Selbstbehauptung: Ein lautes „Nein“ im richtigen Moment

In Hilgen lernen Kinder, wie sie sich im Notfall durchsetzen können.

Burscheid. Blitzschnell duckt sich Jill unter der starken Hand weg, die langsam auf ihren Kopf zukommt. Dann schaut sie dem Fremden in die Augen, reißt die Hände nach vorne, stampft mit dem Fuß auf und schreit so laut sie kann: "Nein, lass mich in Ruhe!" Dann läuft sie, so schnell sie kann, weg.

Sich einfach von einem Fremden über den Kopf streicheln lassen - das mag Jill nicht. In dem Selbstbehauptungskursus, den sie seit gestern mit sieben anderen Kindern besucht, lernt sie, wie sie sich durchsetzen kann. Angeboten wird das Training vom Familienzentrum "Kleine Strolche" in Hilgen. "Unser Anliegen ist es, Kinder stark zu machen", sagt die Zentrums-Leiterin Ulrike Kreffter. Während des Unterrichts sollen die Kinder ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln und lernen, dass sie auch zu Erwachsenen "Nein" sagen dürfen, wenn ihnen etwas nicht passt.

Mit spielerischen Elementen versucht die Trainerin Elke Markus den Kindern zu vermitteln, wie sie ein gutes Gefühl von einem blöden unterscheiden können. Zuerst verteilt sie Zettel auf denen ein lächelnder und ein trauriger Smiley abgebildet ist. Dann zeigt sie Karten, auf denen Situationen abgebildet sind, die bei den Kindern ein gutes oder blödes Gefühl auslösen. "Stellt euch vor, es kommt jemand zu Besuch, der euch einfach in den Arm nehmen will. Ihr wollt das aber nicht. Was ist das für ein Gefühl", fragt Elke Markus. "Ein blödes", rufen die Kinder zusammen und halten den traurigen Smiley in die Luft.

Nicht nur das Unterscheiden von Gefühlen und das richtige Verhalten im Ernstfall werden gemeinsam geübt. Die Trainerin erklärt den Kindern auch, dass sie mit ihren Eltern über blöde Gefühle und Situationen sprechen sollen. "Eure Eltern können euch in jeder Situation helfen", sagt die Trainerin. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Cora Lucas-Voss, die am Nachmittag Kurse für Grundschulkinder gibt, hat sie im Vorfeld einen Elternabend veranstaltet.

"Die Elternarbeit ist wichtig, um Kinder effektiv gegen Gewalt zu schützen", so Elke Markus. "Ohne ihre Mitwirkung fehlt es an der Nachhaltigkeit der Kurse." An dem Infoabend wurden Möglichkeiten erörtert, wie Eltern durch Einhalten von Erziehungsgrundsätzen ihrem Kind zu einem selbstsicheren Auftreten verhelfen können.