Suche nach lokalen Spuren des Ersten Weltkriegs
Ausstellung und Veröffentlichung sind schon geplant. Aber noch werden weitere Zeugnisse gesucht.
Burscheid. Als am 28. Juni 1914 in Sarajewo die tödlichen Schüsse auf Erzherzog Frank Ferdinand fallen, wird in Burscheid gerade das neue evangelische Gemeindehaus eingeweiht — und verschiedene Gruppen tanzen zeitgleich zum Auslöser des Ersten Weltkriegs um die vor dem Haus gepflanzte Friedenseiche.
Ein besonders groteskes Beispiel aus der Spurensuche des Bergischen Geschichtsvereins, der hundert Jahre nach Kriegsbeginn Burscheider Zeugnisse des unheilvollen Weltgeschehens zusammengetragen hat. „Es hieß immer, der Zweite Weltkrieg überlagere alles und vom Ersten Weltkrieg sei nichts mehr vorhanden, aber das stimmt nicht“, sagt Sabine Wurmbach.
Ein weiteres markantes Beispiel: Der Burscheider Friedrich Rudolf Peters (1892—1954) war von 1913 bis 1919 Bursche des Generals Erich Ludendorff, Stellvertreter Hindenburgs. Peters’ Sohn Erich Rudolf (1923—2011), später stadtbekannter Lebensmittelhändler, wurde gar nach Kriegsende Ludendorffs Patenkind. Auch diese lange in Vergessenheit geratene Verbindung hat der Geschichtsverein wiederentdeckt.
Im Rheinisch-Bergischen Kalender hat Wurmbach einen Auszug der gesammelten Erkenntnisse vorgestellt. Nach den Sommerferien ist eine Ausstellung in der Stadtbücherei geplant und parallel eine Veröffentlichung des Geschichtsvereins.
Von der deutschen Kriegserklärung am 1. August 1914 erfuhren die Burscheider durch einen Fahrradfahrer, der vom damaligen Rathaus in der Hauptstraße durch die Stadt sauste und die Mobilmachung ausrief. „Wir vermuten, dass die Burscheider noch viele Familienerinnerungen haben, die mit dem Ersten Weltkrieg verbunden sind“, sagt Wurmbach. Das können Gegenstände, Fotos, Orden, Briefwechsel oder Landkarten sein. An allem ist der Verein interessiert.
Rätselraten herrscht auch über den Verbleib eines wesentlichen Bestandteils einer dreiteiligen Fotogedenktafel aus Holz, die sich im Stadtarchiv befindet. Aus ihrer Mitte wurde eine Rosette herausgerissen, die Porträts der gefallenen Burscheider Soldaten zeigt. Von ihr existiert nur noch ein Foto.
Wer noch Zeugnisse aus der Zeit des Ersten Weltkriegs hat, kann sich bei Sabine Wurmbach (Telefon 6 19 69) oder Barbara Sarx (Telefon 4 05 25) melden.