Impfstoffe Universitätsmedizin Köln koordiniert Impfstoff-Netz

Köln · Die Universität und die Uniklinik Köln leiten künftig ein EU-weites Netz zur Impfstoff-Forschung. An dem Netz „Vaccelerate“ seien bisher 26 Partnerinstitutionen aus 21 Ländern Europas beteiligt, teilte die Universität gestern mit.

 Ein neues Forschungsnetzwerk soll Schulungen zur Qualitätssicherung von Impfstoffen anbieten und den Zugang zu Laborstandorten koordinieren.

Ein neues Forschungsnetzwerk soll Schulungen zur Qualitätssicherung von Impfstoffen anbieten und den Zugang zu Laborstandorten koordinieren.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Europäische Union fördert die Einrichtung für drei Jahre mit insgesamt zwölf Millionen Euro.

Da es bei Corona noch viele offene Fragen unter anderem zur Sicherheit, Wirksamkeit und eventuell notwendiger Anpassung der Impfstoffe an Virusmutationen gebe, bestehe ein hoher Bedarf an Impfstoffstudien. Diese Studien sollen künftig über das neue Forschungsnetzwerk koordiniert werden. Die europaweite Plattform wird klinische Studien planen und durchführen und als zentrale Anlaufstelle für alle Beteiligten fungieren – von Gesundheitsbehörden bis hin zu pharmazeutischen Impfstoffentwicklern.

Impfstoffstudien der Phasen II und III sollen erleichtert werden

Projektleiter Oliver Cornely sagte, es gehe um die Bündelung von Fachwissen. „Geplant ist, Impfstoffstudien unter einem strategisch-wissenschaftlichen Dach in allen EU-Staaten und weiteren EU-assoziierten Ländern zu planen und zu koordinieren.“ Ein wichtiger Schritt beim Aufbau des Netzwerks ist ein Kapazitäts-Mapping von klinischen Studienzentren und Laboreinrichtungen, um geeignete Standorte für Impfstoffstudien in Europa zu identifizieren. Cornely ergänzt: „Das Projekt soll als das Netzwerk für Pandemievorsorge etabliert werden, das auch nach Corona eine Struktur schafft, um Impfstoffkandidaten schnell und effektiv europaweit zu testen.“

Derzeit sollen über „Vaccelerate“ insbesondere Corona-Impfstoffstudien der Phasen II und III geplant, erleichtert und vernetzt werden. Bei Phase-II-Studien wird die Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit eines neuen Impfstoffs sowie die Dosierung geprüft. Phase-III-Studien müssen den Nachweis der Wirksamkeit einer neuen Substanz in großen Populationen erbringen. Dafür wird die neue Substanz mit einem Placebo über eine zufällige Vergabe an Freiwillige verglichen. Erst nach erfolgreichem Abschluss der Phase-III-Prüfung kann ein Antrag auf Zulassung der geprüften Substanz in der Europäischen Union erfolgen.

Darüber hinaus soll das Forschungsnetzwerk Schulungen zur Qualitätssicherung anbieten und den Zugang zu Laborstandorten koordinieren, die für klinische Studien der Phasen II und III unerlässlich sind. Ein europaweites Freiwilligenregister zur schnellen Patientenrekrutierung ist bereits im Aufbau. Über einen europäischen Ansatz für Impfstoffstudien sollen außerdem Ausbildungsstandards, die Koordination der Laborunterstützung und die Bereitstellung standardisierter Labormethoden, sogenannter Assays, und einheitliche Studienprotokolle etabliert werden. Zusätzlich wird die Plattform auch eine beratende Funktion für Forschungseinrichtungen, Pharmaunternehmen und Gesundheitsbehörden übernehmen, die Corona-Impfstoffstudien in Europa planen.

Um valide Forschungsergebnisse zu erlangen, wird „Vaccelerate“ zudem eine Datenerfassung, offenen Datenaustausch und die Zusammenführung von Daten für eine verbesserte Analyse im Rahmen der Forschungsplattform ermöglichen. Über das Netzwerk soll die EU mittel- und langfristig ihre Kapazitäten zur Entwicklung von Impfstoffen erhöhen.