Konzeptsuche für die Innenstadt
Mit der Ansiedlung eines Vollsortimenters und eines Drogeriemarktes sind weitere Fragen verbunden - und womöglich wieder Fördergelder.
Burscheid. Es war ein kurzes, giftiges Wortgefecht. Eigentlich schien die Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses schon beendet, als Bernhard Cremer (BfB) noch Näheres zu einem Gespräch zwischen Bürgermeister und Bezirksregierung vom Vortag wissen wollte. Stefan Caplan reagierte gereizt und ging nur unwillig auf das Thema der Innenstadtentwicklung rund um die Montanusstraße ein, weil es eigentlich für den Rat vorgesehen war.
Mitschwingender Vorwurf des BfB: Wir beantragen eine städtebauliche Aufwertung von oberer Hauptstraße und Montanusstraße und der Bürgermeister schafft Fakten, ohne die Politik zu informieren. Mitschwingender Vorwurf des Bürgermeisters: Ich informiere vertraulich die Politik und das BfB formuliert aus dem Gehörten flugs einen öffentlichen Antrag.
Dieser Konflikt um die Frage, wer hier eigentlich den Ton angibt, tritt nicht zum ersten Mal auf. Und zu entscheiden, wo die Wahrheit liegt, fällt schon allein deshalb schwer, weil die mittlerweile zum Standard gehörenden interfraktionellen Zusammenkünfte insbesondere vor den Sitzungen des Stadtentwicklungsausschusses, aber auch zu anderen Themen, eben nicht öffentlich sind. Caplan ist für sein Kontrollbedürfnis bekannt, in dem alle politischen Ausschläge wie unliebsame Störungen erscheinen. Das BfB ist dafür bekannt, in seinem Bestreben um politische Autonomie auch gerne mal mutwillig gegen das Schienbein der Burscheider Konsensbemühungen zu treten.
Klar scheint aber, dass die aussichtsreichen Bemühungen um die Ansiedlung eines Vollsortimenters und Drogeriemarktes in Höhe des heutigen Busbahnhofs weitere planerische Grundüberlegungen nach sich ziehen werden. Das BfB beschränkt sich auf eine Einbahnstraßenregelung von oberer Hauptstraße über die Montanusstraße bis zur Einmündung Ewald-Sträßer-Weg. Im Rathaus verfolgt man offenbar eine umfassendere Lösung.
In dem laut Caplan „sehr gut“ verlaufenen Gespräch am Montag ging es um mögliche Wege zu einem integrierten Handlungskonzept Innenstadt. Hinter dem Wortungetüm verbirgt sich die Hoffnung auf öffentliche Fördergelder.
Vier Schwerpunkte hat man im Rathaus bisher formuliert: das Stadtentree (von der Kreissparkasse bis zur Brücke Hauptstraße), die Mobilität (Neuordnung des Bereichs um den Busbahnhof), den Sozial-Raum (die Einbeziehung des neuen Jugendzentrums) und die Innenstadt (von der Brücke Hauptstraße über die Kirchenkurve bis zur Ecke Luisenstraße).
Ziel der Überlegungen soll sein, Montanusstraße und Hauptstraße zusammenwachsen zu lassen. Die verkehrlichen Fragen (künftige Regelung des Busverkehrs, Anlieferung und Kundenverkehr für den neuen Einzelhandelsstandort) sollen über ein Verkehrsgutachten gelöst werden.
Für diesen Weg will die Verwaltung nun in der Ratssitzung in der kommenden Woche den Auftrag der Politik erhalten. Das Gespräch in Köln habe allein der Vorbereitung gedient, so Caplan. In der Beschlussvorlage der Verwaltung wird gleichwohl auch das BfB erwähnt. Der Rat, so die nüchterne Vorschlagsformulierung, „nimmt den Antrag der BfB-Fraktion zur Kenntnis“.