Närrische Attacke aus dem All
Der Bürgermeister überlässt den jecken Frauen zwar den Schlüssel, feiert im Schützenhaus dann aber kräftig mit.
Burscheid. Galaktisch geht es vor dem Schützenhaus zu. Etwa 50 jecke Wiever in grünen, blauen und silberfarbenen Alien-Kostümen haben sich auf den Stufen vor dem Schützenhaus versammelt, um es zu stürmen — ganz getreu dem Motto: „Burscheid im Mittelpunkt des Universums“.
Die Streitmacht aus dem All ist nur in hauchdünne Stoffe gehüllt und klimpert mit ihren Alien-Antennen und galaktischen Wasserpistolen. Wirklich frieren müssen die Außerirdischen aber nicht. Unter den Kostümen sind sie dann doch warm angezogen — und zusätzlich tanzen sie sich zu Karnevalsmusik warm.
Bibbernd stehen derweil der Burscheider Bürgermeister Stefan Caplan, ebenfalls im quietschgrünen Alien-Dress, und seine Entourage (allesamt im Anzug und mit Men-in-Black-Ausweisen) im Schützenhaus, pardon im Rathaus, und harren der außerirdischen Dinge, die da kommen. Eines ist klar — kampflos will er seine Macht nicht an die Wiever abgeben.
Pünktlich um 11.11 Uhr tritt der Bürgermeister hinaus und fordert ein Gedicht von den Fremdlingen aus einer fremden Galaxie. Die lassen sich nicht lange bitten: „Rück den Rathausschlüssel raus, sonst machen wir die Sterne aus. Du kannst uns gar nicht entfliehen, drum vergiss ganz schnell all deine Strategien. Auch du willst heute weder Pflichten, Arbeit noch Stress, das zeigt uns ganz deutlich dein quietschgrüner Alien-Dress“, rufen sie im Chor.
Nachdem die außerirdisch närrischen Frauen mit dem Bürgermeister „Caplanetischen Alien-Schleim“ getrunken haben, muss er sich geschlagen geben. „Da, nehmt den Schlüssel und kommt herein, ein dreifach Alaaf auf Burscheid, so soll es denn sein“, kapituliert er.
Relativ gesittet, aber durchaus in Partylaune, ziehen die Wiever dann ins Schützenhaus ein. Neben karnevalistischer Deko hängen im Foyer zahlreiche Plakate, die Sternenbilder und Gesteinsformationen zeigen. So kann sich jeder Besucher gleich gedanklich in den Orbit beamen.
Es folgt ein buntes Programm mit Auftritten des Opladener Kinderprinzenpaares, des Dreigestirns aus Blecher und Musik von Peter Mihm alias DJ Mimo. Zudem stehen Büttenreden von dem „Feuerwehrmann“ und „Sanitäter“ Hans Werner auf dem Programm, dazu Tanzauftritte wie der des Family-Fitness-Clubs und der „Galaktischen Wesen“.
„Wir stellen das Schützenhaus der Stadt jetzt zum siebten Mal zur Verfügung. Das sind mittlerweile so viele Weiber geworden, die das Rathaus stürmen wollen, dass die da gar nicht alle reinpassen“, freut sich Michael Wehner, Vorsitzender des Schützenvereins, über den Andrang. Und ist sich sicher: „Wir feiern noch bis in die späten Abendstunden.“