Nach 40 Jahren ist Schluss
Abschied: Sonja Seemann (59) schließt die Pforte ihres Spar-Geschäfts auf dem Griesberg aus gesundheitlichen Gründen.
Burscheid. Es war immer mehr als nur ein Geschäft; es war eine Institution. Das Ende des Jahres bedeutet auch das Ende des Spar-Geschäftes auf dem Griesberg: Ende Dezember schließt es die Pforte für immer.
Hier war die Kundin wirklich noch Königin. Von der Obsttheke am Eingang bis zur Kasse konnten sich die Kunden - zu 80 Prozent waren es Frauen - auf eine persönliche Einkaufsberatung verlassen. Nicht alle Gespräche drehten sich dabei um Obst, Wurst und Butter - bei so manchem Plausch erfuhren die Einkaufenden noch das Neueste von den Menschen und dem Leben zwischen Hochhäusern und Schrebergärten.
Als sehr hilfreich erwies sich auch die Beratung an der Fleisch- und Wursttheke, wenn es um die Bestellung des Sonntagsbratens ging: "Bug oder Nacken", so hieß das Problem, das mancher Kunde nicht allein lösen konnte.
Im Zeitalter des so genannten "intelligenten Supermarktes", wo der Kunde sogar selbst am Kassenautomaten die Waren abrechnen muss, stehen in diesem Geschäft das Persönliche und der Service hoch im Kurs. "Wir liefern ja die Ware auf Wunsch noch nach Hause. Für ältere oder gebrechliche Menschen ist das unerlässlich", sagt Sonja Seemann, die seit 1968 im früheren AFU-Laden als Angestellte tätig war und nun seit zwölf Jahren selbst das Spar-Geschäft leitet.
Für sechs Mitarbeiterinnen, die sie dabei unterstützten, bedeutete das ein angenehmes Arbeiten. "Hauptsächlich kaufen Frauen bei uns ein, aber zunehmend kommen auch Männer, um vor allem Brötchen und Wurst zu holen. Auf Wunsch einiger Frauen müssen die Männer bei uns das Einkaufen erst lernen. Wir stehen ihnen dann hilfreich zur Seite. Denn oft wissen wir ja auch, worauf die Männer beim Einkauf noch achten müssen: diese oder jene Vorliebe, die ja nicht alle auf dem Einkaufszettel stehen. Das gehört natürlich mit zum Service", berichtet die Inhaberin.
Das wird nun zum Ende des Jahres aufhören. Das bedauern auch die zahlreichen treuen Kunden und Kundinnen, denen das Geschäft über lange Jahre ans Herz gewachsen ist. "Aber die viele Arbeit, die mit dem Geschäft verbunden ist, kann ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so leisten, wie ich es möchte", gibt Sonja Seemann offen zu, "außerdem läuft der Mietvertrag zum Ende des Jahres aus, da ist die Gelegenheit gerade günstig. Für eine Familie würde sich das Geschäft auch in Zukunft rechnen. Deshalb wünsche ich mir, dass es hier auf dem Griesberg noch irgendwie weitergehen wird", umschreibt sie ihre Suche nach einem Nachfolger. Bisher ist er nicht gefunden.