Verpacken und sortieren für Urlaub und Führerschein
Es gibt nicht viele, aber es gibt sie: Ferienjobs sind in Burscheid nur schwer zu ergattern.
Burscheid. Ferienjobs gab es früher wie Sand am Meer. Generationen von Jugendlichen haben sich das Geld für Urlaub oder Führerschein in den Schulferien verdient. Und heute? Heute gibt es immer noch junge Leute, die in den Ferien Schrauben sortieren, Papier schreddern oder Waren verpacken.
Ihre Zahl ist allerdings deutlich zurückgegangen. "Viele Arbeitsgänge in Firmen wurden automatisiert und es wird weniger Personal gebraucht", sagt Ortwin Walter, Pressesprecher der Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach. "Hinzu kommen die Auswirkungen der Finanzkrise, viele Firmen müssen überhaupt ihr Stammpersonal beschäftigen. Für Ferienjobber bleibt da kein Platz."
Wer einen Ferienjob sucht, wird daher von der Arbeitsagentur nur wenig Hilfe erwarten können. "Das lohnt sich nicht für uns, wir machen da nichts mehr", sagt Walter. Eigentinitiative ist also gefragt - und die kann zumindest in Burscheid durchaus belohnt werden: "Wir haben viele Ferienjobber, die bei uns in der Produktion aushelfen. Erst die Abiturienten im Mai und jetzt in den Sommerferien die Schüler", sagt Barbara Weber, Personalreferentin bei Federal Mogul. Zwölf Euro pro Stunde lassen sich bei Federal Mogul verdienen, mindestens 16 Jahre sollten die Jugendlichen sein. "Lieber sind uns Schüler über 18 Jahre, denn die dürfen auch vor 6Uhr und nach 20 Uhr arbeiten", sagt Weber. Anfragen von Schülern gebe es reichlich, nicht allen kann eine Stelle angeboten werden. "Im letzten Jahr konnten wir aber überhaupt keinen Ferienjob anbieten", sagt Weber.
Anfragen erhält auch Paul Kaufmann vom gleichnamigen Getränkehandel Kaufmann. "Fünf bis zehn Schüler haben in diesem Jahr sicherlich schon angefragt", schätzt er. "Wir haben aber derzeit keinen Bedarf, da lässt sich nichts machen."
Auch bei Johnson Controls lässt sich in den Sommerferien kein Geld verdienen. "Die Arbeitsabläufe sind zu speziell geworden, das lohnt sich für Ferienjobs nicht", sagt Sprecherin Astrid Schafmeister. Wohl möglich seien bezahlte Praktika, die allerdings nur für die Dauer ab zwei Monaten vergeben würden.
Frederick Benedik (16) und Niklas Friehling (18) hatten Glück. Beide arbeiten bei der Firma Hufa. "Die Jugendlichen brauchen wir zum Papier schreddern oder um liegengebliebene Sachen abzuarbeiten", sagt Henning Middelmann, Vertriebsleiter bei Hufa. "Anfragen hatten wir von sechs bis acht Schülern", sagt er. Im Vorjahr wurden aufgrund der Wirtschaftskrise keine Ferienjobs vergeben.
Ein Jugendlicher ist derzeit bei der Firma Carl Mollier in Burscheid tätig. "Der Sohn eines Vorarbeiters arbeitet bei uns im Versand", sagt Geschäftsführer Fritz-Günther Nicolosi. Gerne hätte er mehr Ferienjobber beschäftigt. "Zu Anfang der Ferien hatten wir einen Engpass und haben beim Arbeitsamt nachgefragt", sagt er. Die Kandidaten, die ihm genannt wurden, hätten aber nur für kurze Zeit einspringen können, "das hätte nichts gebracht."