Pflege für Orgeln in aller Welt
Orgelbauer sind viel unterwegs. Für die nächste Zeit haben Lorenz Haupt und Pascal Speier in Burscheid Quartier bezogen.
Burscheid. Weltweit stehen über 550 Orgeln der Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke. Lorenz Haupt war allein vergangenes Jahr zweimal in Norwegen. Er kennt Spanien, er kennt Japan.
Seit Sonntag kennt er auch Burscheid. Mindestens sechs Wochen ist die Kleinstadt seine neue Heimat.
Lorenz Haupt (33) ist Orgelbauer. Gemeinsam mit Pascal Speier (24), Auszubildender im letzten Lehrjahr, hat er in der Pension Dörr in der Montanusstraße Quartier bezogen. Ihr aktueller Arbeitsplatz ist von dort gut zu Fuß zu erreichen: die evangelische Kirche am Markt. Deren Orgel muss komplett gereinigt und saniert werden.
Ein Drittel des Jahres, „eher mehr“, sei er für die Firma unterwegs, schätzt Azubi Speier. Lorenz Haupt hat es zu Spitzenzeiten mal auf 22 Wochen im Jahr gebracht.
„Das ist einfacher, wenn man Single ist.“ 1999, zu Beginn seiner Zeit als Geselle, war er das auch. Inzwischen ist Haupt verheiratet und Vater zweier kleiner Kinder. „Die fragen mich immer: Wann kommst du nach Hause?“
Die positive Seite: „Ich gehe nicht immer in dasselbe Büro, setze mich an denselben Schreibtisch und sehe das Gleiche.“ Jede Orgel ist mehr oder weniger ein Unikat. Es gibt immer andere Voraussetzungen, in Burscheid zum Beispiel das barocke Gehäuse, den so genannten Orgelprospekt. Und natürlich unterscheiden sich auch die Standorte: Meist sind es Kirchen, aber auch Konzertsäle sind darunter oder Privathaushalte.
Sechs bis acht Wochen in fremder Umgebung aufeinanderhocken, das ist nicht immer leicht. Da ist Teamgeist gefordert. „Nach Möglichkeit fahren immer eingespielte Kollegen zusammen raus“, sagt Haupt. Gerade bei Handgriffen, die irreversibel sind, müssen die Anweisungen des einen und die Ausführungen des anderen 100-prozentig passen.
55 Wochenstunden — das ist die Zahl, die Speier und Haupt nicht überschreiten dürfen. Ansonsten sind sie in der Gestaltung frei. Montags bis samstags arbeiten sie auf der Empore, die sich schon zu zur Werkstatt gewandelt hat. „Sonntags wird erst mal ausgeschlafen und ein Gang zurückgeschaltet. Und dann gibt es vielleicht noch einen gepflegten Spaziergang.“
Der erste Eindruck von der Orgel: „Die wirklich kaputte Substanz ist verschwindend gering.“ Dass zum Beispiel die Schleifendichtung mit ihren Federbälkchen nicht teuer saniert werden muss, freut die Gemeinde. Denn dadurch kann man von den Experten jetzt eine elektronische Setzeranlage einbauen lassen.