SPD: Karl Lauterbach - „Ein nationaler Bildungsplan muss her“
Der Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach sprach über Deutschlands größtes Manko: die schlechte Bildung.
<strong>Burscheid. Sind wir noch zu retten? Unter diese Frage hatte die SPD Burscheid ihren politischen Aschermittwoch gestellt. Mit Gastredner Karl Lauterbach, SPD-Bundestagsabgeordneter und bekannt als Gesundheitsexperte, konnte diese Frage eigentlich nur auf die Gesundheitspolitik gerichtet sein. Doch weit gefehlt. "Deutschlands größtes Problem - und da reicht nichts anderes auch nur heran - ist die Bildungspolitik", begann Lauterbach. Denn die schlechte Ausbildung der Kinder und Jugendlichen habe Auswirkungen auf fast alle Lebensbereiche.
Einer von vielen Fehlern: Die frühkindliche Förderung fehlt
Wie schlecht es um Deutschlands Bildungssystem bestellt ist, sei allein daran abzulesen, dass kein anderes Land den Plan habe, auch nur Teile des deutschen Schul- oder Universitätssystems zu übernehmen oder als Vorbild anzusehen. Der größte Fehler der deutschen Bildungspolitik: Eine frühkindliche Förderung gibt es nicht. "Dabei belegen Studien, dass Kinder, die im Alter von zwei bis vier Jahren gefördert werden, deutlich intelligenter sind, wenn sie in die Schule kommen, als Kinder, die in diesem Alter nicht gefördert wurden", betont Lauterbach und verweist auf Studien. Der nächste Fehler: Nur drei Prozent der Erzieher hätten eine akademische Bildung. "In Europa sind wir damit die große Ausnahme", so Lauterbach. Nicht zuletzt sei es ein Fehler, dass die Länder für die Bildungspolitik zuständig seien. "Um dieses nationale Problem zu lösen, bräuchten wir einen nationalen Plan. Stattdessen haben wir 16 unterschiedliche Bildungspolitiken."Dass sich daran in naher Zukunft etwas ändern wird, glaubt er nicht. Sicher ist Lauterbach dagegen, dass Deutschland für die Bildungsmisere einen hohen Preis zahlen wird, wenn man nicht schnell viel Geld in die Hand nimmt. 25 Milliarden Euro veranschlagt Lauterbach für frühkindliche Förderung, verpflichtende, aber kostenfreie Sprachkurse für alle Kinder mit Migrationshintergrund, eine gesunde und ebenfalls kostenfreie Schulspeisung und ein kostenloses Studium. "Vorschläge, wo das Geld gespart werden kann, mache ich Ihnen in nur wenigen Minuten", versprach er. Einer lautet: Die Erbschaftssteuer deutlich anheben.
Eine Idee, die nicht bei allen auf Begeisterung stieß. Es war jedoch der einzige Punkt in Lauterbachs Ausführungen, die Kritik hervorrief. In allen anderen Punkten erntete er wiederholt Beifall. Eine Diskussion entbrannte bei dieser Einigkeit nicht - obwohl Lauterbach mehrfach erklärte, auch die Bildungspolitik der eigenen Partei lasse zu wünschen übrig.