Seelenverkauf vor laufenden Fernsehkameras
Evangelischer Theatergruppe gelingt mit „Maurice macht’s möglich“ eine witzige Mediensatire.
Burscheid. Als am Samstagabend um kurz vor 22 Uhr der letzte Applaus abgeklungen war und sich die Zuschauer von ihren Sitzen erhoben hatten, konnte man wenig später viele fröhliche Menschen aus dem Gemeindesaal der evangelischen Kirche am Markt strömen sehen, wenn man zufällig dort vorbeikam.
Verantwortlich für diesen glücklichen Menschenauflauf war ein einfaches Zeichen: "m3" - oder besser der Mann, der hinter diesem Zeichen steht. Maurice heißt er, Maurice Bremer - seines Zeichens Starmoderator der Fernsehshow "Maurice macht’s möglich", wie das aktuelle Projekt der Theatergruppe der Evangelischen Jugend Burscheid heißt.
Auf dem Vorplatz des Gemeindesaals erwartet die Zuschauer bereits ein Fernseher, auf dem ein Casting gezeigt wird. Im Inneren wird das Publikum dann von der dichten Atmosphäre gefangen genommen. Nachdem jeder Zuschauer am Eingang ein grünes und eine rotes Fähnchen in die Hand gedrückt bekommen hat, fühlt er sich beim Betreten des Gemeindesaal wie in einem echten Fernsehstudio.
Mit viel Liebe zum Detail hatten die Jugendlichen und Erwachsenen rund um Leiterin Anke Theron-Schirmerden Gemeindesaal gestaltet. Scheinwerfer, Kameras, Maskenbildner, ein Regiepult samt Personal - an alles war gedacht.
Gleich zu Beginn betritt eine mit Headset ausgestattete junge Frau die Bühne und stellt sich als Paula vor. Und macht gleich klar, dass das Publikum hier mehr zu tun hat als bloß rumzusitzen und zuzugucken. "Das ist gleich eine Livesendung, da gibt es ein paar Dinge, die ich Ihnen vorab mit auf den Weg geben muss."
So bereitet Paula in ihrer Funktion als Animateurin das Publikum auf dessen Aufgaben vor, die neben dem obligatorischen Applaudieren und dem Rufen des Moderatorennamens auch so exotische Funktionen wie das Summen von Musiktiteln umfassen, die die Kandidaten später zu erraten haben.
Kandidaten? Worum geht es überhaupt? Im Zentrum steht die Fernsehshow "Maurice macht’s möglich", bei der drei vorab gecastete Kandidaten teilnehmen, um dort das nötige Geld zu gewinnen, damit sie ihr altes Leben hinter sich lassen und einen Neuanfang wagen können.
Um an dieses Geld zu kommen, müssen die Kandidaten in verschiedenen Spielrunden Teile ihres Lebens und ihrer Persönlichkeit mit dem Publikum teilen, das dann mit dem grünen oder dem roten Fähnchen signalisieren soll, ob der Kandidat sympathisch ist oder nicht. Wer in der Gunst des Publikums weit oben steht, wird beim Sprung in den neuen Lebensabschnitt unterstützt.
Dass die Mediensatire zu einem von Anfang bis Ende gelungenen Stück gerät, ist den vielen genial entworfenen Persönlichkeiten zu verdanken. Neben dem abgedrehten Moderator ist es einfach lustig mit anzusehen, wie eine von Schönheitsoperationen besessene Osteuropäerin, ein introvertierter Kirchenfanatiker und eine dem Sauberkeitswahn verfallene Hausfrau gegeneinander in einer Show um die Gunst des Publikums buhlen.
Besucher Dominik Busch fand nach der Premiere passende Worte. "Das war eine herausragende Leistung der Darsteller. So viel lache ich sonst nur bei richtig guten Comedysendungen."
Zum Abschluss kündigte Anke Theron-Schirmer bereits ein neues Projekt für das kommende Jahr an und forderte am Theaterspielen interessierte Zuschauer auf, "doch einfach mal bei der Theatergruppe anzurufen. Neue Leute werden dort immer gern gesehen."