Miniköche lernen beim Profi

Schüler der Realschule lernen bei Köchen aus der Umgebung, wie sie Essen richtig zubereiten können.

Burscheid. Langsam füllt ein schwacher Duft nach Vanille die Schulküche der Evangelischen Realschule. Die zehnjährige Annabel beugt sich über den dampfenden Topf auf dem Herd und atmet tief ein. "Das riecht schon sehr lecker", sagt sie. Zum ersten Mal in ihrem Leben kocht die Fünftklässlerin eine Vanillesoße selbst. Dabei sieht sie mit ihrer weißen Kochjacke und Schirmmütze schon wie eine echte Profiköchin aus. Die könnte Annabel tatsächlich bald werden, denn die Burscheider Realschule nimmt als erste Schule in Nordrhein-Westfalen an dem Projekt Europa-Miniköche teil.

Lehrerin Angelika Büscher hat das Projekt, das es bereits seit 20 Jahren in Baden-Württemberg gibt, nach Burscheid geholt. Vor den Sommerferien stellte sie es den Eltern der künftigen Fünftklässler vor. "Ich war sofort begeistert. Ich finde es wichtig, dass Kinder kochen lernen", sagt Mutter Erika Krämer. Innerhalb weniger Wochen planten Schule und Eltern die Teilnahme bei den Miniköchen.

Dazu warben sie in Restaurants aus Burscheid und Umgebung um Unterstützung. Denn die Miniköche der jetzigen fünften Klasse der Realschule werden in den kommenden beiden Jahren bei den Profiköchen alles über die Zubereitung von Essen lernen. "Am Ende sollen die Kinder in der Lage sein, ein Fünf-Gänge-Menü selbst zu kochen", sagt Koch Harald Weilbächer vom Alten Landhaus in Burscheid.

Er hat den ersten von insgesamt 20 Terminen übernommen und zur Verstärkung seinen Auszubildenden Rene Hupperth mitgebracht. Die Realschüler sehen Weilbächer gespannt an, als er ihnen verkündet, dass heute Apfelküchle mit Vanillesoße hergestellt werden sollen.

33 Schüler, die in zwei Gruppen aufgeteilt wurden, machen bei den Miniköchen mit. Beide Teams werden von je zwei Müttern betreut. Erika Krämer und Gabi Schaudt betreuen die erste Gruppe. "Mein Sohn hat ein Fabel fürs Kochen und ich koche gerne mit Kindern, deswegen machen wir beide mit", sagt Gabi Schaudt.

Ein Kochnachmittag dauert zwei Stunden. Nachdem die Freude über das Gericht des ersten Termins verflogen ist, teilen die beiden Mütter die Kinder in vier Kleingruppen auf, die jeweils eine Aufgabe erledigen. Nach 20 Minuten wird gewechselt. Sodass jeder alles einmal selbst gemacht hat.

Während Annabels Gruppe also dabei ist die Vanillesoße mit Rene Hupperth zuzubereiten, hilft Harald Weilbächer eine Arbeitsplatte weiter bei den Apfelküchlen. Der elfjährige Laurin versucht, Eiweiß mit dem Schneebesen steif zu schlagen. "Das ist aber schwer", sagt er und stöhnt. "Versuche mal, es aus dem Handgelenk heraus zu machen", sagt Koch Weilbächer und zeigt Laurin noch einmal, wie es geht.

Unterdessen mixt Erika Krämer mit weiteren Schülern den Cocktail "Grüner Minikoch". Im Essraum bringt Gabi Schaudt vier Schülern bei, wie sie ihren Essplatz richtig decken. Denn zu dem Projekt gehört neben der Essenszubereitung und grundlegenden Arbeitstechniken auch Hinweise zum Service. "Heute haben wir die Faltform ,Tafelspitz’ gelernt", sagt der zehnjährige Paul. Nachdem jede Gruppe ihre eigenen Apfelküchle, Vanillesoße und Cocktails zubereitet, den Platz gedeckt und die Servietten gefaltet hat, wird gemeinsam alles aufgegessen.