Stammzellenspenden: Mit Wattestäbchen auf der Suche nach Lebenshoffnung
Beatrix Mettlach-Plutte wirbt dafür, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Sie selbst ist an Leukämie erkrankt.
Burscheid. Viereinhalb Jahre ist alles gut gegangen. Nach fünf Jahren hätten die Ärzte von Ausheilung der Leukämie gesprochen. Doch am 8. Dezember erhielt Beatrix Mettlach-Plutte die Diagnose, dass die einjährige Chemotherapie damals offenbar doch nicht alle bösartigen Zellen abgetötet hat. Seither liegt sie wieder auf der Leukämiestation der Uniklinik Düsseldorf.
Und damit ist auch klar, dass die 51-jährige Anwältin den Blutkrebs langfristig nur mit einer Stammzellspende besiegen kann. Die Suche nach einem Spender hat bereits begonnen. „Der Arzt hat von drei bis vier Monaten Suchdauer gesprochen.“
Mettlach-Plutte, Tochter der Burscheider Heimathistorikerin Marie-Luise Mettlach und Ehefrau des früheren Musikschulvorsitzenden Axel Plutte, nutzt ihre eigene Erkrankung, um für die Registrierung als Stammzellspender zu werben. Innerhalb der Musicalischen Academie und des Orchestervereins Hilgen laufen schon entsprechende Mailaktionen.
Dabei möchte die Anwältin selbst gar nicht so sehr im Mittelpunkt stehen; die Wahrscheinlichkeit, im persönlichen Umfeld jenseits der Verwandten einen geeigneten Spender zu finden, ist denkbar gering. Aber jeder Registrierte erhöht die Chance, dass bundes- und weltweit Erkrankten neue Lebenshoffnung geschenkt wird.
„Man vergibt sich nichts damit“, sagt Mettlach-Plutte. Die Registrierung sei mit keinerlei Verpflichtung verbunden. Entscheiden muss man sich erst, wenn tatsächlich eine Spende für einen konkreten Patienten infrage kommt.
Bis dahin ist alles ganz einfach: Auf der Internetseite der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) kann man sich registrieren lassen und erhält dann ein Set zugeschickt, um zu Hause mit dem Wattestäbchen einen Abstrich von der Wangenschleimhaut zu nehmen. Der wird eingeschickt, analysiert — und das war’s. Alternativ können bei öffentlichen Aktionen Abstriche oder Blutproben abgegeben werden.
Nur etwa fünf von hundert potenziellen Spendern spenden wirklich innerhalb der ersten zehn Jahre nach ihrer Registrierung. Eine von ihnen ist Silke Mudlaff. Angeregt durch einen Fernsehbericht, hatten sie und ihr Ehemann, der OVH-Vorsitzende Martin Mudlaff, sich vor drei Jahren registrieren lassen. „Kein halbes Jahr später erhielt ich die Anfrage, ob ich noch bereit sei. Es könne sein, dass jemand meine Hilfe brauche.“
Weitere Untersuchungen folgten, dann stand die endgültige Entscheidung an. Denn kurz vor der Transplantation wird das kranke Knochenmark des Patienten zerstört, sodass er ohne die Übertragung gesunder Stammzellen nicht mehr überleben kann. Und der Spender muss sich ein Medikament spritzen, das die Produktion von Stammzellen verstärkt und sie ins Blut ausschwemmt.
Über das Deutsche Rote Kreuz wurde Silke Mudlaff zur Entnahmestelle nach Frankfurt vermittelt, die Kosten für Anreise und Übernachtung wurden übernommen. „Die Spende selbst muss man sich wie eine Art Dialyse vorstellen: Auf der einen Seite wird das Blut abgenommen, auf der anderen wieder zugeführt.“ Nach vier Stunden war die Spende beendet.
„Danach muss sich der Körper wieder erholen“, sagt Mudlaff. „Aber egal für wen du spendest, es ist immer eine Hoffnung damit verbunden.“