Schüler mit Technik-Truck begeistern
Federal Mogul sucht Nähe zu Schulen, um gegen den Bewerberschwund anzukämpfen. Zur Zeit informiert ein Truck über Metall- und Elektrotechnik.
Burscheid. Federal Mogul hat in diesem Jahr 470 Bewerbungen auf 23 Ausbildungsplätze bekommen, sagt Joachim Ferrier, Ausbildungsleiter im technischen Bereich. Das klingt viel. Das sei aber auch schon mehr gewesen, sagt er. Bemerkenswert dabei ist aber vor allem eines: „Bei der Hälfte der Bewerbungen ging es um die Stellen im kaufmännischen Bereich. Davon bieten wir nur drei an.“
Federal Mogul spürt wie viele andere Unternehmen, dass das Handwerk nicht mehr ganz oben auf der Liste der Wunschberufszweige ist. Das weiß auch der Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie. Deswegen steht derzeit der Info-Truck dieser Industriezweige auf dem Hof des Metall-Unternehmens Federal Mogul. Am Freitag waren Schulklassen geladen, sich im Info-Truck auf zwei Stockwerken umzusehen, theoretische und praktische Beispiele aus der Berufswelt kennenzulernen. Weitere Schulklassen folgen.
Der Wagen, der zum ersten Mal direkt auf den Hof des Unternehmens, statt auf einen Schulhof, gerollt ist, ist einer von zehn Info-Trucks, die jeweils rund 1,2 Millionen Euro gekostet haben und im ganzen Land im Einsatz sind. Sie wurden Ende 2016 als Ersatz für die bisherigen Infomobile angeschafft.
Die Unternehmer investieren, um Schüler anzusprechen. Sie wollen die Schüler frühzeitig gewinnen, bevor sie in andere Wirtschaftszweige gehen. Andreas Tressin, Geschäftsführer der Unternehmerverbände Rhein-Wupper, sagt, dass viele Schüler etwa nach der Realschule gar nichts von technischen Berufen wüssten. „Die informieren sich nicht richtig und gehen dann erst einmal auf ein Kolleg“. Das sei nicht falsch, aber viele merkten dann später, dass sie lieber etwas Technisches hätten machen wollen.
Darunter litten auch die Unternehmen, sagt er. Bei Federal Mogul bekomme man noch genug Bewerbungen, aber für die Mittelständler sei es schlimm. „Die haben Probleme“. Tressin spricht vom „Kampf um die Talente.“
Joachim Ferrier weiß das. Das Unternehmen an der Bürgermeister-Schmidt-Straße ist redlich bemüht, Schüler zu erreichen. Gerade steht dort der Info-Truck, der Besuch von Schülern der Theodor-Heuss-Realschule (mit der auch eine Kooperation besteht) und der Johannes-Löh-Gesamtschule anlockt. Das Unternehmen macht mit beim Girls- und Boys-Day, hatte allein vergangenes Jahr 760 Praktikumstage - zwei bis drei Praktikanten pro Woche, sagt Ferrier. Dazu bemühe man sich, an den Schulen präsent zu sein. „Auch an den Elternabenden“, sagt Ferrier. Damit auch die Eltern über die Berufsbilder Bescheid wüssten.
Denn die Branchen sind im Umbruch. Digitalisierung hält Einzug ins Handwerk und hat es bereits verändert. In der Ausbildungswerkstatt von Federal Mogul - ebenso wie im Info-Truck - ist das deutlich zusehen. Und so ändern sich eben auch die Anforderungen an die Bewerber. Andreas Tressin sagt, ein Fließband per App gesteuert werden kann, dann werde der Arbeitsschritt zwar einfacher - was dahinter passiere, aber immer komplexer.
Das sieht der Besucher etwa an der CNC-Fräsmaschine. Auszubildende Jessica Hildebrand (18) zeigt Prüfungsstücke aus dem erstem Lehrgang. Die könne man entweder per Hand machen - oder eben ein Programm für die Maschine programmieren und das dann machen lassen.
Handwerk ist eben nicht mehr nur Handwerk.