Nichtangriffspakt einer behäbigen Elefantenrunde

Die Diskussion der vier Bürgermeisterkandidaten kannte weder Sieger noch Verlierer und schon gar keinen Streit.

Burscheid. Im Fernsehen hat sich für ähnliche Veranstaltungen seit Längerem der Begriff Elefantenrunde eingebürgert - wobei nie ganz geklärt wurde, ob diese Bezeichnung nun eher für die Diskutanten oder für die Elefanten leicht despektierlich klingt.

Wenn man im Bild bleiben will, dann war das Aufeinandertreffen der vier Burscheider Bürgermeisterkandidaten im Jugendzentrum Megaphon am Donnerstagabend die weitgehend friedfertige Versammlung einer behäbigen Bullenherde, die vor allem von einem offenbar gemeinsamen Interesse geprägt war: bloß keinen Fehler zu machen und auf keinen Fall aus der politischen Deckung zu kommen.

Es zählt ja durchaus zu den bisherigen Qualitäten der Burscheider Kommunalpolitik, dass das gemeinsame Interesse an einer guten Entwicklung der Stadt in der Regel Vorrang hatte vor überhitzten Schaumschlägereien zwischen den Parteien.

Nun hat aber die dramatische Entwicklung vor allem durch die Spaltung der CDU im Vorfeld der Wahl dem Urnengang in einer Woche ungewöhnliche Spannung verliehen. Zumindest drei von vier Kandidaten haben realistische Chancen auf den Sieg und Prognosen über den Ausgang sind mehr denn je ahnungsloser Kaffeesatzleserei vorbehalten.

Das versprach dem Aufeinandertreffen der Kontrahenten beim traditionellen "Gespräch vor Mitternacht" eine besondere Würze zu verleihen. Doch unter der Moderation des Journalisten Timm Gatter gaben sich die vier Kandidaten lammfromm und fast schon harmoniesüchtig.

Ein paar Pflichtäußerungen zur Finanzmisere der Stadt, ein paar vage Wunschträume zur gymnasialen Oberstufe, die fast einhellige Ablehnung der Autobahnraststätte, die fast einhellige Begrüßung des Alleenradweges - die Brisanz der kommunalpolitischen Konstellation verpuffte im Wettbewerb um die höchste Unauffälligkeit. Dass alle Bewerber brav applaudierten, als Fördervereinsvorsitzende Eva Scholand gut 500Unterschriften für den Erhalt der Bücherei überreichte, versteht sich da von selbst.

Und so lichteten sich die Reihen der zunächst brechend vollen Megaphon-Disco im Verlauf der knapp zwei Stunden mehr und mehr. Es gab weder Sieger und noch Verlierer des Abends, niemand hat brilliert oder gefloppt. Wer wollte, konnte bestenfalls seine Einschätzungen zu Stärken und Schwächen der Bewerber bestätigt finden. Überraschendes hat er jedenfalls nicht entdeckt.

Da gewann schon fast der bisher profilloseste, weil unbekannteste Kandidat Karl Ulrich Voss am meisten Kontur, nur weil er bei den Themen Autobahnraststätte und Alleenradweg mal ein bisschen gegen den massentauglichen Konsensbrei anstrampelte. Seine Siegeschancen wachsen dadurch nicht.

Und so wird niemand, der schon vor dem Abend auf einen der Kandidaten festgelegt war, durch die Diskussion noch einmal umgeschwenkt sein. Aber die, die sich bisher noch nicht entschieden haben, sind auch nicht erkenntnisreicher nach Hause gegangen, als sie gekommen waren.

Es sei denn, ihnen hätte etwas am wohl auf Wunsch der Tafel geäußerten Dank an die Parteienvertreter für "familienfreundliches Waffelbacken" gelegen. In manchen Momenten können zu tief ausgefallene Bücklinge schon der Heiterkeitshöhepunkt des Abends sein.