Neue Perspektiven für Gut Engelrath

Die neuen Eigentümer wollen Gebäude und Reitanlage Schritt für Schritt sanieren und erweitern.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Jochen Rohr beschreibt die Arbeiten als „Operation am offenen Herzen“. Auf Gut Engelrath haben die Handwerker das Sagen — und das für längere Zeit. „Derzeit sind wir damit beschäftigt, die akuten Reparaturen auszuführen, die baulich überfällig sind“, sagt Rohr. Und das sind viele. Dann soll das Gut nach und nach sein künftiges Gesicht erhalten.

Seit Februar ist Engelrath in neuen Händen. Die Remscheider Familie Rohr hat das Gut gekauft, nachdem es sich seit dem 19. Jahrhundert im Besitz der Familie Behling befunden hatte. Doch Schulden und Familienkonflikte stellten den Fortbestand in den vergangenen Jahren infrage. Eine drohende Insolvenz führte zum Verkauf des Waldes an Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Knapp sieben Hektar ehemalige Obstplantagen gingen an den Sauerländer Weihnachtsbaumproduzenten Meinolf Mütherich.

Nun haben auch die letzten knapp zehn Hektar samt den Gebäuden den Besitzer gewechselt. Der Reitbetrieb war zuletzt vom Voltigier- und Reitverein Fliegender Rebell gepachtet gewesen. Der Vertrag endet im Mai.

Etwa 30 Pensionspferde werden derzeit noch über den Verein betreut. „Und möglichst viele dieser Kunden sollen erhalten bleiben“, sagt Rohr. Seine Familie bringt für das Projekt beide Qualifikationen mit: die Erfahrung einer etablierten Hausverwaltung und eine Leidenschaft für Pferde. Besonders Tochter Larissa Rohr wird sich auf Gut Engelrath einbringen; die entsprechende Firma befindet sich gerade in der Gründungsphase.

Doch trotz dieser Erfahrung sagt Jochen Rohr: „Gut Engelrath ist eine Herausforderung der besonderen Art, die wir in dieser Form auch bisher noch nicht kannten.“ Man habe das Objekt nicht blauäugig gekauft, „aber wenn hier eine Wand geöffnet wird, gibt es mal gute und mal schlechte Nachrichten.“

Noch sind nicht alle Planungen abgeschlossen und baurechtlich genehmigt, aber mit der Landwirtschaftskammer ist bereits abgestimmt, dass der Pferdeeinstellbetrieb erweitert werden soll — auf eine Größe von 50 bis 55 Pferden. Die Sanierung und Erweiterung wollen die Eigentümer beim laufenden Betrieb bewältigen. „Wir hoffen, dass wir die wesentlichen Arbeiten im Oktober geschafft haben“, sagt Rohr. Bis die gesamte Anlage ihr künftiges Gesichte erhalten habe, könne es aber durchaus anderthalb Jahre dauern.

Dann sollen auf Gut Engelrath die Voraussetzungen geschaffen sein, um die Vielfalt der Reiterszene zusammenzubringen: von den Freizeitreitern, die vor allem an Ausritten interessiert sind, über die Turniersportler bis hin zum Westernreitsport.

Der frühere Eigentümer Günter Behling (88) behält Wohnrecht auf dem Gut, ebenso sein Sohn Hans. Auch für den Obst- und Gemüseladen von Klaus Behling, der noch eine Obstplantage in Kuckenberg betreibt, gibt es laut Rohr „im Moment keine neuen Pläne“. Abschließende Gespräche über die Zukunft des Ladens stehen noch aus.

Mit Familientraditionen kennt sich Rohr schließlich aus. In Remscheid gehört auch ein Schuhladen noch zum Familieneigentum — seit 1884.