Wirtschaftliche Lage ist „eine Katastrophe“ 90 Prozent weniger Umsatz bei Deiters
Frechen/Köln · Weil die Karnevalsfeiern wegen der Corona-Pandemie ausfallen, hat der Kostümhersteller Deiters heftige Einbußen hinnehmen müssen.
In dem im April begonnenen Geschäftsjahr sei der Umsatz bis Ende Januar um etwa 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen, sagte Firmenchef Herbert Geiss der Deutschen Presse-Agentur. Eine absolute Zahl nannte er nicht. Die Firma mit Sitz in Frechen bei Köln hat 31 Läden, vor allem in NRW. Deiters hat nach eigenen Angaben 280 festangestellte Mitarbeiter, von denen die allermeisten in Kurzarbeit sind. Normalerweise beschäftigt Deiters etwa 400 Saisonkräfte, dieses Jahr sind es null.
Der Firmenchef ist beunruhigt. „Wirtschaftlich gesehen ist das für uns eine Katastrophe, alle 31 Standorte sind geschlossen“, so Geiss. Eigentlich wollte er im vergangenen Jahr zwischen fünf und zehn weitere Läden aufmachen, doch wegen Corona trat er auf die Bremse.
Auch das Online-Geschäft laufe auf Sparflamme – hier gebe es ein Umsatzminus von etwa 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Internetgeschäft machte vor Corona nur einen Anteil von acht Prozent am Deiters-Umsatz aus. „Es gibt keinen Anlass, sich zu verkleiden – also ist auch die Online-Nachfrage gering.“ Wie andere Unternehmen auch hat Deiters staatliche Hilfen bekommen, die nach den Worten von Geiss aber nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“ waren.
Karneval generiert den Hauptumsatz
Karneval ist enorm wichtig für Deiters, 70 Prozent seines Geschäfts entfällt auf Verkleidung für die närrische Session vom 11.11. bis Aschermittwoch. Andere Verkleidungsanlässe wie Halloween oder Mottopartys sind zwar ebenfalls wichtig für die Firma, die auch Läden fernab der Karnevalshochburgen im Rheinland hat - etwa in Stuttgart, Berlin oder Frankfurt. Dennoch macht dieses Geschäft nicht mal ein Drittel des Deiters-Jahresumsatzes aus.
Die Deiters-Läden machten im März zu und im Spätsommer wieder auf. Im September und Oktober lagen die Erlöse den Angaben zufolge je nach Geschäft bei bis zu 50 Prozent des Vorjahreszeitraums. Als im November erste Einschränkungen kamen („Lockdown light“), war die Nachfrage entsprechend schwach. Seit Mitte Dezember sind die Läden - wie andere Einzelhändler auch - wegen des Lockdowns geschlossen. Geiss setzt darauf, dass die Menschen den 11.11.2021 wieder feiern können und Deiters-Kostüme kaufen - möglicherweise wäre das aber erst am finalen Karnevalswochenende Ende Februar 2022 der Fall.
Karneval-Absage kostet Köln 600 Millionen Euro
Die coronabedingte Absage der Karnevalsfeierlichkeiten kostet die Schunkelmetropole Köln einer Studie zufolge knapp 600 Millionen Euro. Von dem üblichen Umsatz pro Session – also im Zeitraum 11.11. bis Aschermittwoch – blieben dieses Mal wohl nur etwa 9 Millionen Euro, heißt es in einer Analyse der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). Das entspricht einem Einbruch um mehr als 98 Prozent.
Das Festkomitee Kölner Karneval vertritt allerdings die Ansicht, dass man den Karneval genauso wenig aus dem Kalender streichen kann wie Weihnachten. Und so läuft im Hintergrund doch das ein oder andere: Der Kölner Rosenmontagszug etwa wird im Miniaturformat des Stockpuppentheaters Hänneschen nachgebaut.
In Köln und Bonn gibt es Autokonzerte bekannter Karnevalsbands, in Monheim am Rhein werden so auch Sitzungen abgehalten, unter anderem ein „Altweiber-Drive-in“. Die bekannteste Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ soll am Freitag vor Rosenmontag wie gewohnt gezeigt werden, allerdings nicht live, sondern als Aufzeichnung und ohne Saalpublikum.