Kurze Zivildienstzeit: Auch dem Naturschutz gehen die Helfer aus
Protest: Nabu und Naturgut Ophoven fordern stattdessen den massiven Ausbau des freiwilligen ökologischen Jahres.
Rhein.-Berg. Kreis. Die von der Bundesregierung beschlossene Kürzung der Zivildienstzeit von neun auf sechs Monate betrifft nicht nur soziale und kirchliche Einrichtungen, sondern auch den Naturschutz und die Umweltbildung. Nach Auskunft des Bundesamtes für Zivildienst gab es Ende 2009 in NRW 427 Zivildienstplätze im Umweltschutz, die sich auf 181 Dienststellen verteilten.
Allein die Nabu-Naturschutzstation Rhein-Berg und der Förderverein Naturgut Ophoven beschäftigen neun Zivildienstleistende, die sich um die Pflege von Hecken und Obstbäumen kümmern, Erdkröten über die Straße tragen, Müll sammeln, Wiesen mähen oder Schulklassen die Natur näher bringen. "Wenn die wegfallen, wer soll die Arbeit übernehmen?", fragt Hans-Martin Kochanek, Leiter vom Naturgut Ophoven.
Dass der Zivildienst mit der Verkürzung auf sechs Monate auch für die Anbieter im Naturschutz unattraktiver wird, steht für Kochanek fest. Je nach Einsatzstelle müsse man mit einer Einarbeitungszeit von vier Monaten rechnen. "Bei einer Dauer von sechs Monaten kommen die Jugendlichen gerade einmal zwei Monate dazu, ihre erworbenen Kenntnisse für sich und andere gewinnbringend einzusetzen. Das ist zu wenig", meint Cille Körner, Zivildienstbeauftragte beim Förderverein Naturgut Ophoven.
Dringend wird nun nach Alternativen gesucht. Eine Möglichkeit wäre ein soziales Jahr für alle Jugendlichen. Eine andere Alternative wäre der Ausbau des freiwilligen ökologischen Jahres (FÖJ). Die so genannten FÖJ’ler werden im Natur- und Umweltschutz ähnlich wie Zivildienstleistende für verschiedene Aufgaben eingesetzt: Das Spektrum reicht vom praktischen Naturschutz, über Bestandsaufnahmen von Tieren und Pflanzen, begleitende Arbeit im Büro, Hilfe bei Informationsständen bis zur Umweltbildung.
150 FÖJ-Plätze gibt es derzeit in NRW. Die Nachfrage nach Plätzen im FÖJ übersteigt seit Jahren das Angebot. Viele Interessierte kommen daher bislang nicht zum Zuge. "In Nordrhein-Westfalen müssen dauerhaft mindestens 1000 neue FÖJ-Stellen geschaffen werden, damit alle, die Interesse an einem Freiwilligen Ökologischen Jahr haben, auch eines absolvieren können und damit der Verlust an Zivildienstplätzen ausgeglichen wird", sagt Erich Schulz, 1. Vorsitzender der Ortsgruppe Leverkusen des Naturschutzbundes.
Voraussetzung sei allerdings, dass das FÖJ von Hemmnissen für die Einsatzstellen befreit werde. Bevor ein Freiwilliger mit Abschluss der Sekundarstufe II eingestellt werden kann, muss auch eine Stelle mit einer Person besetzt werden, die einen Abschluss der Sekundarstufe I oder keinen Abschluss besitzt. Diese NRW-spezifische Koppelung muss im Zuge der Aufstockung des FÖJ aufgehoben werden, so die Forderung des Nabu.
"Ohne den Einsatz von FÖJ’lern und Zivis sind die Biostationen und Umweltbildungseinrichtungen kaum noch arbeitsfähig", sagt Frank Gerber, Nabu-Naturschutzstation Rhein-Berg. "Das dürften Bund und Land nicht zulassen." Red