„Umgang mit Sexualität ist weit von der Realität entfernt“

Pro Familia berät immer mehr Frauen bei Konflikten in der Schwangerschaft — und kümmert sich um die Sexualpädagogik an den Schulen.

Burscheid. Die Berater von Pro Familia in Burscheid stellen eine immer größere Realitätsferne bei der Erwartungshaltung von männlichen Jugendlichen im Sexualverhalten fest. „Jungen bekommen durch Pornografie im Internet Informationen über Sexualität und Umgang mit Frauen, die sehr weit von der Realität eines partnerschaftlichen, liebevollen Umgangs miteinander entfernt sind“, heißt es jetzt im aktuellen Jahresbericht der Beratungsstelle an der Höhestraße 56. Offenbar ist das Problem so gravierend, dass an der grundsätzlichen Einstellung gearbeitet werden müsse. „Es ist es wichtig, den Jungen eine respektvolle Haltung gegenüber Mädchen und Frauen zu vermitteln.“

Von einer „dringend notwendigen Auseinandersetzung“ in der Arbeit mit Jungen zur Pornografie sprechen deshalb die Experten — ein Schwerpunkt deshalb auch unter anderem für den Sexualpädagogen Floris Bottinga. Um möglichst breit und im Dialog zwischen Jungen und Mädchen dem Problem entgegenzuwirken, findet die sexualpädagogische Arbeit an Schulen statt. Eigentlich nicht die originäre Arbeit der Beratungsstelle in Burscheid, die im wesentlichen für die Unterstützung von Frauen bei Schwangerschaftskonflikten zuständig ist.

Doch auch in vielen anderen Beratungsangeboten von Pro Familia ist verstärkter Bedarf wahrzunehmen. Insgesamt sind die Beratungsfälle im vergangenen Jahr von 442 auf 460 angestiegen. Und auch die Beratungsgespräche selbst — von 675 auf 718. Zusätzliche Arbeit, die nicht ehrenamtlich geleistet werde, sondern finanziell vom Landesverband aufgefangen werden müsse. Zwar gebe es mit 80 Prozent eine breite Förderung des Landes mit einer Ergänzung des Kreises, doch bleibe die Beratungsstelle auf einem Eigenanteil hängen, der immer größer werde, je mehr Fälle zur Beratung anstünden. „Wir sind auf Spenden angewiesen“, sagt Andrea Knab, die für den Erstkontakt und die Verwaltung zuständig ist.