Neue Kleider aus alten Sachen

Kinderkunsttage in Hilgen stehen unter dem Motto „Erneuerung - Reformation“.

Burscheid. Konzentriert sitzt Jule im evangelischen Gemeinzentrum in Hilgen auf dem Boden und bearbeitet mit der Schere einen alten Pulli: „Daraus entsteht eine neue Jacke“, sagt die 13-Jährige und wendet sich wieder ihrer Arbeit zu.

Nur wenige Meter weiter näht Luca Sticker auf eine alte Kupuzenjacke und lässt so ein neues cooles Kleidungsstück entstehen. „Nähen habe ich in der Schule gelernt“, erklärt der Zehnjährige aus Bad Münstereifel. „Meine Oma lebt hier und über sie bin ich zum ersten Mal zu den Kinderkunsttagen gekommen. Ich freue mich, wenn ich meine Kunstwerke meinen Eltern zeigen kann.“

Foto: Doro Siewert

Viel Erfahrung beim Nähen hat Chiara, die mit ihrer Freundin Jasmin gerade an der Nähmaschine arbeitet. Dort entsteht aus Jeansstoff und einem alten T-Shirt ein ganz neues Kleidungsstück. Auch eine Jacke und eine Hose haben die beiden Schülerinnen an diesem Tag auf dem Plan. „Ich bin bei einem Nähkurs. Bislang habe ich einen Pulli und eine Hose genäht. Außerdem arbeite ich an einer Patchwork-Decke aus vielen kleinen Stoffquadraten“, sagt die Zehnjährige.

„Die Kinderkunsttage stehen im Luther-Jahr unter dem Motto „Erneuerung - Reformation“. Dazu gehört es, wenn man aus alten kaputten Sachen neue Kleidungsstücke näht. Die Kinder haben auch aus alten Kartons Wittenberg als Stadt nachgebaut, sogar mit Beleuchtung“, berichtet Organisatorin Anke Theron-Schirmer. Finanziert werden die Kinderkunsttage in diesem besonderen Jahr auch aus einem Sonderfördertopf der Landkirche.

Insgesamt 31 Kinder arbeiten in drei Gruppen in den Osterferien an verschiedenen Projekten. „Normalerweise hatten wir immer sehr lange Wartelisten, in diesem Jahr haben wir die Plätze gerade so vollbekommen. Vielleicht liegt das auch an den Ferienangeboten der Offenen Ganztagsschulen“, vermutet Theron-Schirmer.

In einem weiteren Raum des Gemeindezentrums entstehen Kunstwerke nach dem Vorbild des Richterfensters im Kölner Dom. „Ich habe Richter Mitte der 80er Jahre noch als Dozent an der Düsseldorfer Kunstakademie erlebt“, erinnert sich Theron-Schirmer. „Wir können die Fenster entweder nach einem von uns entworfenen Bild oder nach dem Zufallsprinzip zusammensetzen. Dafür wird buntes Krepppapier auf eine Plexiglasscheibe geklebt“, sagt Malte, der schon zum dritten oder vierten Mal bei den Kinderkunsttagen dabei ist. Im Dom war der Elfjährige schon. „Da habe ich allerdings nicht auf das Fenster geguckt.“

Gegenüber verpasst Lars dem Richterfenster schwarz-gelbe Augen. Um diese plant er einen bunten Hintergrund. „Ich bin zum ersten Mal dabei. Meine Brüder waren aber schon hier“, sagt der Jugendspieler der TGH. Nebenan entstehen Fenster wie bei Richter nach dem Zufallsprinzip. „Ich habe das Fenster schon mal gesehen, so richtig gut kann ich mich aber nicht mehr daran erinnern“, sagt Eva und arbeitet an ihrer eigenen Version vom Kirchenfenster. Vor Ort ist sie mit Freundin Maria. „Wir gehen schon seit der ersten Klasse gemeinsam in die Schule. Die Kunstwerke nehme ich mit nach Hause und hänge sie in mein Zimmer“, sagt die Zehnjährige.

In der dritten Gruppe entstehen gestern Mittag Kunstwerke im sogenannten „Epi-style“, der auch mit natürlichen Materialien wie Holz oder Rinde arbeitet und diese mit Figuren verbindet. Bei Till ist es gerade eine Frau mit Handtasche und Luftballon, die aus ummantelten Draht entsteht. „Ich bin zum ersten Mal da und das, weil meine Noten in Kunst nicht so gut sind. Aber die Sachen machen mir Spaß, ich würde am liebsten noch eine Woche verlängern“, sagt der Elfjährige.

Gegenüber am Tisch hat Emma ihren Vornamen aus dem Draht gebogen, die Buchstaben mit bedruckten Papier als Hintergrund versehen und das Ganze auf eine runde Baumscheibe geklebt. Bei Melina entsteht gerade aus Draht ein Liebespaar, das später auf einem Stück Ast platziert wird. „Die Sachen, die ich hier mache, werde ich wohl verschenken. Meine Lehrerin, meine Eltern und Großeltern bekommen etwas von mir“, sagt die Zehnjährige.