Burscheid: Zivis sorgen für das Extra im Alltag
Soziale Einrichtung sehen einer Verkürzung der Dienstzeit kritisch entgegen.
Burscheid. Im Evangelischen Altenzentrum sind sie nicht wegzudenken. Zivildienstleistende entlasten das Personal und sind wichtige Kontaktpersonen für die älteren Menschen. "Sie bringen Lebendigkeit ins Haus, die Bewohner bauen Beziehungen wie zu Enkeln zu ihnen auf und sie haben Zeit, Dinge zu leisten, die über die Pflege hinausgehen", sagt Pflegedienstleiterin Ingelore Shirali.
Mit einem dementsprechend unguten Gefühl hat man in der Einrichtung die Nachricht aufgenommen, dass die neue schwarz-gelbe Bundesregierung plant, Anfang 2011 den Wehrdienst auf sechs Monate zu verkürzen. Denn eine solche Änderung würde sich auch auf die Dauer des Zivildienstes auswirken.
"Wenn ab Januar 2011 die Verkürzung kommt, wäre das ein gravierender Einschnitt", sagt der Zivildienstbeauftragte des Altenzentrums, Markus Mosch. "Es wird damit sehr schnelllebig. Die Bewohner müssten sich immer öfter an neue Gesichter gewöhnen."
Friedhelm Jäger (83) lebt seit drei Jahren im Altenzentrum und ist Vorsitzender der Bewohnerbeirates: "Ich fände es besser, wenn sie ein Jahr bei uns arbeiten würden und nicht nur sechs Monate." Bei einer Verkürzung müssten doppelt so viele Zivis eingestellt werden. Mosch: "Das bedeutet dann auch einen höheren Verwaltungsaufwand."
Auch im Heilpädagogischen Heim an der Bürgermeister-Schmidt-Straße 7c ist man über jeden Zivildienstleistenden froh. Im November fängt ein neuer an. "Die Zivis sind für uns auf jeden Fall eine Bereicherung", sagt die Leiterin Angelika Juras. "Sie nehmen uns kleine Dinge im Alltag ab, zu denen uns nicht immer die Zeit bleibt." Dazu zählen zum Beispiel Spaziergänge oder ein Kaffeetrinken mit den Bewohnern. "Auch bei einer Verkürzung würden wir weiter nach Zivis suchen."
Beim Arbeiter-Samariter-Bund in Burscheid übernehmen die Zivis neben Fahrdiensten und der Betreuung vom Kindern mit Behinderung in Schulen auch für ältere Menschen Einkäufe oder gehen mit ihnen spazieren.
"Das sind Leistungen, die wir wegen der geringeren Personalkosten bei Zivildienstleistenden preiswert anbieten können", sagt Beate Bungart vom ASB. Sie sieht die Verkürzung sehr kritisch. Schon jetzt fehlten die Zivis in den neun Monaten in der Regel zwölf Wochen wegen Einarbeitung, Urlaub und Seminaren.
Bei einer Verkürzung des Zivildienstes würde sich daran kaum etwas ändern. "Wir legen sehr viel Wert auf unsere vierwöchige Einarbeitung", sagt Bungart. "Sollte es zu der Änderung kommen, würden wir wahrscheinlich komplett auf FSJler umstellen." Denn die jungen Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren, stünden in der Regel zwölf Monate zur Verfügung.
"Ich glaube aber auch, dass die Änderung für die Zivis nicht so toll wäre. Schon jetzt müssen sie warten, bis Studium oder Ausbildung anfangen", sagt Bungart. Ein Problem, das auch das Altenzentrum kennt. "Mitunter fragen uns die Zivildienstleistenden, ob sie nicht länger bei uns arbeiten können", sagt Birgit Hoferichter, Leiterin des Altenzentrums.
Andreas Firmenich (21) leistet gerade in der Haustechnik des Altenzentrums seinen Zivildienst. "Die Verkürzung hätte den Vorteil, dass man schneller in den Beruf kann", sagt er. "Aber wenn man keinen Job hat, so wie ich, dann ist man froh, wenn man länger arbeiten kann."