Rentner restauriert auf der Balkantrasse Kilometersteine
Hobbymaurer Armin Lindermann setzt die Signale für Lokführer nach und nach wieder instand.
Rhein.-Berg. Kreis. Die ersten weißen Kilometersteine hatte Armin Lindermann schon im vergangenen Jahr gesehen, als er per Fahrrad von Hückeswagen über die Balkantrasse nach Marienheide geradelt war. „Und als ich jetzt vor ein paar Wochen mit meiner Frau vom Lenneper Bahnhof aus in Richtung Bergisch Born unterwegs war, da habe ich sie auch hier gesehen und mir gleich überlegt, die nehme ich in Angriff.“
Nachdem er bei den Stadtwerken die Genehmigung dazu eingeholt hatte, nimmt er sich einen Streckenkilometerstein nach dem anderen vo, um sie zu restaurieren und als Farbtupfer auf die Trasse zu bringen. Weil er seitdem jeden Tag dort arbeitet, bezeichnet er sich inzwischen lächelnd als berufstätiger Rentner.
„Wenn der Stein noch vollständig ist, bürste ich ihn ab, damit das Moos verschwindet, bringe Tiefengrund auf, streiche ihn weiß an und male dann die schwarzen Zahlen, die den Lokführern damals zur Orientierung dienten, wieder drauf“, schildert Lindermann die Arbeit, die er an jedem halbwegs trockenen Tag erledigt.
Nur sieben der 20 Steine standen noch an der richtigen Stelle und waren unversehrt. Bei den anderen fehlten große Teile, und der Hobbymaurer musste Köpfe auf die Steine betonieren oder sie ganz neu einschalen.
Bei einem komplett kaputten Stein bedeutet das, dass Lindermann acht bis zehn Mal hingehen und daran arbeiten muss. „Ich darf nicht mit dem Auto über die Trasse fahren und muss Wasser, Zement, Farbtöpfe und Werkzeug auf einem Karren zum Arbeitsplatz ziehen“, erzählt Lindermann. Ihm kann man die Begeisterung, mit der er seine selbst gewählte Aufgabe löst, am Gesicht ablesen.
Von einem Seil hat er 100 Meter abgemessen, damit er den Abstand zwischen den Steinen exakt einhalten kann. Weil er immer wieder gefragt wurde, was er da eigentlich macht, hat er jetzt ein Schild anfertigen lassen, das heute oder morgen an der Bruchsteinmauer an der Straße „Am alten Berg“ befestigt wird.
Erklärt wird so beispielsweise, dass diese Steine zur Orientierung des Lokführers im Abstand von 100 bis 200 Metern neben den Gleisen aufgestellt wurden, dass die Strecke am 12. Mai 1876 eröffnet wurde und dass der Pfeil neben der Zahl die entsprechende Richtung zum nächsten Fernsprecher angibt.
„Damals gab es keine Handys“, sagt der Steine-Restaurierer. „Wenn es bei der Bahn eine Panne gab, dann musste der Lokführer durchgeben, dass er beispielsweise bei Stein Nummer 14,7 steht“.
Gerne möchte Armin Lindermann, wenn er die letzten drei Steine restauriert hat, am Lenneper Bahnhof noch drei neue setzen. „Mein Sohn und ich haben inzwischen eine Firma in Chemnitz ausfindig gemacht, die solche Bundesbahnbetonteile noch herstellt. Wenn am Anfang der Trasse auch noch weiße Steine stehen, dann haben wir es schön“, zeigt er sich überzeugt. Die Kosten für die Restaurierung bezahlt der Lenneper übrigens komplett aus eigener Tasche.