IHK Barometer Wirtschaft zeigt sich robust

Köln/Rheinland · Etwas besser als im Herbst, aber noch keine Entwarnung – so lässt sich das Konjunkturklima im Rheinland derzeit skizzieren. „Insgesamt zeigt sich die Wirtschaft im Rheinland robust, blickt aber weiterhin sorgenvoll in die Zukunft“, sagt Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln, bei der Vorstellung des Konjunkturbarometers Rheinland.

Die beste Geschäftslage findet sich derzeit in der Bauwirtschaft.

Foto: Oliver Berg/dpa/Oliver Berg

Viele Unternehmen seien leidlich über den Winter gekommen. Auch wenn erhebliche wirtschaftliche Risiken blieben, habe sich erneut die große Anpassungsfähigkeit der Unternehmen gezeigt: „Den hohen Energiepreisen sind viele Betriebe mit Energiesparmaßnahmen und Investitionen in die Energieeffizienz begegnet – allerdings mussten teilweise auch Anlagen heruntergefahren werden. Und die energieintensiven Unternehmen prüfen die Verlagerung ins Ausland.“

Rund 2800 Unternehmen haben von Ende Dezember 2022 bis Mitte Januar 2023 an der Umfrage zum Konjunkturbarometer der Industrie- und Handelskammern Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Köln, Mittlerer Niederrhein, Niederrhein und Wuppertal-Solingen-Remscheid teilgenommen und über ihre Lage und Erwartungen berichtet. Jetzt wurden die Ergebnisse der Umfrage in der IHK Köln vorgestellt.

Die Energieunsicherheit
hat abgenommen

Die enormen Unsicherheiten aus 2022 – Krieg in der Ukraine, Energiekrise und hohe Inflationsrate – schwächten sich zum Jahreswechsel 2023 ab. Ein Drittel der Unternehmen bewertet ihre Geschäftslage mit „gut“, etwa die Hälfte mit „befriedigend“ und 18 Prozent mit „schlecht“. Zum Vergleich: Im Herbst 2022 war der Lageindex auf nur noch acht Punkte abgerutscht. Die Wirtschaft im Rheinland hat sich über den Winter demnach robust gezeigt, auch wenn die Lage schlechter als zum Jahresbeginn 2022 (21 Punkte) und im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre (19 Punkte) bewertet wird.

Mit Blick auf die kommenden Monate bleiben die Unternehmen verhalten: Der Indexwert der Erwartungen ist deutlich gestiegen, bleibt mit minus 16 Punkten (Vorjahr minus 42) jedoch negativ. Ein Drittel der Unternehmen geht von einer Verschlechterung der Geschäfte aus. So gibt etwa die Hälfte der Befragten gibt unveränderte Geschäftserwartungen an, nur 16 Prozent gehen von einer Verbesserung aus.

Nahezu unverändert und insgesamt mehrheitlich positiv ist die Lage in der Industrie, mit Ausnahme energieintensiver Zweige wie Chemie-, Kunststoff- und Papierindustrie, wo die Mehrheit der Unternehmen weiterhin von einer schlechten Geschäftslage berichtet. Gleiches gilt für den Einzelhandel, der mit Konsumzurückhalten kämpft. Deutlich besser geht es aktuell vielen Dienstleistungsunternehmen, besonders der IT-Branche sowie Finanzdienstleistern und dem Großhandel.

Am besten wird die aktuelle Geschäftslage weiterhin in der Bauwirtschaft beurteilt – obwohl sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in dieser Branche infolge deutlich steigender Zinsen verschlechtert haben. Die Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate hingegen werden hier aufgrund der bestehenden Risiken aber mehrheitlich als negativ eingeschätzt.

IT- und Finanzbranche wollen Investitionen ausweiten

Die Investitionspläne der Unternehmen im Rheinland haben sich im Vergleich zur Herbstumfrage leicht verbessert. Dennoch liegt der Investitionsindikator bei null, da ein vergleichbar hoher Anteil von Unternehmen jeweils höhere beziehungsweise niedrigere Investitionen plant. Während im Papiergewerbe, der IT-Branche und der Finanzwirtschaft Investitionen ausgeweitet werden sollen, ist in der Kunststoffindustrie, dem Bau und der Metallindustrie mit einem Rückgang zu rechnen.

Ebenfalls leicht verbessert haben sich die Beschäftigungspläne der Unternehmen, die mehrheitlich leicht positiv eingeschätzt werden. Während in der IT-Branche mehr als jedes dritte Unternehmen einen Bedarf an zusätzlichen Beschäftigten meldet, zeigen sich die Metallindustrie sowie der Einzelhandel beim Thema Beschäftigungsaufbau zurückhaltend.

72 Prozent der Unternehmen geben die Energie- und Rohstoffpreise sowie Versorgungsunsicherheit als Risiko für ihre Geschäftstätigkeit an. Im Vergleich zur letzten Umfrage ist damit der Prozentsatz der Unternehmen, die hier Risiken sehen, etwas gesunken. Gründe dürften sein, dass die Preise auf den Energiemärkten etwas nachgegeben haben und die Gasspeicher gut gefüllt sind. Den-noch sieht immer noch eine sehr deutliche Mehrheit hier erhebliche Risiken. Zudem geben Industrieunternehmen, bei denen die Energiekosten häufig einen höheren Anteil an den Gesamtkosten ausmachen als bei Dienstleistern und Handelsunternehmen, dieses Risiko mit 84 Prozent deutlich häufiger an.

Seit Herbst 2022 haben die Unternehmen nach Kräften Energie eingespart und in Energieeffizienzmaßnahmen investiert. Diese Investitionen schränken den Spielraum für andere Maßnahmen ein. Jedes fünfte Unternehmen sieht sich bereits dazu gezwungen, andere Investitionen zurückzustellen. Angesichts eines nach wie vor großen Investitionsbedarfs zur Transformation der Industrie be-darf es vor allem besserer Rahmenbedingungen, um künftig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aufrechtzuerhalten.

Omnipräsent ist zudem der Fachkräftemangel, den 54 Prozent der Befragten als Risiko ansehen, und eine schwächelnde Inlandsnachfrage, die durch Konsumzurückhaltung insbesondere den Handel belastet.