Messe Kölner Messe macht im Corona-Jahr rund 115 Millionen Euro Verlust
Köln · „Wir bleiben auf Betriebstemperatur“, sagt Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kölnmesse. „Unsere Branchen wollen schnellstmöglich zurück zur persönlichen Begegnung. Trotz vieler Chancen der digitalen Formate freuen wir uns darauf, die neuen Möglichkeiten der digitalen Messewelt auch wieder mit physischen Treffen zu verbinden.
Mit unserer ersten Messe in 2021 wollen wir auch in unseren Hallen wieder Vollgas geben. Darauf haben wir uns in den zurückliegenden Monaten der Pandemie sehr gut vorbereitet.“
Seit März 2020 keine eigene Veranstaltung auf Kölner Gelände
Bisher tragen die finanziellen Reserven aus der guten wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre, Kurzarbeit und eine aktuell strikte Sparpolitik das Unternehmen ohne größeren Personalabbau durch die Krise, die dennoch, wie in der gesamten Messewirtschaft, deutliche Spuren in der Bilanz hinterlässt. Seit März 2020 hat auf dem Kölner Gelände keine eigene Veranstaltung mehr stattgefunden. 54 von 70 geplanten Messen im In- und Ausland wurden 2020 abgesagt oder - zum Teil mehrfach - verschoben.
Finanzgeschäftsführer Herbert Marner beziffert den Umsatz im Jahr 2020 auf rund 95 Millionen Euro, den Verlust auf voraussichtlich etwa 115 Millionen Euro. Dass zuvor nach mehrjährigem Wachstum 2019 noch ein Rekordumsatz in Höhe von 413 Millionen Euro und ein Gewinn nach Steuern von über 30 Millionen Euro zu verzeichnen war, hilft dem Unternehmen heute sehr: „Unser überdurchschnittlich hohes Eigenkapital von mehr als 250 Millionen Euro wurde bis zum Jahresende zwar fast zur Hälfte aufgebraucht, reicht aber aus, um auch die bisher bekannten und eventuell weitere Ausfälle in 2021 zu tragen. Dies gilt bis auf Weiteres auch für die Liquidität, die wir erst in der zweiten Jahreshälfte gegebenenfalls durch neue Darlehen stärken müssten. Zudem wollen wir aber - anders als vor der Krise geplant - zur Sicherung unserer künftigen Wettbewerbsfähigkeit einen Teil unseres Innovations- und Investitionsprogramms Kölnmesse 3.0 durch eine zusätzliche zweckgebundene Eigenkapitalerhöhung von 120 Millionen Euro finanzieren. Dazu sind wir mit unseren Gesellschaftern aktuell im Gespräch.“
Rund 7000 Aussteller und mehr als 400.000 Besucher haben nach Worten von Messegeschäftsführer Oliver Frese an den physischen Kölnmesse-Veranstaltungen im Jahr 2020 teilgenommen. In Deutschland fanden fünf eigene Messen im physischen, vier im digitalen Format statt. Darüber hinaus gab es in Köln vier Gastmessen sowie Kongresse außerhalb der Messeveranstaltungen mit etwa 100.000 Teilnehmern. Hinzu kamen rein digitale Veranstaltungen im In- und Ausland wie die gamescom.
Die Zahl der Mitarbeiter im Messe-Konzern lag 2020 im Jahresdurchschnitt weltweit bei 934. Dazu zählen neben der Kölnmesse GmbH 13 Tochtergesellschaften im Ausland und in Köln die neue Kölncongress GmbH, die 2020 aus der früheren Kölnmesse Ausstellungen GmbH und der KölnKongress GmbH verschmolzen wurde. Bereits im März 2020 hat die Kölnmesse mit einem Einstellungsstopp auf die ungewisse Lage reagiert. „Es bleibt aber unser erklärtes Ziel, mit unserer Mannschaft die Krise möglichst komplett zu überstehen. Denn wir brauchen das Team“, sagt Gerald Böse.
Künftige hybride Formate werden auch neue Anforderungen an die räumliche Struktur des Geländes stellen. „Wir haben aufgrund der Auswirkungen der Pandemie unsere Investitionen repriorisiert und teilweise verschoben. Unsere Gesellschafter stützen aber unser Vorhaben, die nächsten wichtigen Schritte unseres ambitionierten Programms Kölnmesse 3.0 - wenn auch zeitverzögert - umzusetzen“, berichtet Böse. „Die Modernisierung und Sanierung einiger bestehender Hallen wurde fortgesetzt. Die neue Halle 1 am Auenweg ist fertiggestellt, die Planungen für unsere Messe-, Kongress- und Eventlocation Confex® laufen weiter.“
Auf die Aussteller und Besucher wartet nach dem Messe-Re-Start ein gut gefüllter Terminkalender. Den Einschränkungen durch die Pandemie begegnet die Kölnmesse mit einem 2020 entwickelten Sicherheitskonzept. In Köln stehen bis Jahresende 14 eigene Messen und 20 Gastveranstaltungen, im Ausland 16 Veranstaltungen auf der Agenda. Ein Höhepunkt im internationalen Geschäft ist zudem die in den kommenden Herbst verschobene EXPO 2020 in Dubai, wo die Kölnmesse einmal mehr die Organisation und den Betrieb des deutschen Pavillons verantwortet. Seit Februar läuft auf dem Kölner Messegelände der Betrieb eines der größten deutschen Impfzentren, das die Kölnmesse als Full-Service-Anbieter von der Planung über die Konzeption bis zur Umsetzung komplett organisiert hat.
Die finanzwirtschaftliche Prognose für 2021 bleibt schwierig. Herbert Marner: „Wir werden sicher weitere signifikante Umsatzeinbußen hinnehmen müssen und je nach Dauer der Krise auch in 2021 wieder hohe Verluste schreiben. Unsere Szenarien richten sich nach dem Zeitpunkt des Re-Starts und der Geschwindigkeit, mit der die Messen zu neuer Normalität finden können.“
Die Kölnmesse will nach der Corona-Pandemie schnellstmöglich an ihr nachhaltiges Wachstum anknüpfen. Nach Überwindung der weltweiten Krise plant sie - eine wieder stabile Entwicklung der Weltwirtschaft vorausgesetzt - ab 2023 die Rückkehr zum früheren Ergebnis- und Umsatzniveau.