Miqua erst ein Jahr später fertig
Stadt rechnet mit Fertigstellung des Museums im Quartier erst Ende 2020. Grund sind unter anderem aufwendige Betonstahlarbeiten.
Köln. Das Kulturdezernat der Stadt hat den Bauzeitenplan für das Museum im Quartier (MiQua) wegen der unvorhergesehenen Bauvorkommnisse der vergangenen 15 Monate einer intensiven Prüfung unterzogen. Diese Prüfung ist nunmehr abgeschlossen und hat ergeben, dass der bislang genannte Fertigstellungstermin (Ende 2019) nicht gehalten werden kann. Die bauliche Fertigstellung des MiQua und dessen Übergabe an den Landschaftsverband Rheinland (LVR) wird auf das vierte Quartal 2020 verschoben. Das hat jetzt das Kulturdezernat der Stadt mitgeteilt.
Gründe für die Verschiebung sind vor allem die aufwendigen Betonstahlarbeiten, die zusätzlich acht Monate in Anspruch nehmen. Unter anderem ist ein Baugruben-Verbau erforderlich: An der Straße Unter Goldschmied musste anstelle einer Böschung ein sogenannter Berliner Verbau, also eine Trägerbohlwand, gebaut werden, die das Nachrutschen von Erdreich in die Baugrube verhindert. Dies gestaltete sich laut Stadt wegen des historischen Baugrundes und des extrem widerstandsfähigen Basaltbodens als äußerst schwierig und zeitintensiv.
Aufwendiger als geplant war auch der Bau des soge-nannten Sporn, der die Lastabtragung vom Erddruck der Straße zu gewährleisten hat: Über Monate mussten mehr als 100 Tonnen Stahl als Bewehrungseisen von Eisenflechtern um den L-förmigen Betonbalken verlegt werden. Dazu kamen Planungsfortschreibungen bei den technischen Gewerken — sie nahmen zusätzlich vier Monate Zeit in Anspruch —, die auch den zwischenzeitlich EU-weit geltenden erhöhten Sicherheitsanforderungen an öffentliche Gebäude Rechnung tragen.
So wurde etwa der Eingang aus Sicherheitsgründen verlegt. Weil die Räumlichkeiten für die Museumspädagogik in den Spanischen Bau umgeplant wurden, mussten die Schnittstellen von Elektrik, EDV, Heizung und Klima neu berechnet und geplant werden. Für die nach Abschluss aller Arbeiten erforderlichen Abnahmen, gegebenenfalls Mängelbeseitigungen sowie die Inbetriebnahme kalkuliert die Projektleitung zusätzlich einen Puffer von rund einem Monat. Nach der baulichen Fertigstellung und Übergabe des MiQua an den LVR sind etwa sechs Monaten vorgesehen, in denen unter anderem Probeläufe für den späteren Betrieb vorgesehen sind. Die notwendige Klimastabilität benötigt als Testphase einen Winter- und Sommerzyklus. Der Nutzungsbeginn durch den LVR liegt angesichts des geänderten Terminplans Ende des zweiten Quartals 2021.
Die durch die zeitliche Verschiebung steigenden Kosten werden durch einen Puffer aufgefangen, der in der letzten Kostenberechnung ausgewiesen wurde. Im März war eine Nachtragskostenberechnung erstellt und dem Rat vorgelegt worden. Im Juli hat der Rat die Mehrkosten in Höhe von 15,4 Millionen Euro beschlossen, so dass sich die Gesamtkosten des MiQua auf 77 Millionen Euro belaufen.
Das MiQua entsteht auf und unter dem Kölner Rathausplatz. Es präsentiert mit dem römischen Praetorium, dem mittelalterlichen jüdischen Viertel und dem Goldschmiedeviertel einige der bedeutendsten archäologischen Architekturfunde zur Geschichte der Stadt und des Rheinlandes. Das Museum setzt sich aus einer unterirdischen archäologischen Ebene und dem oberirdischen Neubau zusammen.
In der rund 6000 Quadratmeter großen Ebene unter dem Niveau des Platzes wird ein archäologischer Rundgang als Dauerausstellung eingerichtet. Diese wird in der Ausstellungsfläche im ersten Obergeschoss fortgesetzt — mit dem Ausstellungsteil zur Jüdischen Geschichte und Kultur Kölns von 1424, dem Jahr der Vertreibung der Juden aus Köln, bis in die Moderne. Mit der Übergabe übernimmt der LVR die Trägerschaft. Die Stadt unterhält das Gebäude und das Bodendenkmal.