Radsport: Deutschland-Tour plant zum ersten Mal mit Burscheid
Die Profis sollen am 4.September auf der Etappe von Schmallenberg nach Neuss den Norden von Rhein-Berg durchqueren.
Burscheid. Die zehnte Auflage der Deutschland-Tour wird im Spätsommer auch erstmals durch den Nordteil des Rheinisch-Bergischen Kreises führen. Am 4. September starten die Radprofis in Schmallenberg (Sauerland) zur sechsten Etappe nach Neuss. Dabei sollen Altenberg und Burscheid Teil der rund 195 Kilometer langen Strecke werden.
Offiziell mag Streckenkoordinator Michael Haas den genauen Verlauf zwar noch nicht bestätigen. "Die Planungen laufen, aber es hat noch keine Abstimmung mit den Genehmigungsstellen wie Polizei und Kommunen gegeben." Das solle erst in Kürze geschehen.
Aber bei der Präsentation der Jubiläumstour am Mittwoch in Neuss durch Tourdirektor Kai Rapp waren Lüdenscheid und Burscheid als Zwischenstationen des Etappenverlaufs schon eingezeichnet. Und im Internetauftritt der Deutschland-Tour heißt es zur sechsten Etappe: "Die Fahrer werden kaum einen Blick für die Schönheit der Landschaft und ihrer Bauwerke, unter anderem des Altenberger Doms, haben."
Rapp weiß, dass sein Sport in der öffentlichen Diskussion derzeit einen schweren Stand hat, bemühte sich aber sichtlich um Normalisierung: "Der Radsport hat gerade im vergangenen Jahr natürlich polarisiert, ist durch den offenen Umgang mit Dopingmissbrauch aber auch entmystifiziert worden."
Doch auch wenn die Suche nach neuen Sponsoren schwierig sei: "Viele glauben an eine Wende zum Positiven." Darunter sei auch das Fernsehen: Die ARD wolle ihre Berichterstattung sogar ausweiten.
Die Deutschland-Tour startet erstmals in Österreich mit einem Prolog in Kitzbühel am 30. August. Im Anschluss an die Königsetappe bis Hochfügen im Zillertal (Tirol) "dürfte ein Großteil der Fahrer schon nicht mehr für den Gesamtsieg infrage kommen", so Titelverteidiger Jens Voigt (CSC), der seinen dritten Sieg in Folge anstrebt. "Vom Gewinnen kann ich gar nicht genug kriegen - vor allem wenn es gegen jüngere Fahrer geht", scherzt der 34-Jährige.
Dazu zählt mit Sicherheit auch Lokalmatador Markus Fothen, der für das Team Gerolsteiner startet. Der 26-jährige Kaarster freut sich zwar diebisch auf sein Heimspiel, "die Strecke ist aber nicht so ganz mein Profil. Da werden andere vorne mitfahren."
Auch Fothen hat seine Meinung zum verloren gegangenen Renommee des Profiradsports: "Schlimmer kann es ja nicht werden", sagt er und zuckt mit den Schultern, um dann noch hinterherzuschicken: "Von mir aus kann man mich jede Minute kontrollieren, das fördert nur meine Chancen."
Die Deutschland-Tour ist das wichtigste deutsche Radsport-Etappenrennen. Mehrfach hatte es in der Radsportgeschichte Versuche gegeben, eine Deutschland-Rundfahrt nach den Vorbildern der Tour de France (seit 1903) und des Giro d’Italia (seit 1909) zu etablieren.
Einen ersten Anlauf gab es 1911. Doch nicht nur die beiden Weltkriege, sondern auch Probleme mit der Finanzierung führten immer wieder zu wechselnden Veranstaltern, Namen und langen Ausrichtungslücken.
1999, nach 17-jähriger Pause, wurde schließlich die Deutschland-Tour etabliert und ist seit 2005 auch Teil der Protour des Weltradsportverbandes UCI, die die 27 wichtigsten Rennen im Straßenradsport umfasst.