Tafel-Chef schweigt vor Gericht
Nach wenigen Minuten war der Auftakt des Prozesses gegen Martin Heykants beendet. Erst im Frühjahr werden die Zeugen gehört.
Burscheid. Der Untreuevorwurf gegen den Tafel-Vorsitzenden Martin Heykants bleibt vorerst weiter im Raum stehen. Das ist das Ergebnis des Verhandlungsauftakts in dem Prozess gegen den 66-jährigen Burscheider und dessen Neffen.
Beide waren am Mittwochmittag zur ersten Sitzung in Saal 1 des Leverkusener Amtsgerichts persönlich anwesend. Und beide werden von unterschiedlichen Anwälten vertreten, die sich nach der Anklageverlesung durch den Staatsanwalt nicht zu den Vorwürfen äußern wollten.
Deshalb machte Richterin Franziska Heck klar, dass sie einen langen Atem haben wird: „Dann sehen wir uns mit Sicherheit wieder — mit Zeugen“, sagte sie und beendete die Sitzung schon nach 20 Minuten.
Nächster Termin: „Auf jeden Fall nicht mehr in diesem Jahr, vielleicht im Februar, März“, erklärte die Richterin auf Nachfrage des Bergischen Volksboten. Dabei hatte Heykants selbst, der jetzt vor Gericht schwieg, noch im April im Gespräch mit dem BV verkündet, dass er sich mit dem nahenden Prozess darauf freue, „von dieser unendlich langen Schiene runterzukommen“. Jetzt werden erstmalig Zeugen dreieinhalb Jahre nach dem Eingang der Anzeige über die Vorgänge im Oktober 2010 gehört.
Zu diesen wird auch Renate Lunow gehören. Sie war einst im Vorstand der Tafel und brachte das Verfahren durch ihre Strafanzeige in Gang. Weil sie am Mittwoch als Zeugin noch icht gehört werden konnte, verließ sie auf Anraten der Richterin den Saal. „Sonst ist ihre Aussage hinterher womöglich nicht mehr so glaubhaft“, erklärte Franziska Heck und ergänzte dies mit dem Hinweis auf erste prägende Eindrücke und Informationen zum Verfahrensauftakt.
Neben etwa zehn Interessenten waren keine weiteren der sechs möglichen Zeugen im Saal, als die Anklage verlesen wurde. Wie berichtet geht es dabei um die beiden Förderbeträge von Caritas (3000 Euro) und Tafel-Bundesvorstand (10 000 Euro) — ergänzt allerdings um einige nicht unwesentliche Details.
So sei laut Staatsanwaltschaft zwar tatsächlich eine Küchenzeile im damals neuen Containerstandort an der Montanusstraße angeschafft und per Rechnung mit 2800 Euro der Firma von Heykants Neffen belegt worden. Doch dabei habe es sich um eine „verschmutzte, gebrauchte jugoslawische Küche“ im Wert von 800 bis 1000 Euro gehandelt.
Die Rückzahlung der Differenz des Förderbetrags der Caritas sei bislang ausgeblieben. Von einer „fingierten Rechnung“ ist in der Anklage auch die Rede im Zusammenhang mit der Anschaffung der Kühlcontainer. Hier sei der Förderbetrag in Höhe von 10 000 Euro zwar am 18. Juli 2011 zurückgegeben worden.
Doch auch sie seien mit einem Wert in Höhe von 11 200 Euro schwarz auf weiß aufgetaucht. Laut Staatsanwalt sei aber nie vorgesehen gewesen, die Container überhaupt anzuschaffen.