Theater: Ein Partyabend voller Intrigen, Lug und Trug

Dem Spiel von Schein und Sein widmete sich das Kölner Ensemble „Spielvergnügen“ mit Vergnügen.

Burscheid. Mit einer Komödie über das Lügen hat der Kulturverein die Besucher am Samstag in die Hans-Hoersch-Halle gelockt. Zu sehen war das Kölner Ensemble "Spielvergnügen" mit dem Stück "Ohne Geländer" aus der Feder des 36-jährigen Theaterregisseurs Siegfried Bast.

Im Mittelpunkt steht die Geburtstagsfeier der adeligen Freya von Hohenstein, die ihre Freunde aus der gehobenen Gesellschaft in ein idyllisches Hotel einlädt. Eine Szenerie, die das Bühnenbild eher puristisch umsetzt: Auf der Bühne finden sich nur eine kleine mit Bastmatten geschmückte Bar, vier Barhocker, drei Liegestühle und ein Keyboard. Als Schauplatz dient der Hotelbalkon, der vor allem durch sein wegen Sanierungsarbeiten fehlendes Geländer auffällt.

Die Darsteller nutzten die Begrenzungen der Bühne zum nicht ganz gefüllten Zuschauerraum geschickt aus und deuteten mehrfach an, wie leicht man doch herunterfallen könnte. Die Sorge Freyas, ob dies denn der richtige Ort für eine Feier sei, nehmen ihr Hotelmanagerin Jacky und Bürgermeisterin Ilona wieder. Sie gaukeln Freya vor, dass es sich um die Installation eines berühmten Künstlers handle, die extra für sie arrangiert wurde.

An diesem Punkt beginnt der Zuschauer bereits zu ahnen, auf welcher Basis die Personen miteinander umgehen - der Auftakt für 140 Minuten voller Intrigen, Lug und Trug zwischen den zehn handelnden Personen.

Zu diesen gehört auch Freyas Lebensgefährte Eric, der ihr als berühmter Musiker ein eigens für sie komponiertes Stück zum Geschenk machen will. Am Ende muss er zugeben, warum es nicht zu hören war: Beim Komponieren habe er nicht an Freya, sondern an eine andere Frau gedacht.

Das es dann doch noch eine musikalische Darbietung für Freya gibt, verdankt sie dem Cocktailmixer und "Kir Royal"-Spezialisten Kolja (gespielt vom Burscheider Markus Sauer) der seine Musikertalente wiederentdeckt und ein Stück über Wahrheit und Ehrlichkeit singt. Es scheint die Gäste aber nur kurz zum Nachdenken anzuregen, denn am Ende ziehen doch alle unbeeindruckt ihrer Wege.

Im Laufe des Stücks werden allerlei Lügen aufgedeckt und offenbar haftet jedem ein dunkler Schatten nicht offengelegter Interessen an: Auf Freyas Land soll ein Technologiepark gebaut werden, für den Bürgermeisterin Ilona Investoren sucht. Hotelmanagerin Jacky setzt alles daran, ihr marodes Hotel für die Reporterin Kathleen möglichst werbewirksam aussehen zu lassen, während diese nur Augen für Musiker Eric hat.

Für Lacher sorgt gegen Ende ein pikantes Dreiergeständnis. So hatten Freyas Bruder Sigmund, Physiker Ulf und dessen Frau Beatriz eine Dreiecksbeziehung, ohne dass einer von der Liaison des anderen wusste. Am Schluss des Stücks wendet sich Freya an das Publikum und schließt mit den Worten: "Aber ein schönes Fest war es doch."

In den großen Applaus für Darsteller und Regisseur mischten sich durchaus geteilte Einschätzungen: von "Etwas undurchsichtig, aber so stelle ich mir ein Stück vor, bei dem es um Leute geht, die sich nach Strich und Faden belügen" (Elke Peters) bis hin zu "Die Darsteller wirkten bisweilen etwas kraftlos und das Stück war verwirrend und umständlich aufgebaut. Dennoch durchaus gehaltvoll" (Eheleute Werker).