Lehrstellensuche: Traumjobs jetzt noch durch Flexibilität
Ausbildung: 111 Jugendliche aus dem Nordkreis suchen noch eine berufliche Zukunft. 106 Stellen sind noch unbesetzt.
Burscheid. Wer jetzt noch eine Lehrstelle für September sucht, muss sich sputen. Wenige Wochen vor dem Beginn der Ausbildung haben die meisten Unternehmen die Verträge mit ihren neuen Auszubildenden unterschrieben. Allerdings sind die überraschenderweise zum Teil noch gar nicht lange in trockenen Tüchern.
"Wir haben in diesem Jahr sehr lange gesucht", erklärt Astrid Schafmeister, Sprecherin des Automobilzulieferers Johnson Controls. Erst in der vergangenen Woche sei der letzte der insgesamt zwölf Auszubildenden gefunden worden. Besonders problematisch sei es gewesen, die Stellen der Industriekaufleute zu besetzten, da viele Abiturienten oder Schüler mit Fachhochschulreife mangelnde Englischkenntnisse gehabt hätten. Auch bei sozialen Fähigkeiten wie beispielsweise Teamgeist seien Defizite festgestellt worden. "Das wird immer schwieriger", erklärt Schafmeister.
Ortwin Walter, Sprecher der Arbeitsagentur Bergisch Gladbach, führt das Problem darauf zurück, dass immer mehr junge Leute versuchten, durch längere Schulbesuche ihrem ursprünglichen Abschluss beispielsweise an der Hauptschule noch eine Krone aufzusetzen. Die Anforderungen der Höheren Handelsschule seien dann aber für viele zu hoch - und aus einem guten Hauptschulabschluss könne so am Ende eine schlechte Fachhochschulreife werden. Sein Tipp (und weitere im Kasten): "Die Schüler sollten nicht mit aller Gewalt noch eine Runde drehen, um zu versuchen, sich auf dem Papier zu verbessern."
Einer der händeringend noch einen Hauptschüler sucht, ist der Burscheider Frisör Sven von Eitzen. 20 Interessenten habe er in seinem Geschäft an der Hauptstraße in den letzten Wochen für die Ausbildung ab August gehabt. Sein Fazit: "Die Bewerbungen sind echt mies." Oft seien keine Fotos dabei, manchmal flatterten nur lose Briefe in Mappen herum - und häufig stimme auch das Erscheinungsbild mit einer ungepflegten Frisur nicht.
Zu einem ganz anderen Urteil kommt Barbara Weber, Personalreferentin bei Federal-Mogul: Alle Ausbildungsverträge im kaufmännischen und technischen Bereich seien bei dem Burscheider Kolbenringhersteller unter Dach und Fach. Ihr Eindruck: "Wir haben festgestellt, dass die jungen Leute sehr qualifiziert sind."