Landrat vor dem Sprung nach Köln?
Rolf Menzel ist für die Geschäftsführung der Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe im Gespräch.
Rhein.-Berg. Kreis. Es wäre eine Personalie mit gravierenden Folgewirkungen für den Kreis: Landrat Rolf Menzel (CDU) ist als neuer Geschäftsführer der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) in Köln im Gespräch. Einer der beiden bisherigen Chefs der 100-prozentigen Stadtwerke-Tochter, Herbert Winkelhog (60, CDU), geht Ende Mai in den Ruhestand. Menzel bestätigt Gespräche mit dem von den Kölnern beauftragten Personalberaterbüro. „Aber eine Entscheidung ist für beide Beteiligten noch offen, deshalb möchte ich mich zum jetzigen Zeitpunkt dazu nicht äußern und bitte hierfür um Verständnis.“
Menzel brächte jedenfalls fachlich gute Voraussetzungen für die Kölner Stelle mit. Mehrfach ist er zwischen öffentlicher Verwaltung und Abfallwirtschaft gewechselt. Vor seiner ersten Wahl ins Landratsamt 2004 war er zuletzt Chef der Leverkusener Avea, die auch die dortige Müllverbrennungsanlage und die Kompostierungsanlage in Heiligeneiche betreibt.
Die Einschaltung eines Personalberaters soll politische Absprachen verhindern. „Wir entscheiden allein nach fachlichen Gesichtspunkten“, bekräftigt Dieter Steinkamp, Sprecher der Geschäftsführung der Kölner Stadtwerke (SWK). Formal befindet auch allein die Geschäftsführung über die Stellenbesetzung. Nach Steinkamps Aussage sei das Verfahren noch nicht abgeschlossen; der Vorschlag des Personalberaters liege noch nicht vor, Menzel sei aber ein Kandidat.
Gleichwohl ist es in Köln seit Jahren Gepflogenheit, sowohl den Aufsichtsrat der Stadtwerke als auch der AWB selbst in die Entscheidung einzubinden. Und da kommt die Politik ins Spiel.
Während der Kölner SPD-Fraktionsvorsitzende und Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke, Martin Börschel, davon spricht, dass ihm nur ein „objektives Verfahren“ wichtig und von einem Vorschlagsrecht nichts bekannt sei, heißt es andererseits, die CDU habe für die Position das Vorschlagsrecht.
Der Kölner Fraktionschef der CDU, Winrich Granitzka, spricht von „ein paar Absprachen, die keine gesetzlichen Regelungen darstellen“. Klüngelei sei durch die Einschaltung des Personalberaters aber bewusst ausgeschlossen. „Herr Menzel wäre eine gute Wahl und wir würden gerne mit ihm zusammenarbeiten, weil er die fachliche und Verwaltungserfahrung mitbringt.“
Bei der AWL würde Menzel für gut 1400 Mitarbeiter verantwortlich sein. Die Kreisverwaltung hat 730 Mitarbeiter, die Kreispolizei, deren Chef der Landrat qua Amt auch ist, noch einmal 320.
Würde Menzel, was noch längst nicht sicher ist, wirklich nach Köln wechseln, müsste der Landrat neu und dann wieder für sechs Jahre gewählt werden. Dann stünde die CDU vor dem Problem, in Kürze einen neuen Kandidaten präsentieren zu müssen.
Immer wiederkehrende Kernfrage dabei: Will man jemanden mit Verwaltungserfahrung oder nicht? Erste Spekulationen, der CDU-Vorsitzende Rhein-Berg, Rainer Deppe, könnte seinen Hut in den Ring werfen, kommen diesem noch zu früh: „Ich kann nicht sagen, ich will oder ich will nicht.“ Er sei selbst von der Nachricht Menzel überrascht worden. „Für ihn würde ich mich freuen, weil er super qualifiziert ist. Für den Kreis wäre es ein Verlust. Ich hatte gerade mit ihm besprochen, dass er auch für die Wahl 2015 wieder zur Verfügung stünde.“