Hilgener Schützenfest Schützenkönig als Hausmeister schon stadtbekannt
Hans-Jürgen Engelbracht ist der neue König in Hilgen. Und Frederik Dobrodt sichert sich die Prinzenwürde.
Burscheid. Ganz vorne auf der Bühne nimmt Frederik Dobrodt Platz. Er zupft nochmals das weiße Hemd zurecht. Seine Wangen färben sich langsam rot. So viel Aufmerksamkeit auf einmal, das kommt nicht jeden Tag im Leben des 13-Jährigen vor. An diesem Tag aber, am Sonntag des Hilgener Schützenfestes, hat sich der Junge die besondere Ehre verdient. Er setzte sich gegen die amtierende Schützenprinzessin Marie Kubitzka im Schießen durch.
In ihre Fußstapfen zu treten, wird für den Jungen, der erst seit einem Jahr im Schützenverein aktiv ist, gar nicht so einfach. Schließlich hat das Mädchen sich richtig ins Zeug gelegt, um die Herzen der Schützen zu erobern. Das Mittel dazu: Herzen aus Schokolade als Dank für das tolle Jahr als Prinzessin. „Du warst eine Prinzessin wie im Märchen“, schwärmt Vorsitzender Frank Müller.
Das Publikum klatscht. Allen voran Besucher mit einer weiß-grünen Schärpe. Der vereinseigene Fanclub. Der Musikverein Einigkeit Olpe stimmt derweil den Hilgener Schützenmarsch an. Die Schützen stehen auf, denn die Krönung des neuen Königs steht an. Einer von ihnen bewegt sich in Richtung Bühne. Hans-Jürgen Engelbracht setzt sich lässig auf den Holzstuhl in der ersten Reihe. Ein zufriedenes Lächeln huscht über seine Lippen.
Neuland ist es nicht, Schützenkönig zu sein. Eine gefühlte Ewigkeit ist er bereits dem Hilgener Verein treu. Von 1975 bis 1976 war der heute 70-Jährige bereits Schützenkönig, auch die Prinzenwürde wurde ihm bereits einmal zuteil, damals von 1968 bis 1969.
Ganz anders geht es seiner Ehefrau Marita. Sie nimmt neben ihrem Mann Platz, schaut sich um, die Bänke vor der Bühne sind voll besetzt. Im Festzelt steht die Luft. Es ist heiß. Etwas unangenehm scheint ihr die Situation zu sein. Zeit, sich daran zu gewöhnen, hat sie. Ein Jahr lang begleitet das Königspaar alle Veranstaltungen des Schützenvereins, sie sind das Aushängeschild.
Dann geht es auch schon los mit den Aufgaben eines Königspaares. Händeschütteln und auf den Festzug gehen zum Beispiel. Hans-Jürgen Engelbracht weiß schon Bescheid. Seit über 50 Jahren ist er im Verein und über seine Hausmeistertätigkeit im Haus der Kunst kennt er ohnehin viele der Gäste.
Trotz all der Ehre strahlt doch kein Gesicht auf der Bühne, wie es eigentlich strahlen könnte. Die Trauer um Willi Coen ist auch an diesem Tag des Schützenfestes zu spüren. Im vergangenen Jahr saß er an Hans-Jürgen Engelbrachts Stelle und wurde zum König gekrönt. Nun sitzt seine Ehefrau Helga alleine dort. Für ihren Willi, der im Mai verstarb, wollte sie das Königsjahr zu Ende bringen. Stellvertretend nimmt sie den Königsorden entgegen. Ein bewegender Moment für die Schützen.