Vom Angstraum zum Wohlfühlort

Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz begrüßt Betrieb des Brunnens.

Foto: Anke von Heyl

Köln. Nach 20 Jahren Pause sprudelt seit dem 14. Juli die wasserkinetische Skulptur des Künstlers Wolfgang Göddertz endlich wieder am Ebertplatz. Im Bilderbuch-Sommer zeigt sich der stark kritisierte Ebertplatz als Wohlfühlort. Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) begrüßt ausdrücklich das Instandsetzen des Brunnens durch die Stadt: „Mit dem Wasser kommt die Freude zurück auf den Platz“, sagt Geschäftsführer Martin Bredenbeck. „Es herrscht wieder ein buntes Treiben, und der Platz erhält seine Aufenthaltsqualität zurück.“

Der Regionalverband Köln des Rheinischen Vereins hatte sich im Mai mit der Bitte an die Stadtverwaltung gewandt, man möge einen möglichen Denkmalwert des in den 1970er Jahren als moderne urbane Fläche geplanten Platzes prüfen. Nachdem der bereits in Gang gesetzte Prüfvorgang überraschend gestoppt wurde und es eine emotionale Diskussion um den „Angstraum“ Ebertplatz gegeben hatte, sah es nicht gut aus für die Anlage, obwohl sie bei Kennern als herausragende Gestaltung der Nachkriegsmoderne gilt.

„Noch immer ist davon die Rede, den Platz 2021 komplett umzugestalten, so dass ein wichtiges Zeugnis moderner Stadtentwicklung verschwinden würde“, heißt es vom RVDL. Die Mitglieder des Arbeitskreises Nachkriegsmoderne im Rheinischen Verein setzen auf die Macht der Bilder und auf erlebbare Qualität. Die mehr als 200 000 Euro teure Instandsetzung des Brunnens habe die Platzatmosphäre deutlich verbessert. Genau das war schon 1977 das Ziel des Künstlers Wolfgang Göddertz, der wusste, wie belebend Wasser auf die Nutzer des Platzes wirken würde.

Für die Experten aus dem Rheinischen Verein steht der Ebertplatz exemplarisch für einen Platztypus der 60er und 70er Jahre, der derzeit an vielen Stellen bedroht ist: abgesenkte, auf mehreren Ebenen verteilte Anlagen, oft mit Sichtbeton gestaltet, oft reich begrünt und mit der erklärten Absicht gestaltet, Verkehrsverteiler zu sein. Solche Gestaltungen prägen den Charakter der modernen Städte entscheidend mit und sind somit identitätsstiftend für mehrere Generationen gewesen.

Der Arbeitskreis Nachkriegsmoderne im Rheinischen Verein gibt seiner Hoffnung Ausdruck, dass angesichts der positiven Wandlung vom „Angstraum“ zum „Wohlfühlort“ der Ebertplatz eine zweite Chance erhält und die Stadt die Umgestaltung noch überdenkt oder ihre Parameter zumindest neu justiert.