Ratssitzung: Klare Mehrheit im Stellvertreterstreit

Bürgermeister Caplan wird vereidigt und bekommt Bodo Jakob (SPD) und Ute Hentschel (Grüne) an seine Seite.

Burscheid. Auch das letzte Stückchen Brisanz der konstituierenden Ratssitzung löst sich nach wenigen Minuten in Wohlgefallen auf: Die geheime Wahl der stellvertretenden Bürgermeister ergibt eine noch deutlichere Mehrheit für das Duo Bodo Jakob (SPD) und Ute Hentschel (Grüne), als man zuvor erwarten konnte.

Auf die Liste 1 (Jakob/Hentschel) entfallen 33 Stimmen, auf die Liste 2 mit der BfB-Kandidatin Giovanna Lombardo Marrocu nur neun Stimmen bei einer Enthaltung.

Da im Vorfeld sowohl BfB als auch FDP Bedenken gegen die Nominierung von Ute Hentschel geäußert hatten, die beiden Fraktionen zusammen aber über zwölf Sitze verfügen, scheint der Protest auch dort nicht einhellig zu sein, von der Hoffnung auf Abweichler anderer Fraktionen ganz zu schweigen. Die wären aber nötig gewesen, damit die BfB-Kandidatin nach dem d’Hondtschen Höchstzahlverfahren eine Chance gehabt hätte.

Noch am Montagabend hatte sich die in dieser Frage mehrfach schwankende Grünenfraktion entschieden, der öffentlich geäußerten Kritik doch nicht nachzugeben und an dem Personalvorschlag Hentschel festzuhalten. Die Diskussion war entstanden, weil die Caplan-Unterstützerin Hentschel während des Wahlkampfes die übrigen Bürgermeisterkandidaten im BV als "nicht wählbar" bezeichnet hatte.

Am Abend der gemeinsamen Wahl im neuen Rat verweist der 1. stellvertretende Bürgermeister Bodo Jakob aber dann versöhnlich darauf, "dass das, was im Wahlkampf gelaufen ist, erledigt ist". Hentschel habe sich mit ihm schon am Rande der Kandidatendiskussion im Megaphon ausgesprochen und für ihre Wortwahl entschuldigt.

Neben dieser politischen Irritation herrscht die größte Verunsicherung des Abends gleich zu Beginn. Nicht nur die 17Neulinge unter den 42Ratsmitgliedern irren etwas verloren durch das Haus der Kunst, müssen ihren Platz in der neuen Sitzordnung erst finden, die wegen der zusätzlichen Fraktion und der Aufblähung durch Überhangmandate notwendig ist.

Altersvorsitzender Rolf Mebus (FDP) appelliert an den neuen Rat, "Fairness walten zu lassen". Die Wunden, die im Wahlkampf geschlagen wurden, müssten jetzt verheilen. Unter den Augen von Amtsvorgänger Hans Dieter Kahrl wird Stefan Caplan dann von Mebus vereidigt und bietet den Kommunalpolitikern "völlig unabhängig von der Fraktionszugehörigkeit" eine offene, transparente und vertrauensvolle Zusammenarbeit an.

Den Glückwunsch von Mebus kann der 45-Jährige auch gleich zurückgeben: Caplan würdigt den FDP-Fraktionschef (74) für acht komplette Wahlperioden und damit fast 40 Jahre Ratsarbeit, davon 30 Jahre an der Spitze der Fraktion.

Auch der Rest ist pures Einvernehmen. Die schon vorher zwischen allen Fraktionen abgestimmte Festlegung auf die Zahl der Ausschüsse (mit eigenständigem Umwelt- sowie wieder getrenntem Sport- und Kulturausschuss) wird einstimmig abgesegnet, ebenso die Zugriffe der einzelnen Fraktionen auf die Ausschussvorsitze.

Caplan, der zu Beginn Lampenfieber einräumt, steht zum Ende die Erleichterung über seine glatt gelaufene Premiere in der Ratsleitung ins Gesicht geschrieben. Die Fähigkeit, an einem Strang zu ziehen, "hat uns schon in der Vergangenheit von anderen Städten unterschieden und wird uns auch weiter unterscheiden", sagt er.

Hauptausschuss Qua Amt Bürgermeister Stefan Caplan (CDU)

Stadtentwicklung Horst Buttkus (CDU)

Soziales und Schulen Bodo Jakob (SPD)

Kultur Silke Riemscheid (CDU)

Sport Aki Papazoglou (BfB)

Umwelt Harald Wolfert (Grüne)

Rechnungsprüfung Thomas Kaps (BfB)

Wahlprüfung Dieter Müller (SPD)