"Sams"-Aufführung: Am Ende sind sie wunschlos glücklich

Die Kinder der evangelischen Theatergruppe zeigen „Am Samstag kam das Sams zurück“.

Foto: Nicole Haase

Burscheid. Es gibt Figuren in Büchern und auf Bühnen, denen fliegen schon beim puren Erscheinen die Herzen zu. Als das Sams (herrlich unbefangen: Luka Klein) erstmals unter dem Tisch von Herrn Taschenbier (Alina Schiebelhut) auftaucht, gibt es unmittelbar Szenenapplaus.

Das junge Publikum in den ersten Reihen der fast ausverkauften Premiere im evangelischen Gemeindesaal ist schnell begeisterungsfähig. Und es kennt die witzig-freche Hauptfigur nur zu gut. Was allerdings auch für die anwesenden Eltern und Großeltern gilt. Denn irgendwer muss die wunderbaren Bücher von Paul Maar schließlich vorlesen.

„Am Samstag kam das Sams zurück“ ist das zweite von Maars siebenbändiger Sams-Reihe, die zwischen 1973 und 2011 entstand. Und es diente als Vorlage für die gleichnamige Inszenierung der Kindertheatergruppe der Evangelischen Kirchengemeinde Burscheid, die am Wochenende zweimal zu sehen war und einen sechsmonatigen Probebetrieb abschloss. Die Leitung hatte erneut das bewährte Tandem Anke Theron-Schirmer und Daniel Kleinschek.

Die beiden sind immer wieder Quelle origineller Ausstattungsideen. Besonders augenfällig diesmal: Alle Requisiten, also Koffer, Käfig, Eimer, Sack oder auch Messer und Gabel, sind meist überdimensioniert als Pappschild gefertigt. Das kommt besonders witzig zur Geltung beim in einem Eklat mündenden Besuch von Herrn Taschenbier und dem Sams in einem Edel-Restaurant.

Aber so unangepasst, unpädagogisch und fantasievoll das Sams auch daherkommt, die Figur und die ganze Geschichte sind doch ein Lehrstück — über die Verlockungen und Enttäuschungen des Wünschens. Denn das Sams ist mit Wunschpunkten ausgestattet, deren Zahl sich mit jedem erfüllten Wunsch verringert. Und Taschenbier muss mehr als einmal erleben, wie sehr ein vorschnell formulierter Wunsch in die Irre führen kann statt zum erhofften Glück.

Und auch die Wunschmaschine, die grenzenloses Wünschen ermöglichen soll, stiftet zunehmend Chaos: Taschenbier und das Sams landen auf einer einsamen Insel, wo ihnen die Wunschmaschine fehlt, um wieder zurückzukommen.

Dazu brauchen sie dann doch wieder den zwischenzeitlich verschnupften Freund der Familie, Herrn Mon (Lara Ihlo). Und als die Wunschmaschine durchbrennt, bleibt nur noch jener eine Wunschpunkt, den das Sams hinter dem linken Ohr aufbewahrt hat.

Erst jetzt findet Taschenbier den Weg, um wunschlos glücklich zu werden: Er wünscht sich, dass das Sams für immer bei ihm bleiben kann. So schön enden Märchen und Kinderbücher und Theaterstücke mitunter.

Kein Wunder, dass sich das ganze Chaos der Geschichte in fröhlichem Beifall auflöst — für eine muntere Theatergruppe, fast ausschließlich mit Mädchen besetzt, die sich daher gleich in Serie zu Bartträgern wandeln mussten. Der ein oder andere Junge mehr wäre daher sicher wünschenswert. Aber die Wunschpunkte sind im Augenblick erst einmal verbraucht.