr 1947. Um trotz der schlechten Verhältnisse der frühen Nachkriegszeit die Menschen wieder auf positive Gedanken und womöglich auch zum Lachen zu bringen, wurde die Kumede gegründet.

Zu Besuch bei der Kumede-Probe zum neuen Stück „Alles Jode kütt vun bovve“.

Foto: step/Eppinger

Seitdem wurde jedes Jahr ein neues Stück auf die Bühne gebracht. Seit 2016 ist die kölsche Theatertruppe zu Gast in der Volksbühne, dem früheren Millowitsch-Theater. Die Kumede gehört zum Heimatverein Alt-Köln, der schon 1902 gegründet worden ist. „In der Anfangszeit brachte man als Eintrittskarte einfach ein Brikett mit, dann hatte man es immer schön warm“, sagt Regisseur Philipp Voigt, einer der drei Spielleiter der Kumede.

Auf der Bühne wird sehr auf
die kölsche Sprache geachtet

Auch wenn sich im Laufe der Jahre die Spielorte und natürlich auch die Stücke verändert haben, ist die Vorgabe, dass alle Dialoge auf der Bühne auf Kölsch geführt werden, unverändert geblieben. „Wir sind das älteste Mundart-Theater in Köln und achten daher sehr auf die kölsche Sprache. Trotzdem verstehen wir uns als modernes Volkstheater“, sagt Susanne Kamp, die zusammen mit Voigt die Regie führt.

Bei der neuen Produktion „Alles Jode kütt von bovve“ haben sich die Theatermacher für eine englische Boulevardkomödie entschieden, die für die Kumede extra ins Kölsche übersetzt wurde. Hier laufen gerade noch die letzten Proben vor der Premiere am 19. Mai in der Volksbühne am Rudolfplatz. „Bei der Übersetzung richten wir uns nach dem kölschen Wörterbuch Wrede. Auch sonst haben wir den Inhalt etwas der kölschen Welt angepasst“, berichtet Voigt.

Insgesamt stehen beim neuen Stück acht Darsteller auf der Bühne. Dazu kommt ein großes Team hinter der Bühne. „Wir machen alles selbst, vom Bühnenbild, den Kostümen und den Requisiten über Bühnenaufbau bis zum Marketing“, erklärt Nina Blume, die als Produzentin ebenfalls zur dreiköpfigen Spielleitung gehört. Für den Fundus steht ein 300 Quadratmeter großes Lager bereit. „Da lagern unsere Schätze aus den vergangenen Jahrzehnten, die auch immer wieder bei Bedarf zum Einsatz kommen“, sagt Kamp.

Nachwuchs bekommt die Kumede bei den jährlichen Castings. „Beim letzten haben wir zwei neue Ensemblemitglieder gefunden, der jüngste war 25. Junge Menschen für kölsches Mundarttheater zu begeistern, ist nicht immer einfach, aber wir sehen, dass der Anteil der Jungen im Publikum zunimmt. Jeder, der bei uns mitmachen möchte, kann sich melden. Er sollte die kölsche Sprache aber beherrschen und natürlich muss auch als Typ zur Rolle passen. Viele von uns haben auch selbst das Kölsch-Examen der Akademie erfolgreich absolviert“, sagt Blume, die wie auch die anderen Spielleiter selbst eine der Hauptrollen übernommen hat.

Zu Beginn einer neuen Produktion trifft sich das Trio der Spielleiter für ein Wochenende in einem Haus in Linz. „Da wird dann bei gutem Wein und gutem Essen losgelegt. Wir verkölschen das ausgewählte Stück, suchen nach einem passenden Titel und verteilen die Rollen. In dieser kreativen Phase sitzt man oft bis spät in der Nacht zusammen“, berichtet Voigt.

Ab Oktober wird das neue Stück vom Ensemble erarbeitet. Im März beginnen dann die ersten Szenenproben und später die Durchlaufproben. Geprobt wird zunächst in den Räumen des zirkuspädagogischen Zentrums Latibul in Riehl. „Früher haben wir uns immer in der Gaffel-Stube in Nippes getroffen. Später geht es dann in die Volksbühne, wo die letzten Proben bis zur Premiere laufen“, sagt Voigt. Die Finanzierung der Kumede erfolgt ausschließlich über den Kartenverkauf, Fördermittel für das Mundarttheater gibt es bislang nicht.

Umso schwieriger war es für die Kumede, die Corona-Zeit zu überstehen. „Aber wir waren das erste Theater, das in der Pandemie wieder spielen konnte. Das wurde sehr kurzfristig entschieden. Noch anderthalb Wochen vor der Premiere wussten wir nicht, ob es wirklich klappt. Umso emotionaler war es dann, wieder auf der Bühne zu stehen“, erinnert sich Voigt.

Beim aktuellen Stück dreht sich alles um den bekannten kölschen Krimiautor Jupp Nettekoven, dem Erfinder des berühmten Kommissars Klefisch, und um seine Frau Marie. Das Paar ist bei einem tragischen Unfall im Italienurlaub früh ums Leben gekommen und wurde aber am Himmelstor abgewiesen. Zurück als Geister auf der Erde treiben die beiden auf ihrem alten Landsitz in Bad Breisig ihr Unwesen.

Ein Makler versucht Mieter für das Haus zu finden und zweifelt dank der Geisterstreiche immer mehr an seinem Verstand. Ein junges Paar besichtigt das Haus und will dort einziehen. Denn Thomas ist ein großer Klefisch-Fan und auch der schwangeren Franzi gefällt es im großen Haus. Jupp und Marie imponiert die ehrliche Liebe der beiden, doch dann kommt der Schutzengel und weist ihnen den Weg in den Himmel.

Service: Kumede „Alles Jode kütt vun bovve“, Premiere: Freitag, 19. Mai, 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen: 20. Mai bis 11. Juni in der Volksbühne am Rudolfplatz, Aachener Straße 5. Karten gibt es bei Köln-Ticket unter Tel. 0221/2801.